Warum nimmt mein Leiden kein Ende? Warum will meine Wunde nicht heilen? Ich setze meine ganze Hoffnung auf dich; aber du lässt mich im Stich wie ein Bach, der im Sommer versiegt!
Jeremia 15,18
Wenn ein kleines Kind sich wehtut, dann nehmen wir es in den Arm, pusten über die schmerzende Stelle. Und manchmal singen wir dann auch „Heile, heile Gänschen, es wird bald wieder gut …“ Oft haben dann die Kinder den Schmerz vergessen und spielen munter weiter.
Es gibt aber auch Schmerzen, die einfach nicht aufhören wollen. Ich erinnere mich an eine Frau, die von ihrem Mann betrogen wurde. Diese Erfahrung war für sie so schlimm, dass sie sich nicht mehr traute, sich zu öffnen und sich neu zu binden. Die Angst, wieder enttäuscht zu werden war einfach viel zu groß. Nichts schien zu helfen. Die Zukunft sah traurig aus.
Viele von uns kennen diese Wunden. Auch Jeremia kannte sie. Er klagt gegenüber Gott, dass selbst der ihn verlassen habe. Wie ein versiegender Bach sei Gott, der nicht verlässlich Wasser führe. Jeremia fühlte sich von Gott und den Menschen verlassen. Er klagt.
Und er bekommt eine Antwort von Gott. Und sie lautet: „Ich stehe dir zur Seite, ich schütze dich, ich, der HERR.“ So kann Jeremia neuen Mut und neue Kraft schöpfen, auch wenn sein Weg mit Sicherheit nicht einfach weitergegangen ist.
Die Botschaft für mich lautet darin: Ja, es kann sein, dass du keinen Ausweg mehr siehst. Ja, deine Wunden schmerzen und sie tun immer noch weh. Ja, Gott scheint wie verborgen zu sein. Aber du kannst klagen, schreien, toben, flüstern, in Gedanken bitten – du wirst gehört werden. Gott lässt keinen im Stich, niemanden – auch dich nicht. Dein Leben kann weitergehen. Du musst nicht aufgeben, lass dir helfen.
Guter Vater!
In der Not schreie ich zu dir und hoffe auf deine Hilfe. Amen.
Eine außergewöhnliche Freundschaft (Karin Grandchamp)
Es war einmal eine Schnecke (ich nannte sie Rosi) und ein Regenwurm (ich nannte ihn Rudi). Beide hatten sich angefreundet und dort, wo man Rosi sah, war auch Rudi. Eines Abends, es war herrlich frisch und feucht, wollten beide einen Ausflug machen und krochen auf einem der naheliegenden Steine. Auf diesen Stein hatten sie sich dazu entschlossen, die Nacht gemeinsam zu verbringen. Doch am nächsten Morgen, als sie wieder kehrt machen wollten, schien die Sonne und der Stein wurde so trocken, sodass sie Schwierigkeiten hatten sich ins Gras zurück zu begeben. Rosi fiel es zwar schwer aber sie konnte es gerade noch bewältigen. Rudi hingegen wusste genau, dass er es nicht mehr schaffen würde. Rosi war darüber sehr traurig. Sie wollte Rudi nicht zurück lassen , denn sie wusste ganz genau, dass er sie für immer verlassen würde, wenn sie keinen Ausweg fänden. Rudi kommunizierte mit Rosi und meinte, sie sollte sich so schnell wie möglich ins feuchte Gras begeben bevor beide austrocknen. Rosi war damit gar nicht einverstanden. Sie wollte ihn nicht verlieren, da wahre Freunde sich nicht trennen, vor allem dann nicht, wenn einer in Not gerät. Sie zerbrach sich den Kopf und wollte Rudi unbedingt retten. Keiner konnte ihr helfen. Sie überlegte sehr lange bis ihr eine Idee kam. Eine Idee ihren Rudi zu retten. Sie kroch ganz nahe zu ihm ran und flüsterte ihm zu: "Du weißt doch Rudi, dass wir Schnecken Schleim hinterlassen ". Für Rudi hingegen war das unbegreiflich, was sie ihm da zuflüsterte. Rosi fuhr weiter fort und forderte ihn mit den Worten auf: "Ich werde mich jetzt ins Gras zurück begeben und du folgst mir so dicht wie möglich". Für Rudi war das Alles unverständlich aber er wollte ihr aus Freundschaft diesen vielleicht letzten Wunsch noch erfüllen auch wenn er wusste, dass dieses Vorhaben unmöglich wäre. Also machte sie sich auf und Rudi kroch direkt hinter Rosi, so nah, dass man hätte annehmen können, beide bestanden aus einem Stück. Sie hinterließ so viel Schleim dass Rudi zwar quälend aber dennoch über den feuchten Schleim das Gras gerade noch erreichen konnte. Beide waren am Ende ihrer Kräfte als sie ihr Ziel erreichten. Rudi war seiner Freundin sehr dankbar für ihren Einfall, welcher zu einer geglückten Rettungsaktion führte. Da diese Aktion beiden sehr viel Kraft abverlangte, beschlossen sie eine Pause zu einzulegen um sich wieder zu regenerieren und neue Energie zu sammeln. Rosi und Rudi waren glücklich und keiner der beiden zweifelte an der wahren Freundschaft die sie verbunden hat.
Solltest du auch echte Freunde haben, dann achte drauf, dass Freundschaft aus Nehmen und Geben besteht sowie Glück und Leid zu teilen. Zudem wirst du, wenn du einmal in Not gerätst, sehr schnell feststellen, wer zu deinen Freunden gehört und wer nicht.
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