Der HERR wird's vollenden um meinetwillen.
Psalm 138,8
Im Psalm 138 lobt ein Mensch Gott überschwänglich. Er jubelt und dankt ihm, denn er hat Gott erfahren als jemandem, der ihm immer geholfen hat. Und er ist davon überzeugt, dass Gott das auch in Zukunft so machen will.
Danken. Meine Gedanken gehen auf Wanderschaft. Wann habe ich Gott das letzte Mal gedankt? Kleine Danks immer mal zwischendurch. Aber wann habe ich ihm wirklich zuletzt aus ganzem Herzen gedankt und mir dafür Zeit genommen?
Mein Vater ist im März diesen Jahres verstorben. Er hatte das große Glück als Mann mehr als 95 1/2 Jahre alt zu werden. Ich habe dieses hohe Alter immer auch als Geschenk Gottes verstanden. Und dafür habe ich Gott von Herzen gedankt. Ebenso für die 91 Jahre, die meine Mutter schon auf der Welt ist.
Neben dem Dank des Psalmbeters fällt mir an der Tageslosung auf, mit welchem Selbstbewusstsein sie geschrieben ist. „Gott wird es vollenden um meinetwillen.“ Das kann wirklich nur jemand sagen, der sich völlig als Gottes geliebtes Kind empfindet. Jemand, der aus der Liebe Gottes heraus lebt. Jemand, der eine lange Erfahrung mit Gott gemacht hat.
So sieht man, wie sehr die Liebe und die Begleitung Gottes einen Menschen stark und selbstbewusst machen können. Ich bin reich, denn ich bin geliebt. Ich bin stark, denn ich bin geliebt. Ich bin zuversichtlich, denn ich bin geliebt. Ich bin wertvoll, denn ich bin geliebt. Ich bin einzigartig, denn ich bin geliebt.
Ich hoffe Sie und du können mit diesen Worten etwas anfangen. Das Schöne am Glauben ist: Man wächst dort hinein. Mit allen Erfahrungen, die wir machen, werden wir sicherer an und mit der Liebe Gottes.
Guter Vater!
Deine Liebe macht mich groß. Amen.
Liebe macht groß
Der kleine Mika war überzeugt, dass Größe etwas mit Zentimetern zu tun hatte. Schließlich war er der Kleinste in seiner Klasse, und die Welt schien voller Menschen mit längeren Armen, größeren Schritten und lauteren Stimmen.
Eines Tages zog eine neue Schülerin in die Nachbarstraße. Sie hieß Liora, trug ein Kleid mit Sonnenblumen und lachte, als hätte sie ein Stück Sommer mitgebracht. Als Mika sie zum ersten Mal sah, merkte er, wie sein Herz ein bisschen schneller schlug—so, als wolle es wachsen.
Liora war neugierig, mutig und stellte Fragen, bei denen sogar Erwachsene ins Schwitzen kamen. Und sie war freundlich… freundlich auf diese Art, die Wärme in andere Menschen goss wie Tee in kalte Hände.
Sie setzte sich neben Mika im Unterricht. „Du malst schön“, sagte sie, während sie seine Zeichnung betrachtete. „Du auch“, brachte Mika hervor, wobei seine Stimme so leise war wie ein flüchtiger Windhauch.
Mit jedem Tag, den sie miteinander verbrachten—beim Klettern auf den Pausenhofbirnbaum, beim Erfinden geheimer Sprachen, beim Lachen über Dinge, die niemand sonst verstand—spürte Mika, dass etwas in ihm größer wurde. Keine Knochen, keine Muskeln, sondern etwas anderes: Mut.
Als Liora bei einem Klassenvortrag so nervös wurde, dass sie fast weinte, stand Mika auf, stellte sich neben sie und sagte: „Wir machen das zusammen.“ Er las ein paar Sätze vor, Liora die nächsten, und am Ende klatschte die ganze Klasse.
Nach der Stunde fragte sie: „Warum hast du das gemacht?“
Mika zuckte mit den Schultern. „Weil du mir geholfen hast, groß zu werden.“
Liora lächelte. „Du warst schon groß. Du hast es nur vergessen.“
An diesem Nachmittag bemerkte Mika etwas Seltsames: Die Erwachsenen wirkten nicht mehr so riesig, die Wege nicht mehr so lang, die Welt nicht mehr so einschüchternd.
Vielleicht, dachte er, wächst man nicht nach oben, sondern nach innen.
Und vielleicht, dachte er lächelnd, ist Liebe das Einzige, das einen wirklich groß macht.