Wenn ihr den andern vergebt, was sie euch angetan haben, dann wird euer Vater im Himmel euch auch vergeben. Matthäus 6,14
Ich erinnere mich an ein Gleichnis Jesu. Da vergibt ein Herr seinem Knecht eine sehr große Geldschuld. Als dieser dann von einem anderen Knecht unbarmherzig dessen Schulden eintreibt, bekommt sein Herr dies mit. Voller Zorn nimmt er den Schuldenerlass zurück den er zuvor gewährt hatte. Wie heißt es in der Bitte des Vaterunsers: Und vergib uns unsere Schuld wie auch wir vergeben unseren Schuldigern.“
Ich glaube nicht, dass es um ein Aufrechnen geht. Frei nach dem Motto: Du hast jemanden 100,- € Schulden erlassen, jetzt gehen auch von deinem Schuldkonto 100,- € zurück. Nicht die äußere Summe oder Größe sind entscheidend. Es geht um eine innere Haltung.
Wer anderen gegenüber Barmherzigkeit übt, der tut dies aus seinem Glauben heraus. Denn er oder sie erkennen, dass kein Mensch ohne Schuld lebt. Es gibt schlicht kein Leben ohne Schuld. Manchmal können wir sogar nur zwischen der größeren und der kleineren Schuld wählen.
Noch ein anderer Gedanke: Vergebung von Schuld entlastet nicht nur einen Menschen. Vergebung von Schuld entlastet zwei Menschen: Sie entlastet den, dem Schuld vergeben wird. Sie entlastet aber auch den, der vergibt. Denn er muss das ihm gegenüber begangene Unrecht nicht weiter als Last mit sich herumschleppen.
Dabei ist es wichtig, dass man keine Barmherzigkeit und keine Vergebung einfordern kann. Beide sind einfach ein Geschenk, das jemand einem anderen schenkt oder auch nicht. Um Barmherzigkeit und um Vergebung kann man den oder die andere bitten und dann darauf hoffen, dass die Bitte erhört wird.
Guter Vater!
Deine Liebe gibt uns die Möglichkeit, Vergebung zu leben. Amen.
Ludwig der IX.
Ludwig der IX. von Frankreich (25. 4. 1214 bis 25. 8. 1270), genannt
der Heilige, kam schon mit zwölf Jahren auf den Thron. Während seiner
Minderjährigkeit erhoben sich verschiedene Adelsgeschlechter gegen ihn,
wurden aber von seiner tatkräftigen Mutter niedergeworfen. Als Ludwig
dann die Herrschaft übernahm, flüchteten verschiedene seiner Widersacher
ins Ausland. Grund zu dieser Flucht war das Gerücht, der König habe eine
Namensliste derer anfertigen lassen, die ihm die Krone streitig gemacht
hatten. Hinter jedem Namen habe er ein Kreuz gemacht. Das wurde so
gedeutet, dass der König alle Männer, die auf der Liste standen, umbringen
lassen wollte.
Als König Ludwig davon hörte, ließ er den Geflüchteten mitteilen, sie
möchten ruhig nach Frankreich zurückkommen, es werde niemanden etwas
Böses widerfahren.
Und die Kreuze hinter den Namen? Ludwig erklärte: „Das Kreuz
bedeutet nicht den Tod meiner Feinde! Es soll mich allezeit an das Kreuz
meines Erlösers erinnern und mich zur Vergebung bereitmachen!“
Es gibt eine Seite mit den alten Losungsandachten:
https://evangelisch-neuss-sued.de/gottesdienste/beten-zuhause