Wir wissen, dass wir es nicht verdient haben. Wir vertrauen nicht auf unsere Leistungen, sondern allein auf dein großes Erbarmen.
Daniel 9,18
Der Prophet steht bei diesem Satz voll im Dienst seines Volkes. Stellvertretend für das Volk Israel bekennt er die Schuld. Israel hatte sich von seinem Gott abgewandt. Dies beschreibt der Prophet lang und deutlich. Und schließlich bittet er Gott um dessen Erbarmen. „Wir haben es nicht verdient! Und wir hoffen auf dein Erbarmen.“
Vielleicht passiert es nicht oft, aber auch wir stehen manchmal vor Gott mit leeren Händen da. Eine an Krebs erkrankte Frau sagte mir letztens: „Ich habe schon so lange nicht zu Gott gebetet und nun soll ich ihn um Heilung bitten?! Das ist nicht fair!“
Aber genau das empfinde ich als einen Schatz unseres Glaubens. Jesus versucht einmal den Jüngern deutlich zu machen, dass bei Gott andere Maßstäbe gelten. Er erzählt ein Gleichnis von den Arbeitern im Weinberg. Alle bekommen am Ende des Tages den Lohn für einen Tag ausbezahlt. Die, die den ganzen Tag gearbeitet haben und die, die erst eine Stunde geschuftet haben. Gottes Maßstab. Damals haben das die ersten Arbeiter als unfair empfunden, obwohl sie einen gerechten Tageslohn erhalten haben. Aber die letzten werden sich dagegen gefreut haben.
Können wir überhaupt bei Gott von Verdienst reden? Ist nicht auch die Ausdauer, das Durchhalten, das Festhalten ein Geschenk Gottes? Vielleicht hilft eine andere Perspektive. Wenn Menschen in Gefahr sind, dann freuen wir uns über den ersten der gerettet wird und über die letzte. Wichtig ist nicht der Zeitpunkt, sondern die Rettung selbst. Ob Gott wohl so herum denkt? Nun wir werden ihn einmal später danach fragen können.
Guter Vater!
Deine Gerechtigkeit und deine Maßstäbe sind meine Rettung. Amen.
Wer war es denn?
»Tabea, komm bitte zu mir!« Die Zehnjährige geht zum Vater ins Arbeitszimmer. »Tabea«, sagt der Vater, »warum gibst du nicht zu, dass du die beiden Seiten aus Martins Lesebuch herausgerissen hast! Dass so etwas passiert, wenn man ein Buch hastig aufhebt oder gar in Wut an sich reißt, ist nicht so schlimm wie deine Lüge, Tabea!«
Tabea bringt keinen Ton heraus.
»Sagst du nichts?« Vaters Stimme wird drohend. Tabea schüttelt den Kopf. »Antworte!« schreit der Vater.
»Ich habe es nicht getan«, schreit nun auch Tabea.
Sie bekommt eine kräftige Ohrfeige. Sie weint, ist wütend. Auch der Vater ist wütend.
»Du bleibst in deinem Zimmer, bis du die Wahrheit sagst!«
Tabea war es wirklich nicht. Sie hat diese ungerechte Behandlung nie vergessen. Erst als sie selbst erkannte, dass vor Gott kein Mensch gerecht ist - auch sie nicht, dass auch wegen ihrer Ungerechtigkeit Jesus am Kreuz hatte sterben müssen - erst als sie das erkannt hatte, konnte sie diese alte Ungerechtigkeit ihres Vaters vergeben und vergessen.
Es gibt eine Seite mit den alten Losungsandachten:
https://evangelisch-neuss-sued.de/gottesdienste/beten-zuhause