HERR, neige mein Herz zu deinen Zeugnissen und nicht zur Habsucht.
Psalm 119,36
Welch eine wunderbare Sprache. „Lass mich auf dein Wort achten“ = „neige mein Herz zu deinen Zeugnissen.“ Lass mich dein Wort hören anstatt der Gier nachzugeben und dem Haben nachzurennen.
Ich muss automatisch an die Mutter eines guten Freundes denken. Sie hatte wohl gar keine schöne Kindheit und hat dabei leider keine oder wenig Liebe erfahren. Zeit ihres Lebens versuchte sie, dies mit möglichst viel Besitz zu kompensieren. Sie häufte unendlich viele Dinge an. Aber wurde sie dadurch wirklich glücklich?
Ich glaube, dass es vielen Menschen so geht. Dass es in ihrem Inneren eine Leerstelle gibt. Sie sehnen sich danach, was jeder Mensch zum Leben braucht und wonach jeder Mensch sucht: Liebe. Ich denke an die Kinder in der Kyburg Schule, die so dringend auf Liebe warten. Ich denke an die vielen, die alleine sind ohne allein sein zu wollen. Sie alle eint eine Sehnsucht nach Liebe.
Der Psalmbeter spricht von den Zeugnissen Gottes. Und er meint damit die Botschaft von der Hinwendung Gottes zu den Menschen. Und damit spricht er das an, was von Gott verschenkt wird: Liebe. Gott verschenkt seine Liebe. Er gibt sie umsonst. Menschen müssen sich diese Liebe nicht erst verdienen.
Und diese Liebe Gottes vermag etwas, was kein noch so großes Aktienpaket, kein noch so tolles neues Auto, kein noch so gefülltes Bankkonto kann: Sie vermag die Leerstelle von Liebe in den Herzen der Menschen zu füllen. Nicht haben ist also unser Ziel, sondern das Sein: Als Gottes geliebtes Kind zu leben und dies auch zu spüren.
Guter Vater!
Schenke mir deine Liebe. Amen.
Habgier und Dummheit sind tödlich
Ein Märchen erzählt von einem alten Wolf, der beim Jagen immer mehr Mühe hatte und durch eine einfache List seine Gier nach besonderen Leckerbissen befriedigen wollte. Der Wolf verkleidete sich eines Tages mit einem Schafsfell und ließ sich mit der großen Herde in den Pferch sperren und wartete auf die Nacht, um eines der Schafe zu reißen und seinen Hunger zu stillen. - Nun fand an dem Abend auf dem Hof des Besitzers ein großes Fest statt. Als Festbraten sollte das stattlichste Schaf der Herde dienen. So wurden die Knechte geschickt, um das größte Schaf zu holen und es zu schlachten. Da nahm das Unglück seinen Lauf. Die Männer holten den großen Wolf im Schafspelz, schlachteten das vermeintliche Schaf und waren nicht schlecht erstaunt.
Es gibt eine Seite mit den alten Losungsandachten:
https://evangelisch-neuss-sued.de/gottesdienste/beten-zuhause