Ich sprach: HERR, sei mir gnädig! Heile mich; denn ich habe an dir gesündigt.
Psalm 41,5
Die medizinischen Kenntnisse zur Zeit des Alten Testaments waren schon beachtlich. Es wurden schon Operationen vorgenommen. Man kannte sich aus mit Heilkräutern. Und man wusste von manchen Krankheiten, dass sie ansteckend waren. Was aber nicht kannte waren die Ursachen von Krankheiten wie Viren oder Bakterien. Man ging damals davon aus, dass Krankheiten aufgrund von Schuld und Sünde entstehen. Daher sagt Jesus auch zu dem Gelähmten: „Steh auf, deine Sünden sind dir vergeben.“ An diesen Zusammenhang glaubt auch der Psalmbeter.
Und was machen wir heute mit Gott und der Gesundheit? Wir kennen die Zusammenhänge, haben die Krankheiten erforscht und können vieles heilen. Und doch glaube ich fest daran, dass der Zustand der Seele ganz direkte Auswirkungen auf die Gesundheit hat. Wessen Seele sich verfinstert hat, dessen Gesundheit ist auch in Gefahr. Wessen Seele dagegen leuchtet, der hat mehr Abwehrstoffe in sich und besitzt einfach mehr Power, um sich gegen die Krankheit zu wehren.
Ein zweiter Gedanke, der Gott mit der Gesundheit in Verbindung bringt: Ich bin fest davon überzeugt, dass es auch in scheinbar unheilbaren Situationen sehr sinnvoll ist, Gott um Heilung oder Besserung zu bitten. Wer, wenn nicht Gott, kann dann überhaupt noch helfen. Beten für die eigene Gesundheit und beten für die Gesundheit anderer sind nicht in den Wind gesagte Worte. Sie erreichen Gottes Herz und das Herz des- oder derjenigen für die wir bitten. Euch / Ihnen fällt bestimmt jemand ein, der eine Bitte bei Gott wirklich gut gebrauchen könnte. Dann mal los.
Guter Vater!
Vater ich bitte dich für eine Frau, die an Krebs erkrankt ist. Amen.
Von einem kleinen Engel mit verfilzten Haaren (Ralph Fleischhauer)
Tonja war traurig. Nicht so richtig verzweifelt, das ist im Himmel niemand, aber doch traurig. Er fühlte sich nutzlos und überflüssig. Die meisten anderen Engel waren stets unterwegs, wirkten sehr geschäftig und geheimnisvoll. Nur er, Tonja, saß meist irgendwo auf einer Wolke und langweilte sich.
Das hatte einen Grund: Tonja sah nicht so aus wie ein richtiger Engel. Ja, wie sieht denn ein richtiger Engel aus, werdet ihr fragen. Aber das wisst ihr doch. Es gibt diese niedlichen kleinen, etwas pummeligen Engel mit den pausbäckigen Gesichtern und dem lockigen Haar, und es gibt die großen, schlanken mit langem Haar, das im Licht wie Gold glänzt, mit langen, weißen Gewändern und großen, zart und zerbrechlich wirkenden Flügeln. Das glauben zumindest die Menschen. In Wirklichkeit aber gibt es ganz viele verschiedene Engel, fast so viele wie Menschen. Und nur einige sehen so aus wie in unseren Träumen,
Und da sind wir bei Tonjas Problem, So richtig lebendig werden Engel nämlich nur dann, wenn ein Mensch von ihnen träumt. Dann sind sie in ihrem Element, dann können sie versuchen, uns zu helfen, mit uns zu reden, ja dann sind sie für einen Moment fast wie wir - nur eben viel klüger. Und so kam es, daß die niedlich-pummeligen und die schönen Engel ständig beschäftigt waren, die anderen aber nicht.
