Ein hörendes Ohr und ein sehendes Auge, die macht beide der HERR.
Sprüche 20,12
Eine der Empfängerinnen der Andachten ist eine Frau, die auf dem Weg zur Taubblinden ist. Wie sich diese Tageslosung wohl für sie anfühlt? Aber auf der anderen Seite: Welches Sehen und welches Hören sind wohl hier gemeint?
Ich glaube, es geht um ein besonderes Sehen und ein besonderes Hören. Sehe ich die Menschen mit den Augen Gottes? Höre ich auf die Menschen mit dem Ohr Gottes? Oder verleiht mir mein Glauben die Fähigkeit, besonders zu hören und zu sehen?
Ich glaube, es ist Letzteres. Und ich glaube, es ist wichtig, richtig zu hören und zu sehen. Ich habe in der letzten Zeit oft den Eindruck, dass Menschen zwar hören, aber nicht zuhören. Und ich habe den Eindruck, dass Menschen zwar hinsehen, aber nicht wirklich sehen, was geschieht.
Wenn ich genau hinhöre, dann gehört dazu, auch die Zwischentöne und die nicht gesagten Worte zu hören. Ich habe mich heute riesig über mich selbst geärgert, weil ich dies bei einem Gemeindeglied verpasst habe und sie dadurch sehr enttäuscht habe. Hören bedeutet dann, sehr sensibel zu sein. Und es bedeutet vor allem zuzuhören. Manchmal brauchen dies die oder der Andere so nötig.
Wenn ich genau hinsehe, dann nehme ich wahr, wie es meinem Gegenüber wirklich geht. Ich gucke nicht darüber hinweg, wenn mir auffällt, dass es da einem Menschen nicht gut geht. Ich biete an, zuzuhören. Wenn das jemand nutzen will, gerne. Wenn jemand dies nicht will, dann akzeptiere ich dies genauso. Ich wünsche mir möglichst oft offene Ohren und sehende Augen.
Guter Vater!
Hilf mir, den anderen wirklich zu sehen und zu hören. Amen.
Die Dunkelheit (Laura D.)
Es war schon Schlafenszeit. Albert war schon furchtbar müde, als er durch einen Spalt der Jalousie aus seinem Fenster hinausschaute. Es war immer noch hell draußen was ihn verwunderte, denn eigentlich müsste es schon lange dunkel sein. Er schaute auf seine neue Armbanduhr die er von seinem Vater geschenkt bekommen hatte, die Uhr zeigte Zehn Uhr abends, der große Zeiger steht auf der Zwölf und der kleine auf der Zehn. Er ist sich ziemlich sicher, denn sein Vater hat ihm gezeigt wie man eine Uhr liest.
Er schaute wieder durch den Spalt. Es war immer noch so hell als wäre die Sonne gerade erst aufgegangen.
Albert war zu müde um sich weiter darüber Gedanken zu machen und beschloss die Jalousie ganz runter zu machen um schlafen zu können.
Als er gerade den Knopf drücken wollte sah er einen Raben der sich gerade vor sein Fenster setzte. „Ich habe die Dunkelheit geklaut, ich habe die Dunkelheit geklaut“ krähte der Rabe und tanzte dabei. Albert guckte verwundert und fragte den Raben, ob er das nochmal wiederholen könnte. „Ich habe euch die Dunkelheit geklaut und werde sie für immer behalten“ krähte der Rabe.
Jetzt ergibt alles einen Sinn. Albert machte die Jalousie ganz hoch um sich besser mit den Raben unterhalten zu können. Albert überlegte kurz was er jetzt am besten zu den Raben sagen könnte, schließlich war er schon so müde das es ihm schon schwer viel die Augen auf zu halten. „Aber was ist mit den ganzen Kindern, Erwachsenen und Tieren die keine Jalousie haben, die können doch nicht schlafen wenn es so hell ist“. Der Rabe guckte Albert nachdenklich an, denn daran hatte er nicht gedacht „Ich wollte doch nur das mich jeder sieht, auch wenn es Nacht ist, ich werde so oft übersehen und war es einfach leid“ sagte der Rabe.
Durch die schwarzen Federn fällt der Rabe in der Dunkelheit nicht auf. Albert erinnert sich an den Winter, wenn er morgens mit seiner Mama zu seinem Kindergarten gegangen ist, haben sich beide auch immer eine Gelbe Weste angezogen, damit sie in der Dunkelheit gesehen werden.
„Lieber Rabe, das kann ich verstehen, ich versuche mir etwas einfallen zu lassen“ sagte Albert zu den Raben „Ich komme gleich wieder, warte hier!“ rief er und lief in den Keller. Irgendwo müsste doch noch sein altes Fahrrad liegen, für das er mittlerweile zu groß ist, ganz hinten in der Ecke, schon ganz verstaubt fand er es, zwischen den Speichen waren noch Gelbe Reflektoren, er nahm sich eins und lief wieder in sein Zimmer.
„Und hast du eine Idee? Was hast du gemacht?“ fragte der Rabe neugierig. Albert sagte nichts ging zu seinem Basteltisch auf dem ein Faden lag und band es um das reflektierende Gelbe kleine Ding. Dann ging er zum Fenster und hing es den Raben um den Hals. „So kleiner Rabe, jetzt wirst du nicht mehr übersehen und du Kannst die Dunkelheit wieder zurück geben“ sagte Albert. Der Rabe überlegte und nickte, er flog davon und es wurde wieder Dunkel.
Zufrieden ging Albert in sein Bett, nun sogar ohne die Jalousie runter zu machen.
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Es gibt eine Seite mit den alten Losungsandachten:
https://evangelisch-neuss-sued.de/gottesdienste/beten-zuhause