Mein Vater und meine Mutter verlassen mich, aber der HERR nimmt mich auf.
Psalm 27,10
Merkwürdig wie eine solche Tageslosung auf einmal mich anspricht. Gerade eben war ich bei meinen Eltern, die in diesem Jahr ihren 95. Und 90. Geburtstag feiern werden, so Gott will. Welch ein Geschenk, dass sie gemeinsam so alt werden dürfen.
Als ich geboren wurde haben mich die leiblichen Eltern weggegeben. Der Erzeuger hatte wohl den Eindruck, ich sei das Ergebnis eines Seitensprungs. „Meine Mutter und mein Vater verlassen mich“.
Und so kam ich zu meinen Eltern. Ich wuchs behütet und mit viel Liebe auf. Und mit gut 30 Jahren habe ich dann durch Gottes Fügung meine Brüder und meine leiblichen Eltern kennengelernt. Beide Brüder waren mehrmals im Gefängnis, beide drogenabhängig. Der Ältere ist an Heroinmissbrauch gestorben. Wenn ich dort geblieben wäre, dann hätte ich genauso eine „Karriere“ hingelegt.
„Aber der Herr nimmt mich auf.“ Diese Erfahrung habe ich machen dürfen und ich bin dafür zutiefst dankbar. Und sie macht mir Mut und macht mich stark. Ich kann mich auf meinen Gott verlassen. Er hat etwas mit mir und meinem Leben vor.
Ja, ich glaube fest daran, dass Gott mit Jedem und Jeder etwas vorhat. Manches, besonders Schwieriges können wir nicht verstehen. Und doch bin ich davon überzeugt, dass jedes Leben vor Gott seinen ganz speziellen Sinn hat. Auch dein und Ihr Leben hat einen ganz speziellen Sinn. Den erkennen wir vielleicht nur in den seltensten Fällen. Ich hoffe aber darauf, dass ich später einmal verstehe, was mir jetzt nicht gelingen mag. Gott, so hoffe ich, wird es mir erklären und dir und Ihnen auch.
Guter Vater!
Ich halte mich an dir fest. Amen.
Glücklicher Zufall oder dunkles Geschick? (Hermann Häring)
Es geht um einen jungen Mann, 32 Jahre alt, bindungsunfähig und ewiger Student. Er befindet sich in einer Lebenskrise. An einem Nachmittag bricht er im Garten seines Hauses in Tränen aus. Wie zufällig hört er aus dem Nachbargarten eine Kinderstimme: „Nimm, lies, nimm, lies!“ Diesen Strohhalm ergreift er, nimmt ein Buch das zufällig zur Hand ist. Er schlägt es nach dem Zufallsprinzip auf und stößt auf eine Stelle, die zu Enthaltsamkeit und Selbstdisziplin mahnt. Seinem Freund ergeht es ähnlich. Beide gehen ins Haus, um der Mutter des jungen Mannes davon zu berichten, Daraufhin bricht sie in Freuden aus, denn endlich habe sich ein Traum erfüllt, den sie Jahre zuvor gehabt habe.
Ist das ist eine Geschichte von Zufällen - oder von Fügung? Die Geschichte ereignete sich 386 in Mailand; der junge Mann hießt Augustinus, dessen Mutter Monika. Das Buch war die Bibel. Für Augustins gläubige Leser ist die Antwort seitdem unbestreitbar: Was man hier auch Zufall nennen mag, an diesem Nachmittag hat sich Gottes Vorsehung ereignet. Da hat Gott selbst gehandelt oder, wie Augustinus dann in Gebetsform von seiner Mutter schreibt: „Du hast ihre Trauer in Freude gewandelt, viel reichlicher, als ihr Wunsch gegangen war.“
www.blogs.uni-mainz.de/studgen/files/2019/02/Haering_Manuskript_01-06-05.pdf
Es gibt eine Seite mit den alten Losungsandachten:
https://evangelisch-neuss-sued.de/gottesdienste/beten-zuhause