Seht in uns also Diener von Christus und Boten, denen Gott die Verkündigung seiner Geheimnisse anvertraut hat.
1. Korinther 4,1
Nun, wie so oft unter Menschen, gab es Streit in Korinth. Nachdem Paulus die Gemeinde nach 1 ½ Jahren verlassen hatte, traten dort andere Prediger auf, die Paulus die Autorität absprachen. So teilte sich die Gemeinde in Fraktionen, die verschiedenen Predigern folgten. Paulus greift mit einer Reihe von Briefen ein und versucht, die Einheit der Gemeinde zu retten.
Spannend finde ich, dass Paulus sich selbst als Diener Christus bezeichnet. Er hat sein ganzes Leben nach seiner Wende in den Dienst Christ gestellt. Im Korintherbrief aber macht er deutlich, dass er sich deswegen nicht rühmen will. Das würden nur die Törichten tun. Der Einzige, der zu rühmen sei, sei Christus selbst.
Ich fühle mich ertappt. Wie oft bin ich schon stolz gewesen auf meine „Erfolge“ als Pfarrer – eine lebendige Gemeinde, ein guter Gottesdienstbesuch, und, und, und … Paulus holt mich von meinem hohen Ross und ruft mir in Erinnerung: Du bist Diener Gottes!
Paulus hat recht. Aber dies gilt nicht nur für sein Bodenpersonal, sondern für alle Menschen. Alle sind wir Diener Christi. Denn die Nachfolge bedeutet auch, sich als Christin und Christ in Anspruch nehmen zu lassen, senden zu lassen. Christus wird es uns wissen und spüren lassen, wo er uns braucht.
Ein Ausdruck dieses Dienstes ist zum Beispiel unsere Diakonie. „diakonein“ ist griechisch und bedeutet „dienen“. Und genau dies tut die Diakonie ja auch: Sie dient im Auftrag Christi den Menschen die Hilfe brauchen. Sie setzt sich ein für die Jungen, die Alten, die Schwachen, die Verschuldeten, die Einsamen, die Ratlosen und, und, und …
Guter Vater!
Zeige mir, Herr, wo du mich brauchst. Amen.
Er lag in einem Torfbett (Friedrich von Bodelschwingh)
Ich betrat zum ersten Mal in meinem Leben um 6 Uhr morgens die Station 7. Der Stationsbruder Hollan - sein Name wird von allen, die bei ihm die Diakonie lernten, mit Dankbarkeit genannt - schlug die Decke vom ersten Bett an der Tür zurück und sagte: „Sie können gleich damit anfangen, unseren Fritz zu baden!" Was ich erblickte, hätte mich beinahe zur Tür hinausgejagt; ein gänzlich verblödeter junger Mann von 20 Jahren, ein wundgelegenes Bündel von Haut und Knochen, dessen Knie dauernd im Krampf bis an die Achselhöhlen hinaufgezogen waren, wo sie mit Watte gegen weiteres Wundreiben umwickelt waren, ohne Fähigkeit, ein Wort zu sprechen, der gefüttert und von Kot gereinigt werden musste - er lag in einem Torfbett, das eigens für diese unsauberen Kranken erfunden wurde. Kurz, ich sah zum ersten Male in meinem Leben diesen Nullpunkt menschlicher Existenz. Als ich dieses entsetzliche Bündel nackt in die Arme gelegt bekam, um es im Badezimmer zu baden, hätte ich es beinahe auf die Erde geworfen. Als nach einer Viertelstunde das Unwesen gewickelt und verbunden unter der Decke lag, dachte ich: Hier bleibst du keinen Tag! Dann aber geschah es, dass dieses schreckliche Bündel sich bewegte und einen Arm in die Höhe streckte. Erschrocken sah ich mich nach dem Bruder Hollan um: Was gibt es jetzt? Bruder Hollan hatte bis jetzt meinen Umgang mit dem Kränksten der Station, vielleicht von ganz Bethel, nur still beobachtet und nichts gesagt, weil er dachte, ich müsste am besten allein den Weg zu dem kranken Jungen finden. Aber jetzt musste er doch nachhelfen. Noch heute höre ich den Ton seiner Stimme, in dem sich Mitleid mit mir und Staunen über so viel Unverstand verbanden: „Herr K., merken Sie es noch nicht, Fritz will Ihnen danken!" Aber ich, ich hatte diesen Fritz gar nicht für einen Menschen gehalten.
Es gibt eine Seite mit den alten Losungsandachten:
https://evangelisch-neuss-sued.de/gottesdienste/beten-zuhause