Und ihr sollt mir ein Königreich von Priestern und ein heiliges Volk sein.
Israel ist aus Ägypten geflohen, Mose hat das Meer geteilt. Nach drei Monaten gelangen sie zum Berg Sinai. Mose geht nach oben und redet mit Gott. Dieser sagt ihm noch einmal: Ihr seid ein ganz besonderes Volk. Ein heiliges Volk, mein Volk.
Bis heute ist Israel das geblieben: Ein besonderes Volk, Gottes Volk. Wir als Christen haben das erst spät begriffen, dass wir die jüngeren Geschwister sind. Wir sind durch Jesus mit hineingenommen in die Kindschaft Gottes. Und dadurch sind auch wir eine besondere Gemeinschaft, eine Gemeinschaft der Heiligen.
Gemeinschaft der Heiligen? Laufen wir jetzt alle mit einem Heiligenschein durch die Gegend oder benehmen wir uns besonders fromm?
Nein, Christinnen und Christen sind nicht besser als alle anderen auch. Auch unter uns gibt es Scheinheilige und Schmutzpuckel. Die Gemeinschaft der Heiligen bedeutet etwas anderes: „Heilig“ ist, wer mit Gott Gemeinschaft hat – und jenseits dieser Gemeinschaft ist nichts „heilig“. Darum ist Heiligkeit nichts anderes als Zugehörigkeit zu Gott. Und „Heilige“ sind Menschen, die am „Heiligen“ teilhaben.
Das verbindet uns dann wirklich zutiefst mit den jüdischen Geschwistern. Wie konnte man als Christ nur auf die Idee kommen, etwas Besseres zu sein als ein Jude? Unbegreiflich. Und langsam wächst in uns auch noch ein anderes Wissen. Je tiefer wir im christlich-islamischen Dialog sind, so stellen wir immer mehr fest, dass auch die Muslima und Muslime unsere Geschwister sind, Heilige vor Gott, unsere Schwestern und Brüder.
Guter Vater!
Lege deinen Segen auf die Gemeinschaft der Heiligen. Amen.
Gemeinschaft der Heiligen
Hans Flick
Eine wahre Begebenheit aus dem Elsass
Ein Mann aus dem Elsass wurde im Alter so taub, dass er sonntags im Gottesdienst nicht ein einziges Wort verstehen konnte. Trotzdem besuchte er treu Sonntag für Sonntag den Gottesdienst und saß immer auf seinem alten Platz. Einmal hielt ihn am Ausgang der Pfarrer zurück und brüllte dem Alten ins Ohr: “Es ist doch ein Jammer, dass Sie von der Predigt nicht ein einziges Wort verstehen können, es muss doch sehr langweilig für Sie sein!” Doch der alte Herr schwieg. Dann fuhr der Pfarrer fort:” Wenn Sie lieber daheim bleiben wollen, schicke ich Ihnen jeden Sonntag mein Predigt-Manuscript zu, dann können Sie das alles in Ruhe lesen.“ Lächelnd schüttelte der alte Mann den Kopf und antwortete verschmitzt: “Gemeinschaft der Heiligen“.
Den Pfarrer überraschte diese Reaktion, da diese “Drei-Worte-Predigt” des Schwerhörigen sehr eindrucksvoll war.
Dieser fast taube Mann war der Vater des bekannten Theologen und berühmten Afrika-Arztes Albert Schweitzer.