Tonja und seinesgleichen waren darüber nicht richtig verzweifelt, denn im Himmel gibt es so etwas nicht. Aber wer glaubt, dort gebe es nur glückliche Engel, der irrt auch. Wenn alle immer glücklich wären, das wäre ja ganz furchtbar. Es würde bestimmt nicht lange dauern, bis alle das langweilig fänden und dann unglücklich würden. Jedes Glück braucht auch ein bisschen Unglück, sonst merkt man ja den Unterschied nicht.
Tonja also war einer von den Pechvögeln im Himmel. Er wünschte sich nichts so sehr, wie daß auch einmal jemand von ihm träumt. Doch so wie Tonja aussah, war daran kaum zu denken, meinte er. Tonja war eher klein, ein bisschen schmuddelig, hatte eine alte, viel zu große, zerschlissene Hose an sowie einen Pullover, der an einigen Stellen schon ganz dünn war. Tonjas schwarzes Haar hätte dringend einmal gekämmt werden müssen, so verfilzt war es. Warum er sich nicht einfach umzog und besser pflegte, fragt ihr. Nun, das geht im Himmel nicht. Sein Aussehen kann man dort nicht einfach verändern. Irgendwie unterscheidet der Himmel sich ja doch von der Erde.
Aber auch Tonjas große Stunde sollte kommen. Und das lag an Stjepan. Er war ein Junge, der in Skopje, das liegt in Mazedonien, lebte. Stjepan war arm. Er hauste mit seinen drei Geschwistern, einem älteren Bruder und zwei jüngeren Schwestern, sowie seiner Mutter in einer Hütte ohne elektrisches Licht und ohne Wasseranschluss. Stjepans Vater war schon vor langer Zeit fortgegangen. Er hatte sich nie wieder gemeldet.
Nun müsst ihr nicht glauben, daß Stjepan immer verzweifelt und unglücklich war. Nein, er war ein fröhlicher Junge, hatte viele Freunde und immer verrückte Ideen im Kopf. Stjepan ging zur Schule und war dort gar nicht so schlecht. Nur manchmal, da hatten er und seine Familie Hunger, dann ging es Stjepan nicht so gut. Aber irgendwie kamen sie immer wieder heraus, sei es, weil ihnen Nachbarn oder Freunde halfen, sei es, weil sie doch etwas Arbeit fanden und Geld verdienten.
Eines Tages aber war Stjepan richtig verzweifelt. Seine jüngste Schwester, Tanja, war krank geworden. Keine Erkältung, nein irgendetwas Schlimmeres; sie hatte seit Tagen hohes Fieber, war blass und wurde immer schwächer. Tanja mochte nichts essen und war häufig gar nicht ansprechbar. Die Medikamente, die sie von der Ärztin bekommen hatte, wirkten nicht.
Stjepan war traurig und hoffnungslos und wütend. Er saß lange an Tanjas Bett und hielt ihre heiße Hand. Die Ärztin hatte gesagt, jetzt helfe nur noch beten. Doch Stjepan sagte sich: Uns hilft ja doch keiner. Er glaubte schon gar nicht an die schönen großen oder niedlich-pummeligen Engel, die den Menschen halfen. „Ja, wenn es einen Engel gäbe", sagte Stjepan zu seinem älteren Bruder, „der so wie wir ist, der würde sich vielleicht um uns kümmern, der könnte uns vielleicht helfen. Aber so etwas gibt es im Himmel doch nicht. Oder hast du schon einmal so einen kleinen Drecksbuben wie uns auf einer rosa Wolke sitzen sehen und Harfe spielen hören?" Sein Bruder schaute ihn nur traurig an und sagte: „Ich habe überhaupt noch keinen Engel gesehen." Das machte Stjepan nachdenklich. Sollte es am Ende gar keine Engel geben und vielleicht auch gar keinen Himmel außer den Sternen über uns? Mit solchen Gedanken schlief Stjepan ein. Und er träumte weiter vom Himmel und den Engeln, von den pummelig-niedlichen, den schönen und auch von solchen, die so aussahen wie er und