Was meint ihr aber? Es hatte ein Mann zwei Söhne und ging zu dem ersten und sprach: Mein Sohn, geh hin und arbeite heute im Weinberg. Er antwortete aber und sprach: Ich will nicht. Danach aber reute es ihn, und er ging hin.
Matthäus 21, 28-29
Diese Sätze sind der erste Teil eines Gleichnisses. Es berichtet danach von dem anderen Sohn, der auch aufgefordert wird im Weinberg zu arbeiten und dann das zusagt, aber nicht geht. Wer, fragt Jesus hat den Willen des Vaters getan? Der erste Sohn bekommt er als Antwort. Und Jesus vergleicht dies mit dem Hören auf die Botschaft des Johannes des Täufers. Diese sei von Huren und Zöllnern angenommen worden. Diese würden jetzt dafür in das Reich Gottes kommen.
Ich liebe die Gleichnisse Jesu. Sie erzählen sehr verständlich und zielgenau das, was Jesus von Gott und den Menschen erzählen will. Und sie stellen uns beim Hören automatisch die Frage: Was hättest du selbst getan?
Nun, Johannes lebte sehr asketisch, hatte wie Jesus eine Schar Jünger um sich und predigte die dringende Notwendigkeit, Buße zu tun. Er rief in prophetischer Tradition zur Umkehr von falschem Verhalten und Denken auf.
Nun, wie hätten wir darauf reagiert? Jemand, der zur Umkehr aufruft sagt damit ja auch, dass das jetzige Verhalten und Denken falsch sind. Ob wir das so akzeptieren würden? Auf jeden Fall ist es gut, wenn wir ab und zu daran erinnert werden, dass wir noch einmal genau auf uns und unser Verhalten schauen und uns selbst einmal kritisch zu hinterfragen.
Das nämlich führt dann zu einem sehr bewussten Leben auch als Christin und Christ. Und so ist die Botschaft des Johannes auch heute noch wichtig.
Guter Vater!
Gib mir den Mut, kritisch auf mein Leben zu blicken. Amen.
Die Waagschalen (C.H. Spurgeon)
Was meine Großmutter uns aus der Bibel erzählte, das lebte sie uns im täglichen Leben vor. Sie war still, sonnig, immer freundlich und war eine treue Beterin. Ihr ganzes Leben war ein einziges Lieben und Ertragen von unsagbaren Nöten. Sie lebte an der Seite eines Mannes, der gerade das Gegenteil war. Hart, undankbar, ichsüchtig, ein Flucher, der nie zufrieden war. Hatte er seinen "schlimmen Tag", so mussten wir eilends das Haus verlassen. Schon unter der Tür klärte sie uns liebend auf und meinte: "Kinderchen, geht schnell, der Nordwind weht! Betet für den Großvater, er geht sonst verloren!" Oft verstanden wir die Großmutter nicht mehr und sagten: "Wenn er so ist, dann hat er es auch nicht anders verdient!" Als ich einmal zu ihr sagte: "Großmutter, gib doch dein Beten für den Großvater auf, es hat doch keinen Sinn, er wird ja immer nur noch schlimmer zu dir", da nahm sie mich an der Hand und führte mich in die Küche. Dort stellte sie eine Küchenwaage auf den Tisch und gab mir folgende Erklärung: "Diese Küchenwaage hat zwei Waagschalen. Nun stell dir einmal vor, Gott habe eine solche Waage für uns bereitgestellt. Hier wird alles, was wir tun, gewogen. Und nun denke dir, in der einen Waagschale sitzt dein schwer gebundener, hartherziger Großvater. Er hat mit seinem steinernen Herzen schon ein ganz beachtliches Gewicht. In der anderen Schale aber liegen die schwachen Gebete deiner Großmutter und die von euch Kindern. Vergleichst du so ein Gebet mit dem Gewicht eines Kalenderzettels, so ist dies, im Vergleich zu dem schweren Großvater, gar nichts! Nimmst du aber einen Jahreskalender mit 365 Zettelchen auf die Hand, dann ist es schon ein wenig schwerer. Und nun denke dir 50 ganze Kalender! Die sind schon gehörig schwer! So lange bete ich jetzt für den Großvater. Ich bin überzeugt, es kann nicht mehr viel fehlen, bis unsere Gebete mehr wiegen als Großvater, und sie werden ihn zum Himmel emporziehen. Wäre es nicht schade, wenn wir jetzt müde würden in unserm Beten? Wenn du täglich treu mit betest, wird Gott uns erhören." Und so betete ich noch sieben Jahre mit der Großmutter um die Errettung des Großvaters. Nachdem sie 57 Jahre im Gebet für ihren armen Mann durchgehalten hatte, nahm der Herr Jesus sie zu sich. Sie starb, ohne die Freude der Bekehrung des Großvaters erlebt zu haben. Erst am Sarge der Großmutter brach der hartherzige Großvater zusammen und übergab sein Leben dem Heiland mit unbeschreiblichen Reuetränen. Gerade ich, die vor sieben Jahren noch der Großmutter den Rat gab, nicht mehr zu beten, durfte mit dem 83jährigen Greis niederknien und seine Umkehr erleben. Der einst so gefürchtete Tyrann wurde zu einem sanften, liebenden, treu betenden Großvater, der jeden seiner Besucher unter Tränen ermahnte, sein Leben dem Herrn zu geben. Das Gewicht der Gebetswaagschalen hatte also den alten Großvater doch noch nach oben gezogen.