Du nimmst die Bitten der Armen an, du hörst ihr Rufen, HERR, du machst ihnen Mut.
Psalm 10,17
Armut. Ja, es gibt in unserem Land Menschen, die arm sind. Sie sind es, weil sie deutlich weniger besitzen und oder verdienen als der Durchschnitt. Es gibt etliche Millionen, die sehr genau überlegen müssen, wofür sie ihr Geld ausgeben. Das ist einfach anstrengend. Und doch muss in Deutschland niemand hungern. Die staatliche Unterstützung mag zwar knapp bemessen sein, aber sie lässt Menschen nicht hungrig sein. Und die vielen ehrenamtlichen Helfer bei den Tafeln tun ihr Übriges.
In Namibia habe ich eine andere Armut kennengelernt. Die staatliche Rente beträgt ca. 70 € im Monat. Wer nicht in der Familie lebt oder nicht weiterarbeiten kann, der hungert. Dann bleibt nicht mehr als ein wenig Maisbrei mit Instantbrühe und Hunger. Und gleichzeitig gibt es Farmen, die riesig sind, z.B. 40x40 km groß. Sie gehören einer Familie. Extreme Unterschiede zwischen reich und arm.
Und doch sind diese Menschen, die teilweise in erbärmlichen Papp- oder Wellblechhütten leben am Sonntag schick angezogen und feiern voller Freude Gottesdienst. Denn hier im Gottesdienst werden sie gesehen. Sie werden wahrgenommen. Sie sind wichtige und wertvolle Menschen und nicht nur Hungrige, die jeden Tag neu kämpfen müssen. Hier singen sie, hier tanzen sie, hier machen sie Musik. Hier können sie für eine Zeitlang vergessen, wie schwer das Leben manchmal ist. Einfach zu hören: „Du bist Gottes geliebtes Kind“ – das macht Mut für das Leben. Als ich einen Mann völlig fassungslos in seiner dreckigen Papphütte besuchte, fragte ich ihn, warum er nicht wütend wird. Seine Antwort: „Weil ich Hoffnung habe.“
Guter Vater!
Wie gut, dass vor dir jede und jeder wichtig ist und geliebt wird. Amen.
... denn ihrer ist das Himmelreich!
Der Fabrikant Baumeister lehnt sich zurück, wischt sich mit der Serviette den Mund ab und nimmt noch einen Schluck Wein. „Das war ein hervorragendes Weihnachtsmenü", brummt er, mit sich und seiner Frau zufrieden. Als Vorspeise servierte sie geräuchertes Forellenfilet auf Feldsalat und dann gab es klare Brühe mit Einlage.
„Und das Hauptgericht, die Weihnachtsgans mit Rotkohl und Kartoffelklößen, hat Ihre Frau hervorragend zubereitet", pflichtet der Pfarrer bei, der an diesem Hl. Abend bei der Familie Baumeister zu Gast ist.
„Als Nachtisch habe ich eine Welfencreme angerührt", sagt die älteste Tochter und ein gewisser Stolz schwingt in ihrer Stimme. „Zu Weihnachten kochen wir immer selbst, zu anderen Ereignissen lassen wir uns auch öfter vom Party-Service etwas kommen, aber die selbst gebratene Weihnachtsgans ist Tradition in unserer Familie", stellt Frau Baumeister fest. Ihr Mann zündet sich eine Zigarre an und streicht sich genüsslich über den wohlgeformten Bauch. Als er den dicken Qualm in die Luft bläst und das Streichholz durch schnelles Hin- und Herbewegen löscht, meint er ein wenig nachdenklich: „Warum gibt es so viele hungernde Menschen? Liebt Gott diese Geschöpfe nicht?"
Der Pfarrer schaut auf, nickt mit dem Kopf: „Gott liebt diese Menschen und er wird sie einmal zu sich in sein Reich nehmen."
Dann sieht er den reichen Fabrikanten an: „Aber Gott liebt auch Sie und mich. Er gibt auch uns eine Chance."
Hier sind alte Andachten zu finden: