Der HERR hat mir ein neues Lied in meinen Mund gegeben, zu loben unsern Gott.
Psalm 40,4
Es ist immer einfach zu singen und zu loben, wenn es einem gut geht. So heißt es ja auch: „Wem das Herz voll ist, dem geht der Mund über.“ Manchmal muss die Freude einfach raus und dann singen wir aus vollem Halse. Wer z.B. einmal erlebt hat, wie im Stadion des BVB Dortmund mit 80.000 Menschen gesungen wird, der wird es nie vergessen.
Die Geschichte des ehemaligen Bischofs Lilje zeigt aber auch, dass es in schlimmen und schweren Situationen auch möglich ist zu singen. Alleine das Hören der Melodie eines bekannten Kirchenlieds wird zum Quell großer Freude und sofort mit einem anderen Lied beantwortet. In der Bibel wird auch über Silas und Paulus berichtet, die im Gefängnis singen, obwohl ihnen auch alles andere als wohl ist und sie nicht wissen, ob sie dieses Gefängnis noch einmal verlassen können.
Dieses Singen hat dann zwei ganz wichtige Funktionen: Zum einen ist das Singen ein Festhalten an der bekannten Melodie und dem bekannten Text. Beides gibt Halt in unsicheren Zeiten. Dies merke ich auch immer in den Gottesdiensten im Heinrich-Grüber-Haus, unserem Altenheim. Obwohl viele BewohnerInnen dement sind, singen sie aus vollem Herzen die bekannten Schlager mit wie „Lobe den Herrn“ und andere Lieder.
Zum anderen ist das Singen gerade in der Bedrängnis auch ein Zeichen der Dankbarkeit und der Bitte gleichzeitig. Hier spürt jemand, dass er gerade in der Bedrängnis von Gott gehalten wird. Das bringt ihn zum Loben Gottes. Und gleichzeitig bitte man auch um Befreiung aus der Bedrängnis bzw. um Kraft, die Bedrängnis auszuhalten.
Guter Vater!
Dich immer an meiner Seite zu erfahren, gibt mir Halt. Amen.
Im finsteren Tale (Hanns Lilje)
Es war Sonntag, der 20. August 1944- mein 45. Geburtstag, im Gefängnis der Gestapo. Der Tag war von jener blendenden Majestät, wie ich ihn mir für diesen Tag gewünscht hatte. Da hörte ich plötzlich aus einem Fenster im andern Gefängnisflügel jemanden hallend über den Platz pfeifen: Wer nur den lieben Gott lässt walten…. Wie elektrisiert sprang ich ans Fenster und antwortete, sobald der unbekannte Christ drüben das Lied beendet hatte: O dass ich tausend Zungen hätte….Wir wechselten pfeifend noch je eine Strophe, bis drüben der Wachposten mit polterndem Lärm ein Ende machte und auch der Posten auf meinem Gang nahte. Da begannen in der Ferne die Glocken zu läuten; ich versuchte, am Stande der Sonne die Uhrzeit zu erraten, und dann feierte ich mit der Gemeinde den Gottesdienst.“
Es gibt eine Seite mit den alten Losungsandachten:
https://evangelisch-neuss-sued.de/gottesdienste/beten-zuhause