Wenn ihr zum HERRN blickt, dann leuchtet euer Gesicht, euer Vertrauen wird nicht enttäuscht.
Psalm 34,6
Es gibt ein schönes altes Sprichwort: „Wer in die Sonne guckt, dessen Gesicht wird erhellt.“ Und genau dasselbe sagt der Psalmbeter über Gott. Wenn wir auf Gott schauen, dann leuchten wir.
Das kennen wir genau. Manchmal, wenn es uns richtig gut geht, dann strahlen wir vor Freude. Das sind zumeist Momente, in denen unser Herz voller Freude ist. So oft sind diese Momente nicht, auch wenn es Menschen gibt, die von innen heraus ganz oft strahlen.
Bei Gott aber sind diese Momente des Strahlens nicht selten. Gott bringt uns ganz oft zum Leuchten. Der Psalmbeter nennt als einen Grund, dass Gott Vertrauen nicht enttäuscht. Aber es gibt eine ganze Menge an Gründen, wodurch uns Gott zum Strahlen bringt: Durch seinen Segen, der Kraft gibt. Durch seine Gnade, die uns Vergebung schenkt. Durch seine Liebe, die uns durchflutet. Durch seine Barmherzigkeit, die uns wärmt. Alles das bringt uns immer wieder zum Strahlen.
Und: Strahlen ist ansteckend. Wer einem leuchtenden Menschen begegnet, der wird selber ein Stück erhellt. Probieren Sie, probiert es mal aus: Ich lächle oft auch mir völlig unbekannten Menschen zu. Und das Spannende: Die meisten lächeln zurück. Manche vielleicht etwas erstaunt, aber doch irgendwie auch berührt.
Und so sind es oft auch Christinnen und Christen, die so sehr mit Freude erfüllt sind, dass es anderen auffällt. Und manchmal fragen sie nach: Was ist denn der Grund, dass du so oft strahlst? Und wenn wir dann von unserem Glauben erzählen, dann können wir zum Leuchten einladen.
Guter Vater!
Amen.
Licht kann man verschenken
Noch vor nicht allzu langer Zeit lebte in einem kleinen Dorf, inmitten der hohen Berge, ein freundliches Volk. Die Menschen hatten immer ein Lächeln auf den Lippen und um ihre Augen hatten sie kleine Lachfalten, die wie Sonnenstrahlen aussahen. Es flossen keine Tränen und niemals gab es Streit.
Doch diese Fröhlichkeit hatte einen Grund. Nie sah man einen Menschen ohne eine Kerze durch das Dorf gehen. Überall nahmen sie ihre leuchtenden Flammen mit. Es waren sehr schöne Kerzen, die die Kinder phantasievoll verzierten. Das warme Licht der Kerzen lockte viele Menschen an.
Wenn die Dorfbewohner am Abend glücklich und müde in ihre Häuser zurückkehrten, trugen sie eine neue bunt verzierte Kerze bei sich. Denn die Freunde und Nachbarn schenkten sich jeden Tag gegenseitig eine leuchtende Kerze. Weil so täglich ein neues warmes Licht hinzukam, ging niemals eine Flamme aus. Kranke und alte Menschen, die ihre Häuser nicht mehr verlassen konnten, erhielten viel Besuch. Die Gäste brachten immer besonders schöne Kerzen mit, um damit die Schmerzen und Traurigkeit dieser Menschen zu vertreiben und ihnen eine Freude zu bereiten.
