Wer Gelegenheit hat, Gutes zu tun, und tut es trotzdem nicht, der wird vor Gott schuldig.
Jakobus 4,17
Es hat lange gedauert bis die Justiz einen guten Umgang mit den Verbrechen des dritten Reiches gefunden hat. Jahrzehntelang galt die Regel: Nur wer z.B. Jüdinnen und Juden misshandelt oder getötet hatte, der oder die wurde angeklagt. Und so blieben alle diese unbehelligt, ohne die das Massenmorden gar nicht funktioniert hätte: Die Schreibtischtäter. Viel zu spät hat dann die Justiz begriffen, dass es auch ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit ist, wenn man als Wachmann oder Sekretärin daran beteiligt war. Sie folgte der Logik: Niemand musste Unterstützer(in) des Holocaust sein.
Der Jakobusbrief bezieht genau diese Logik nicht auf die schlimmen Verbrechen, sondern auf das Nicht-Tun von guten Taten. Wer dies kann und nicht tut, der oder die wird schuldig.
Es gibt niemanden, der oder die nicht die Gelegenheit hat, Gutes zu tun. Das muss beileibe nicht eine finanzielle Unterstützung in Form z.B. von Spenden sein. Das kann auch genauso gut ein liebes Wort oder eine liebe Geste sein.
Ich werde nachdenklich: Wann habe ich die Gelegenheit gehabt, Gutes zu tun und habe es nicht getan? Da fallen mir spontan ganz viele Situationen ein: Ein achtloses Vorbeigehen, das Wegsehen bei einer Kollegin, das Nichteinspringen bei jemandem, der die Hilfe gebraucht hätte.
Ja, ich gestehe mir auch Fehler zu. Ja, ich bin oft einfach müde und kaputt. Ja, auch meine Kraft ist begrenzt. Alles okay. Ich muss nicht 24 Stunden täglich durch die Gegend laufen und nach Hilfebedürftigen Ausschau halten. Aber wie gut, dass mich Jakobus daran erinnert, dass zum Christsein offene Augen, ein offenes Herz und tätige Ohren und Hände gehören.
Guter Vater!
Lass mich erkennen, wo ich nötig bin. Amen.
Hilf, Herr meines Lebens (Gustav Lohmann, Markus Jenny)
Hilf, Herr meines Lebens, dass ich nicht vergebens hier auf Erden bin.
Hilf, Herr meiner Tage, dass ich nicht zur Plage meinem Nächsten bin.
Hilf, Herr meiner Stunden, dass ich nicht gebunden an mich selber bin.
Hilf, Herr meiner Seele, dass ich dort nicht fehle, wo ich nötig bin.
Hilf, Herr meines Lebens, dass ich nicht vergebens hier auf Erden bin.
Es gibt eine Seite mit den alten Losungsandachten:
https://evangelisch-neuss-sued.de/gottesdienste/beten-zuhause