Mit Gott wollen wir Taten tun.
Psalm 60,14
Eine andere Übersetzung sagt: „Mit Gott kann uns Großes gelingen!“ Ja, und zwar in ganz unterschiedlicher Art. Ich sah letztens eine Dokumentation über den Wiederaufbau von Notre Dame in Paris. Jetzt beim Wiederaufbau entdecken Fachleute oft erstmals wie die Vorgänger vor hunderten Jahren gebaut haben. Und sie sind erstaunt bzw. voller Ehrfurcht, wie es damals den Bauleuten gelang ein solch riesiges und schönes Gebäude zu erstellen. Mit Gott kann uns Großes gelingen.
Leider aber Furchtbares. Auf den Koppelschlössern der deutschen Soldaten im 2. Weltkrieg stand „Gott mit uns“. Im Namen Gottes wurden die Flugzeuge in die Türme des World Trade Centers gejagt. Im Namen Gottes fanden unselige Kreuzzüge statt. Im Namen Gottes wenden sich jüdische Fanatiker gegen Palästinenser und fanatische Palästinenser gegen Juden. Mit Gott kann Furchtbares gelingen.
Im Sinne Gottes kann das letzte nicht sein. Niemals – ganz egal welcher Fanatismus irgendeiner Religion. Nur das, was dem Leben dient und Menschen hilft, kann im Sinne Gottes sein. Denn er ist der Ursprung allen Lebens. Wer Leben zerstört oder quält kann sich nie auf Gott berufen.
Auch uns kann Großes gelingen. Auch wir können in unseren Möglichkeiten Unterstützer und Förderer des Lebens sein. Die Hausaufgabenhilfe, der Besuchsdienst, die vielen kleinen Lebensmittel sind etwas Großes. Darauf liegt Gottes Segen: Auf der Unterstützung des Lebens, der Hilfe für die Kleinen und Schwachen, der Hilfe für die Jungen und Alten, Trost für die Traurigen, Mut für die Ängstlichen, Vertrauen für die Enttäuschten, Heil für die Leidenden. Überall da, wo das Leben ist, da ist Gott.
Guter Vater!
Mache mich zu einem Lebensstärker. Amen.
ZUHÖREN KÖNNEN
Momo konnte so zuhören, dass dummen Leuten plötzlich sehr gescheite Gedanken kamen. Nicht etwa, weil sie etwas sagte oder fragte, was den anderen auf solche Gedanken brachte, nein, sie saß nur da und hörte zu mit aller Anteilnahme und Aufmerksamkeit. Dabei schaute sie den anderen mit ihren großen dunklen Augen an, und der Betreffende fühlte, wie in ihm auf einem Gedanken auftauchten, von denen er nie geahnt hatte, dass sie in ihm steckten.
Sie konnte so zuhören, dass ratlose und unentschlossene Leute auf einmal ganz genau wussten, was sie wollten. Oder dass Schüchterne sich plötzlich frei und mutig fühlten. Oder dass Unglückliche und Bedrückte zuversichtlich und froh wurden.
Und wenn jemand meinte, sein Leben sei ganz verfehlt und bedeutungslos und er selbst nur irgendeiner unter Millionen, einer, auf den es überhaupt nicht ankommt und der ebenso schnell ersetzt werden kann wie ein kaputter Topf – und er ging hin und erzählte alles das der kleinen Momo, dann wurde ihm, noch während er redete, auf geheimnisvolle Weise klar, dass er sich gründlich irrte, dass es ihn, genauso wie er war, unter allen Menschen nur ein einziges Mal gab und dass er deshalb auf seine besondere Weise für die Welt wichtig war. So konnte Momo zuhören!
Willi Hoffsümmer (Hg.), Kurzgeschichten 3. 244 Kurzgeschichten für Gottesdienst, Schule und Gruppe, Mainz 1987, S. 90f.
Es gibt eine Seite mit den alten Losungsandachten:
https://evangelisch-neuss-sued.de/gottesdienste/beten-zuhause