Doch hoch oben auf dem Gipfel des dunklen braunen Berges wohnte ein grimmiger alter Mann. Er wollte keinen Menschen bei sich haben. Jeden Abend saß er auf einer Bank vor seiner Hütte und schaute ins Dorf hinunter. In der Dämmerung sah er die vielen hübschen Lichter leuchten. Manchmal machte sich der alte grimmige Mann auf den Weg ins Dorf. Eines Tages entdeckte ihn ein kleines Mädchen. Es freute sich über den alten Mann so sehr, dass es ihm eine ihrer schönsten Kerzen schenkte. „Diese Kerze habe ich extra für dich gemacht.“, sagte das kleine Mädchen zu dem Mann. „Pah!“, erwiderte der Alte. „Behalte deinen Stummel. Ich mag ihn nicht. Du musst sowieso beim Schenken vorsichtig sein. Wenn du all deine Leuchten hergibst, hast du bald keine mehr. Dann wird es ganz dunkel und kalt in deinem Haus. Ich rate dir, keine Kerzen mehr zu verschenken.“ Nach diesen Worten verschwand der Mann wieder in den Bergen. Wie ein Lauffeuer verbreitete sich sein Ratschlag im Dorf weiter vor und die Menschen verschenkten keine Kerzen mehr.
Die Menschen veränderten sich: Das Strahlen ihrer Gesichter wechselte in böse Grimassen. Keiner lachte und auf den Straßen und Plätzen versammelten sich keine Gruppen mehr. Alle saßen einsam und traurig in ihren dunklen Häusern und gaben auf ihr letztes schwaches Kerzenlicht acht. Schließlich ging auch die letzte Kerze aus. Es wurde stockfinster und eiskalt.
All diese Ereignisse beobachtete der alte Mann von seinem Berg aus und auf einmal überkam ihn eine große Traurigkeit. Kein einziges Licht entdeckte er mehr unten im Dorf. Das wollte er auch wieder nicht, denn insgeheim hatte er sich über den hellen warmen Schein und das fröhliche Lachen der Menschen im Dorf gefreut. Er lief in den Wald, sammelte trockenes Holz und zündete ein großes Feuer an.
Unten im Dorf konnte man das helle Feuer sehen. Neugierig kamen alle Menschen aus ihren Häusern. Sie konnten ihren Augen nicht trauen, dass gerade von der Hütte des alten grimmigen Mannes ein solch schöner Glanz ausging. Eilig suchten sie alle Laternen und Kerzen zusammen und machten sie gemeinsam auf den Weg zum Gipfel. Schon während des Aufstieges begannen die Menschen wieder miteinander zu reden. Als sie endlich oben angelangt waren, entzündeten sie alle mitgebrachten Leuchten an dem goldenen Feuer, das eine wunderbare Wärme verbreitete.
Am nächsten Morgen, gingen sie gemeinsam und mit ihren brennenden Kerzen in ihr Dorf zurück. Müde, aber sehr glücklich über das wiedergefundene Licht kamen sie im Dorf an. Sofort schenkten sie ihre phantasievoll verzierten leuchtenden Kerzen an die Kranken und Alten, die den weiten Weg nicht mitgehen konnten, weiter. Die Kranken freuten sich sehr über die Lichter. Auf einmal kehrten auch die Sonnenstrahlen in die Gesichter der Menschen zurück, es flossen keine Tränen mehr und immer wenn es einem Menschen nicht gut ging, er Angst hatte oder traurig war schaute er sich das Licht einer brennenden Kerze an.
In den folgenden Tagen hörte man wieder das fröhliche Lachen in den Straßen. Keiner saß mehr alleine und traurig zu Hause. Jeder war unterwegs, um seinen Freunden und Bekannten eine Kerze zu schenken und ihm so eine Freude zu bereiten. Es wurden viele liebevoll verzierte Kerzen verschenkt. Es ist kaum zu glauben, aber die Lichter der Kerzen gingen niemals aus. Denn mit jedem verschenkten Licht ging ein neues Licht an und dadurch erstrahlte das Dorf alsbald in seinem alten warmen Glanz. Was jedoch mit dem kleinen alten Mann auf dem Gipfel des weißen Berges geschehen ist, weiß heute keiner mehr.
Es gibt eine Seite mit den alten Losungsandachten:
https://evangelisch-neuss-sued.de/gottesdienste/beten-zuhause