Jesus antwortete: Das höchste Gebot ist das: »Höre, Israel, der Herr, unser Gott, ist der Herr allein, und du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele, von ganzem Gemüt und mit all deiner Kraft« Das andre ist dies: »Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst« Es ist kein anderes Gebot größer als diese.
Markus 12,29-31
Die Schriftgelehrten und Pharisäer kommen oft nicht gut weg in der Bibel, im Neuen Testament. Sie gelten als Gegenspieler Jesu, die dauernd versuchen, ihn aufs Glatteis zu führen. Dabei sind sie Gruppen, die es mit Gott und mit der Thora sehr ernst nehmen. Und hier an dieser Stelle sind sie sich mit Jesus und seiner Antwort völlig einig. Denn sie hatten Jesus gefragt, welches das höchste Gebot ist.
Mir ist die Antwort Jesu in meinem Leben und Handeln sehr wichtig. Denn mich fasziniert dieser Dreiklang. Ich soll Gott lieben, meinen Nächsten lieben und mich selbst lieben. Damit ist völlig klar, dass eine Selbstaufopferung im Dienste Gottes gar nicht im Sinne Gottes ist. Es wird zudem deutlich, dass ich mich auch deswegen selber lieben soll, weil ich schon geliebtes Kind Gottes bin. Warum sollte ich mir selbst nicht gut zugetan sein, wenn es doch Gott auch ist?
Viele Jahrhunderte lang aber waren Askese und Selbstaufgabe christliche Tugenden. Aus diesem Denken stammt auch der alte Satz der Diakonissen „Mein Lohn ist, dass ich dienen darf“. Ganz davon abgesehen, dass ihr Dienst segensreich war, ist dieser Satz aber völliger Blödsinn. Ein Leben, dass auf sich selbst keine Rücksicht nimmt, kann kein Leben im Sinne Gottes sein.
Und doch bleibt die Selbstliebe wahrscheinlich die Schwierigste unter den dreien. Denn man schaut sich selber wohl immer am kritischsten an. Manchmal muss man einfach in den Spiegel gucken und ein geliebtes Kind Gottes sehen.
Guter Vater!
Danke für deine Liebe zu mir. Amen.
Der Teller Suppe (Manfred Zacher)
Es kaufte sich eine ältere Frau im Schnellrestaurant einen Teller Suppe.
Behutsam trug sie die dampfende Köstlichkeit an einen Stehtisch und
hängte ihre Handtasche darunter. Dann ging sie noch einmal zur
Theke: den Löffel hatte sie vergessen.
Als sie zum Tisch zurückkehrte, stand dort doch tatsächlich einer jener
Afrikaner - schwarz, Kraushaar, bunt wie ein Paradiesvogel - und
löffelte die Suppe.
Zuerst schaute die Frau ganz verdutzt; dann aber besann sie sich,
lächelte ihn an und begann, ihren Löffel zu dem seinen in den Teller
zu tauchen. Sie aßen gemeinsam. Nach der Mahlzeit - unterhalten
konnten sie sich kaum - spendierte der junge Mann ihr noch einen
Kaffee. Er verabschiedete sich höflich. Als die Frau gehen wollte und
unter den Tisch zur Handtasche greifen will, findet sie nichts - alles
weg.
Also doch ein gemeiner, hinterhältiger Spitzbube. Ich hätte es mir
doch gleich denken können - Gemeinheit! Enttäuscht, mit rotem
Gesicht schaut sie sich um. Er ist spurlos verschwunden.
Aber am Nachbartisch erblickt sie einen Teller Suppe, inzwischen kalt
geworden. Darunter hängt ihre Handtasche.
Es gibt eine Seite mit den alten Losungsandachten:
https://evangelisch-neuss-sued.de/gottesdienste/beten-zuhause