Aber ich habe für dich gebetet, dass dein Glaube an mich nicht aufhört. Wenn du dann wieder zu mir zurückgefunden hast, musst du deine Brüder und Schwestern im Glauben an mich stärken!«
Lukas 22,32
Jesus weiß, was er an Petrus hat. Petrus ist eine der schillerndsten Menschen des Neuen Testaments. Auf der einen Seite ist er mutig. Bei der Verhaftung Jesu zieht er sein Schwert und will Jesus gegen die Soldaten verteidigen. Auf der anderen Seite scheitert er immer wieder. Und genau das sagt Jesus ihm wenige Verse später voraus. „Bevor der Hahn zweimal kräht, wirst du mich dreimal verleugnen.“ Und tatsächlich, es geschieht so.
Und doch vertraut Jesus Petrus. „Du bist der Fels, auf den ich meine Kirche baue!“ Und er sagt ihm das auch zu: Ich habe für dich gebetet. Du musst später deine Geschwister im Glauben an mich stärken.
Und genau das passiert später. Petrus wird in der Urgemeinde in Jerusalem zusammen mit der Familie Jesu zu der treibenden Kraft. Er verkündet die frohe Botschaft von der Liebe Gottes. Und laut der Legende soll er später wie Jesus selbst gestorben sein.
Für Gott ist es nicht schlimm, dass Petrus scheitert an seinem Versprechen, Jesus nicht zu verleugnen. Er baut trotzdem auf ihn. Mir macht das Mut. Ich muss nicht perfekt sein. Gott vertraut mir, auch wenn ich mich auf falschen Wegen befunden habe. Irren ist menschlich, findet auch Gott.
Für mich hat das noch eine Konsequenz: Wenn Gott so gnädig ist, dann bin auch ich aufgefordert, gnädig zu sein. Dann muss ich nicht jede Handlung eines anderen auf die Goldwaage legen. Dann kann auch ich großzügig sein im Verzeihen und im Vergeben. Denn wenn ich beschenkt werde, dann bin ich aufgefordert, auch selbst zu schenken.
Guter Vater!
Gib mir ein großes verzeihendes Herz. Amen.
Ein Versprechen
Eine alleinstehende Frau hatte über Jahrzehnte ihre kleine Oberwohnung an eine Mutter mit ihrer schwerbehinderten Tochter vermietet. Die drei Frauen teilten sich freundschaftlich alle Arbeiten in dem alten Haus. Die behinderte Tochter wurde erwachsen und hatte im Ort eine kleine, einfache Arbeit gefunden. Eines Tages erkrankte die Mutter ernsthaft, und nach einem Jahr von Operationen und Behandlungen nahte ihr Lebensende. Der Arzt hatte ihr offen gesagt, dass es keine Besserung mehr geben würde. Als ihre Kräfte zu Ende waren und der Tod spürbar nahe kam, hatte die Mutter nur noch die eine große Sorge, was mit ihrer behinderten Tochter würde, wenn sie nicht mehr für sie sorgen könnte. Am Abend vor ihrem Tod rief sie in ihrer großen Not nach der Vermieterin und bat sie unter Tränen und als Sterbende, ihr zu versprechen, dass sie sich um ihre Tochter kümmern würde. Die Frau versprach es der Mutter, um ihr die große Sterbensnot und den Abschiedsschmerz zu lindern, obwohl sie in ihrem Herzen wusste, dass sie das nicht würde halten können. Die Mutter schlief daraufhin in der Nacht beruhigt ein. Einige Jahre noch lebte die behinderte Tochter im Haus der Frau. Dann musste sie in ein Heim übersiedeln, weil sie ihr Leben nicht allein bewältigen konnte. Als die Vermieterin selber älter wurde und ihr Ende spürte, wurde die Last des nicht gehaltenen Versprechens immer größer. Sie hatte gedacht, die Zeit würde diese Wunde heilen. Aber je mehr Zeit verging, desto größer wurde ihre Not. So offenbarte sie sich in der Seelsorge und brachte ihre Schuld unter das Kreuz. Erst unter dem Zuspruch der Vergebung konnte sie wieder den Alltag bewältigen und die Nächte wieder normal schlafen. - Was haben Menschen nicht alles versprochen, sich selber, anderen Menschen, und auch Gott! Und was haben sie davon wirklich gehalten? Ich glaube, wir Menschen sind ein Versprechen, das nicht gehalten werden kann. Nur Gott hält wirklich ganz, was er uns versprochen hat. Und das ist unser Glück.
Es gibt eine Seite mit den alten Losungsandachten:
https://evangelisch-neuss-sued.de/gottesdienste/beten-zuhause