Und ich will ihnen ein anderes Herz geben und einen neuen Geist in sie geben und will das steinerne Herz wegnehmen aus ihrem Leibe und ihnen ein fleischernes Herz geben, damit sie in meinen Geboten wandeln und meine Ordnungen halten und danach tun.
Hesekiel 11, 19+20
Ich bleibe bei dem Ausdruck steinernes Herz stehen. Ein Herz aus Stein ist ein Herz ohne Gefühle. Ein Herz aus Stein kann sich selbst nicht lieben. Und ein Herz aus Stein kann auch niemand anderen lieben. Es ist unfähig zu Reue, Mitleid, Erbarmen, Wut. Es ist einfach tot.
Ich glaube, es gibt viele Herzen aus Stein in unserer Welt. Herzen sind versteinert, weil sie verletzt wurden. Herzen sind versteinert, weil sie nur noch an sich selbst gedacht haben. Herzen sind versteinert, weil sie ungeliebt geblieben sind. Herzen aus Stein machen unsere Welt einfach eiskalt.
Das Schlimme ist, dass es so unendlich schwer ist, steinerne Herzen wieder zum Leben zu erwecken. Es braucht eine große Geduld, eine große Kraft und unendlich viel Liebe, damit ein steinernes Herz wieder zu schlagen und zu fühlen beginnt. Manchmal ist dies für andere einfach zu viel. Sie sind mit der Aufgabe überfordert.
Gott aber hat genug Geduld, Ausdauer und Kraft. Und vor allem hat Gott unendliche Liebesreserven. Die reichen allemal für die versteinerten Herzen. Denn Gott möchte Menschen dazu bringen, sich selbst, andere und ihn zu lieben. Gott möchte Menschen, die ein gutes erfülltes Leben führen können – ein Leben, dass sie sich selbst ausgesucht haben.
Gott möchte ein freies Gegenüber mit einem weichen Herzen, mit Gefühl für sich selbst und für andere. Also nehmen wir unser Herz in beide Hände, vertrauen es Gott an.
Guter Vater!
Bitte sorge dich auch um mein Herz. Amen.
Das kalte Herz
Der Kohlenmunk Peter hatte es satt, ein armer Köhler zu sein. Er wünschte sich genau so viel Reichtum und Ansehen wie der dicke Flößer Ezechiel. Dann, so meinte er, sei sein Glück vollkommen.
Es ging die Sage vom Glasmännlein, dem „Schatzhauser”, der schon so manchen reich gemacht habe. Peter zog in den Wald und fand das Glasmännlein auch. Das versprach ihm drei Wünsche zu erfüllen. Es sollten nur keine törichten sein. Aber Peter hatte nichts anderes im Kopf, als sich Geld zu wünschen. Er bekam es, aber der Schatzhauser verließ ihn voll Wut, denn das Wichtigste, den Verstand dazu, den hatte Peter vergessen.
So geschah es, dass Peter Munk zwar bald ein reicher Mann war, aber all sein Geld verspielte und schnell vor dem Ruin stand. Da suchte er den anderen auf, der schon öfters seine Dienste angeboten hatte: den ungeheuren Flößer Holländer Michel. Mit ihm vereinbarte er einen Handel. Peter sollte sein Leben lang Geld und Ansehen haben, so viel er wollte, dafür aber müsse er dem Holländer Michel sein lebendig schlagendes Herz geben. Peter willigte ein, denn sein warmes Herz hatte ihm schon manch Ungemach bereitet. Er erhielt stattdessen ein steinernes Herz.
Von da ab fehlte es dem Peter Munk an nichts mehr. Er heiratete das lieblichste Mädchen der ganzen Gegend. Allein: lieben konnte er sie nicht und freuen konnte er sich auch nicht mehr. Er verstieß seine Mutter, die in großer Armut lebte, und am Ende erschlug er gar seine Frau, weil sie einem armen alten Mann zu essen gegeben hatte.
Da packte ihn doch so etwas wie Reue, so weit er sie mit seinem steinernen Herzen empfinden konnte, und er machte sich wieder auf, das Glasmännlein zu suchen. Kein anderer war der alte Mann gewesen, den seine Frau gespeist, und um ihrer Gutherzigkeit Willen erklärte sich der Schatzhauser bereit, Peter zu helfen. Mit einer List gelang es dem Reuemütigen, sein schlagendes Herz wieder zurückzubekommen. Und seine warmen Gefühle machten auch seine Frau wieder lebendig. So lebte er noch lange Zeit glücklich als bescheidener, aber beliebter und angesehener Köhler.
Es gibt eine Seite mit den alten Losungsandachten:
https://evangelisch-neuss-sued.de/gottesdienste/beten-zuhause