Gott hat euch zur Freiheit berufen, meine Brüder und Schwestern! Aber missbraucht eure Freiheit nicht als Freibrief zur Befriedigung eurer selbstsüchtigen Wünsche, sondern dient einander in Liebe.
Galaterbrief 5,13
Der gute Paulus. Das, was er hier sagt, ist so hochaktuell, dass es kaum vorstellbar ist, dass es vor knapp 2000 Jahren geschrieben worden ist. Wir sind zur Freiheit berufen. Ja, auch das passt. Noch nie hatten wir so viele Freiheiten und Möglichkeiten wie heute in unserem Land. Menschen können auf die unterschiedlichsten Arten und Weisen leben. Alles ist möglich, die Freiheit riesig. Aber die Freiheit ist nicht grenzenlos. Sie ist dort begrenzt, wo sie die Freiheit eines anderen / einer anderen beschneidet.
Paulus beschreibt noch eine andere Begrenzung der Freiheit: Sie soll der Liebe dienen. Freiheit hat einen Sinn, einen Zweck. Und dieser Sinn liegt nicht gerade darin, möglichst viel für sich selbst zu ergattern. Und ich finde, leider ist auch das hochaktuell. Es ist heute mit Händen zu greifen, dass der Einsatz für die Gemeinschaft immer mehr zurückgeht. Es gibt immer noch viele, auch junge, die sich engagieren. Aber es fällt immer schwerer, Ehrenamtliche zu finden.
Im Vordergrund scheint heute eher die Befriedigung der eigenen Wünsche zu stehen. Und da wir in einem reichen Land leben, gibt es viele Möglichkeiten. Zum Beispiel etwas mit Senioren zu machen ist zwischen April bis Oktober einfach schwierig. Sie sind oft einfach nicht da. Die Anzahl der Wohnmobile erstaunt mich immer wieder – vor allem, wenn man weiß, was so ein Ding kostet.
Paulus mahnt: Setzt eure Kraft und eure Freiheit mit Liebe ein. Lasst die Liebe nicht unberücksichtigt. Und wenn wir einander mit Liebe dienen, dann entsteht ein Netz der Liebe, das nicht nur uns selbst, sondern auch andere trägt. Und das ist ganz im Sinne Gottes.
Guter Vater!
Danke für die Freiheit und die Liebe. Amen.
Wie der Begriff “Freiheit” für Egoismus missbraucht wird (Jan Skudlarek)
Von Corona bis Klima – immer öfter kippt Freiheit ins Toxische. Die liberale Leitmaxime heißt heute vor allem: Ich, ich, ich. In seinem soeben erschienenen Buch „Wenn jeder an sich denkt, ist nicht an alle gedacht. Streitschrift für ein neues Wir“ schreibt Jan Skudlarek über den fragwürdigen Trend, den eigenen Egoismus als Ausdruck individueller Freiheit zu maskieren. Wir dürfen einen Auszug aus seinem soeben erschienen Buch veröffentlichen.
AUTONOMIE VS. AUTONOMISMUS
Wir streben nach Autonomie, wir sehen sie als wünschenswert an. Autonomie gehört zur modernen Freiheit dazu. Der Wunschzustand: ein pragmatisches Konzept von Autonomie, welches die individuellen Freiheiten, das eigene Leben zu gestalten, berücksichtigt, während es zugleich die Autonomie und Freiheit der anderen respektiert. Eigenverantwortung nach dem Prinzip: Meine Freiheit endet dort, wo deine beginnt. Das wäre im besten Sinne liberal. Und in einer besseren Welt würde mein Buch an dieser Stelle enden. Doch die Wahrheit ist, dass viele Menschen sich selbst nur zu gerne als große Freiheitsfreunde inszenieren, jedoch ausschließlich ihre grenzenlose Ich-Freiheit zelebrieren.
Um diesen wichtigen Unterschied zu markieren, möchte ich Autonomie von dem abgrenzen, was ich »Autonomismus« nenne. Wenn wir Autonomie als wünschenswertes Selbstbestimmungskonzept definieren, das uns dazu befähigt, die Grenzen anderer wahrzunehmen und umfassend zu respektieren, ist Autonomismus das Gegenteil. Er ist der radikalisierte Autonomiegedanke – Freiheit auf Speed! Autonomismus meint, dass mein eigenes autonomistisches Freiheitsstreben so gut wie jegliches legitime Fremdinteresse überschreibt. Wer autonomistisch denkt, maximiert das individuelle Freiheitsstreben bis ins Toxische. Ohne Rücksicht auf Verluste. So argumentieren zum Beispiel jene, die gegen ein Tempolimit und für grenzenlose Raserei auf deutschen Autobahnen eintreten, autonomistisch. Sie priorisieren ihre eigene Hochgeschwindigkeitsfahrt, nicht die Gefährdung anderer – und nicht den Schutz der gemeinsam bewohnten Umwelt. Nüchtern betrachtet, ist jedoch der einzige Ort, an dem Raserei gleichbedeutend ist mit Freiheit, nicht die Autobahn, sondern die Rennstrecke (vgl. Tagesspiegel, FAZ).
www.volksverpetzer.de/aktuelles/wenn-jeder-an-sich-denkt/
Es gibt eine Seite mit den alten Losungsandachten:
https://evangelisch-neuss-sued.de/gottesdienste/beten-zuhause