seine Freunde. Und das - ihr könnt es euch sicher schon denken - war Tonjas Stunde. Tonja saß gerade auf einer alten grauen Wolke und übte auf seiner Trompete für das" große Engel-Weihnachtskonzert. Da kribbelte es ihm zunächst in den Beinen, dann in den Armen und schließlich im ganzen Körper, So ein Gefühl hatte er noch nie gehabt. Tonja schloss seine Engelsaugen - und schon war er mitten in Stjepans Traum. In Sekundenschnelle hatte er Stjepans Problem erfasst. Engel sind halt klüger als wir. Angestrengt überlegte der kleine Engel, der nun ungeahnte Kräfte in sich spürte, wie er dem Jungen und vor allem dem Mädchen Tanja helfen könnte. Es dauerte nicht lange, da hatte unser kleiner Lause-Engel eine Idee. Als Stjepan am nächsten Morgen aufwachte, fühlte er sich merkwürdig. Er erinnerte sich, daß er von einem Engel geträumt hatte, der so ganz anders war, als die anderen himmlischen Wesen. Der hatte fast so ausgesehen wie Stjepan selbst. Und er hatte ihm gesagt, er solle in den Wald gehen und dort ein paar Krauter sammeln. Ohne lange zu überlegen, zog Stjepan los. Im Wald pflückte er, wie von unsichtbarer Hand getrieben, mal hier, mal dort ein paar Pflänzchen und Kräuter, und als er seine Hosentasche voll hatte, lief er schnell nach Hause. Dort stellte er einen Topf mit Wasser auf den Herd und kochte eine giftig-grüne Essenz aus den Kräutern.
Als Stjepan das Gebräu seiner kleinen Schwester zu trinken geben wollte, sprang die Mutter dazwischen. „Willst du Tanja vergiften?", schimpfte sie. „Was ist da überhaupt drin?" Da erzählte Stjepan von seinem Traum, von dem kleinen Engel und der Idee mit den Kräutern. Der Mutter schien das alles merkwürdig, und skeptisch blickte sie auf den giftig-grünen Tee. Doch schließlich willigte sie ein, Tanja davon trinken zu lassen. Das Mädchen war so schwach geworden, daß der Mutter eh jede Rettung aussichtslos schien.
Nachdem Tanja getrunken hatte, blieb Stjepan wieder am Bett seiner kleinen Schwester sitzen. Lange dachte er über seinen Traum nach. Schließlich schlief er wieder ein. Und erneut erschien ihm Tonja im Traum. Der hatte im Himmel schon ganz aufgeregt auf seinen Auftritt gewartet, und sich bei allen möglichen weisen Kameraden erkundigt, wie dem kleinen Mädchen zu helfen sei. Ganz vergessen war, wie nutzlos Tonja sich gestern noch gefühlt halte. Endlich, endlich konnte er seine Engelsqualitäten zeigen.
Stjepan wachte auf, weil seine Schwester ihn anstupste. Das war schon seit Tagen nicht mehr geschehen. „Stjepan", hörte er sie sagen, „ich habe Durst, hast Du noch etwas von diesem Tee?" Nein, davon war nichts übrig geblieben. Aber könnt ihr euch vorstellen, wie schnell Stjepan wieder im Wald war und Krauter holte? Tanja erholte sich schnell. Keiner konnte das Wunder erklären. Die Ärztin meinte, am Tee könnte es nicht gelegen haben, das seien ganz gewöhnliche Krauter gewesen. Aber Stjepan wusste, wem er die Hilfe zu verdanken hatte. Und Tanja, der er von seinen Träumen erzählt hatte, auch.
Seit dieser Geschichte war auch unser Engel Tonja nicht mehr traurig. Oft riefen ihn die beiden Kinder in ihren Träumen. Nicht weil sie Hilfe brauchten, sondern weil sie sich in seiner Gegenwart wohl fühlten und Spaß miteinander hatten. Spaß ist auch in Träumen wichtig - gerade auch für einen Engel.
Es gibt eine Seite mit den alten Losungsandachten:
https://evangelisch-neuss-sued.de/gottesdienste/beten-zuhause