Aber dann erschien die Freundlichkeit und Menschenliebe Gottes, unseres Retters. Wir selbst hatten keine guten Taten vorzuweisen, mit denen wir vor ihm hätten bestehen können. Nein, aus reinem Erbarmen hat er uns gerettet durch das Bad der Taufe – das Bad, in dem wir zu einem neuen Leben geboren wurden, erneuert durch den Heiligen Geist.
Titus 3, 4+5
Titus beschreibt in seinen Sätzen das, was Luther viele Jahrhunderte später wieder entdeckte: Wir werden nicht durch das gerecht und gut, was wir tun. Wir werden durch das gerecht und gut, was uns aus Erbarmen und Liebe geschenkt wird. Die Taufe ist dabei das Symbol der Verbundenheit mit Gott. Denn in der Taufe bekennt der Mensch: Ich will zu dir gehören! Und in der Taufe verspricht Gott: Ich werde dich dein Leben lang begleiten und auch darüber hinaus. Und dadurch werden Menschen wie neugeboren.
Das Spannende ist, dass dieses neugeboren werden nicht nur einmal geschehen kann. Zu einem neuen Leben, erneuert durch den Heiligen Geist kann ich immer wieder kommen. Denn Umkehr ist nicht nur einmal möglich. Umkehr und Rückkehr sind bei Gott immer möglich.
Besonders beeindruckend finde ich die Szene am Kreuz. Jesus hängt zwischen zwei Verbrechern. Der eine glaubt, dass er Gottes Sohn ist und wird buchstäblich in der letzten Sekunde gerettet. Der andere will dies nicht annehmen.
Es kann im Laufe des Lebens passieren, dass die Verbindung mit Gott schwächer wird oder ganz abreißt. Manchmal ist es der Alltag mit allen seinen Problemen, der uns von Gott trennt. Manchmal sind es einzelne Schicksalsschläge, die uns oder andere aus der Balance werfen. Titus erinnert uns heute daran, dass es nie zu spät (aber auch nie zu früh) sein kann, um die lebendige Beziehung mit Gott wieder aufleben zu lassen.
Guter Vater!
Danke für die Chance der Rückkehr! Amen.
Die Bürgschaft
Rabbi Sussja kam eines Tages in ein Dorfgasthaus und blieb dort über Nacht. Als er abends in seinem Zimmer allein war, sang er, wie er es gewohnt war, verschiedene Loblieder. Dann setzte er sich, um in den alten Schriften des Talmud zu lesen. Er schlug zufällig die Stelle im Traktat Sanhedrin auf, wo es heißt: „Ganz Israel bürgt füreinander!" Da überkam ihn das Gefühl der Mitverantwortung für sein ganzes Volk. Tief bewegt rief er stellvertretend für alle Menschen: „Sussja, Sussja, du Sünder, was hast du alles getan?" Und er zählte Sünde um Sünde auf und brachte sie mit Schmerzen der Reue vor Gott. Der Wirt stand hinter der Tür, um den frommen Mann zu belauschen. Nun musste er genau seine eigenen Sünden hören. Er erkannte sie und wurde tief bestürzt. Gedanken der Reue erwachten in ihm. Er bereute seine Sünden gegen Gott aus tiefster Seele und kehrte im Herzen um zu Gott. Und jene Stunde der Bekehrung für den Wirt war die Stunde der letzten Hingabe im Leben des Rabbi Sussja. Geben wir Gott unser Leben ganz, und er wird daraus Frucht wachsen lassen. Die Stunde der Ganzhingabe unseres Lebens wird vielleicht die Stunde der Umkehr für einen anderen.
Es gibt eine Seite mit den alten Losungsandachten:
https://evangelisch-neuss-sued.de/gottesdienste/beten-zuhause