Aber weil ich mich mit euch verbunden habe und die Ehre meines Namens auf dem Spiel steht, bezwinge ich meinen Zorn und vernichte euch nicht.
Jesaja 48,9
Das klingt aber sehr nach alttestamentlichem Rachegott. „Ehre meines Namens“ „bezwinge ich meinen Zorn“ – das sind mir sehr fremde Worte. Auch ein paar Sätze weiter lässt mich der Satz ratlos dort stehen: „Soll ich mich von anderen Völkern verhöhnen lassen.“ Diese Seite Gottes ist mir sehr fremd. Ich kann damit wenig anfangen.
Die zweite Seite allerdings kommt mir sehr nahe. Und in ihr zeigt sich Gott als jemand ganz Anderes. „Weil ich mich mit euch verbunden habe …“ Hier kommen wir wirklich zur Wurzel der Beziehung zwischen Gott und den Menschen. Weder das Volk Israel noch wir schaffen es aus eigenem Handeln so zu sein, dass wir die Liebe und Nähe Gottes dadurch erreichen können oder geschweige denn uns verdient hätten. Gott ist ja gerade deswegen so sauer, weil sich sein Volk von ihm abgewendet hat und sich auf sich selbst bzw. andere Götter verlassen hat.
Alleine der Wille Gottes zur Verbundenheit mit dem Menschen schafft überhaupt eine mögliche Nähe. Nur weil er uns nahe sein will, gibt es für uns diese Nähe. Dies ist beim Volk Israel so als Gott sich seines Volkes erbarmt. Und dies ist genauso beim Geschehen im Stall, wo Gott aus seiner Liebe heraus zu dem kleinen Kind im Stall wird.
Wie können wir darauf reagieren? Eigentlich nur mit ungläubigem Wundern über diesen Willen Gottes. Wundern darüber, dass er sich an den Menschen bindet, obwohl der ihn so oft enttäuscht hat und die Beziehung nicht schon längst an den Nagel gehängt hat.
Guter Vater!
Danke für deine Geduld. Amen.
Heilige Edith Stein (1891–1942)
Als die Philosophin Edith Stein ins Karmeliterkloster eintrat, waren die praktischen Aufgaben des Klosterlebens eine echte Herausforderung für sie. Weder Kochen noch Gartenarbeit oder Putzen gehörten zu ihren Stärken. Eines Tages wurde sie von einer Mitschwester streng ermahnt: „Überlege mal, ob Jesus mit deiner Arbeit zufrieden wäre!“
Edith Stein lächelte und erwiderte trocken: „Mir scheint, Gott hat eine Menge Geduld mit mir. Fast so, als würde er sagen: ‚Das wird schon, meine Tochter. Du musst nur noch ein wenig üben.‘“