Ihr trinkt den Wein kübelweise und verwendet die kostbarsten Parfüme; aber dass euer Land in den Untergang treibt, lässt euch kalt.
Amos 6,6
Diese Tageslosung einen Tag nach der Bundestagswahl hat schon einen ganz besonderen Klang. Aber sie zeigt, dass es immer schon Kritik an der Haltung und dem Tun der Führenden gab. Besonders Amos, einer der sogenannten kleinen Propheten, übt scharfe und beißende Kritik an der Führung des Landes, am Königshaus und an den führenden Priestern. Sie nämlich hätten gegenüber dem Volk eine Verantwortung, der sie überhaupt nicht gerecht würden.
Nun, das eine ist es, mit dem Finger auf andere zu zeigen und sie zu kritisieren. Das tun wir auch gerne. Besonders Politikerinnen und Politiker bekommen dabei regelmäßig ihr Fett weg. Aber wie es immer so ist, wen ich mit einem Finger auf jemand anderen zeige, dann zeigen drei Finger auf mich selber.
Wie sieht denn die christliche Verantwortung heute in der Welt aus? Und: Nehme ich meine Verantwortung als Christin und Christ in dieser Welt wahr? Als Christin und Christ bin ich eingebunden in eine Gemeinschaft. Es kann mir also nicht egal sein, wenn die Gemeinschaft oder einzelne Schaden nehmen. So ist der Einsatz für die Schwachen und die, die sich nicht selbst helfen können, ein Bestandteil christlichen Handelns.
Und als Christin und Christ lebe ich in der guten Schöpfung Gottes. Sie ist uns Menschen als Lebenswelt anvertraut worden. Es kann uns also nicht egal sein, wie es der Schöpfung Gottes geht und wie Menschen mit ihr umgehen. Der Einsatz für die Schöpfung ist also ebenso eine gute christliche Tradition und Pflicht.
Wie diese Verantwortung im Einzelnen aussieht muss jede und jeder selbst beantworten. Da kann es keine Pauschalantworten geben, denn jede Situation ist anders und ebenso die eigenen Möglichkeiten.
Guter Vater!
Gib mir Mut und Kraft, das Richtige zu tun. Amen.
Weil ich meine Enkelkinder liebe
Die Fernsehjournalistin Heike Hendrik will von der jungen Politikerin Greta Baum wissen, warum sie sich so leidenschaftlich für den Umweltschutz einsetzt.
Die Abgeordnete zeigt unverhohlenen Unmut, als sie dazu Auskunft geben soll: „Es ist doch eine Frage des Überlebens der Menschheit. Dieser Planet geht uns alle etwas an, denn schließlich ist er unsere gemeinsame Heimat, die aller Menschen - gleich welcher Überzeugung oder Hautfarbe." Dann deutet sie auf einen Jungen, der vorbeigeht und fährt fort: „Vor allem ist die Erde sein Zuhause. Sie ist uns von diesem Kind und allen anderen geliehen worden und nicht nur von ihm, sondern auch von seinen Kindern und deren Enkeln. Glauben Sie wirklich, dass diese Generationen einmal ein menschenwürdiges Dasein führen können? Wir wären verpflichtet, es ihnen zu ermöglichen. Stattdessen verbrauchen wir hemmungslos ihre Rohstoffe. Diese zügellose Ressourcenvergeudung werden die nachfolgenden Generationen noch einmal bitter zu spüren bekommen. Von Hungersnöten und Naturkatastrophen werden sie heimgesucht werden, weil wir keine Rücksicht auf sie nehmen. Für das, was wir anrichten, werden sie uns einmal verurteilen und im Nachhinein beim Schöpfer anklagen."
Die junge Frau ist erregt hin- und hergegangen, während die Fernsehjournalistin weiterhin ihr das Mikrofon hinhält. „Schauen Sie auf die Kinder dieser Erde", fahrt sie fort, „nur die völlig Abgestumpften unserer Generation können ihnen einmal ohne Schuldgefühle in die Augen sehen. Nehmen Sie nur als Beispiel den Treibhauseffekt."
„Glauben Sie nicht, dass in diesem Fall maßlos übertrieben wird? Denken Sie an den letzten Sommer! Wie haben die Menschen gespottet! Das war der wärmste Winter seit Jahren oder der Sommer fand an einem Freitag statt. Wer hat in diesem Jahr das Wort Treibhauseffekt in den Mund genommen?", entgegnet die Journalistin.
„Leider niemand! Wir stecken halt allzu gern den Kopf in den Sand, wir lieben die Vogel-Strauß-Politik, die macht es uns so wunderschön einfach, so herrlich bequem. Ein kühler Sommer und die Welt ist wieder in Ordnung. Tatsache aber ist, seitdem die Meteorologen systematisch das Wetter aufzeichnen, also seit über hundert Jahren, gab es in der letzten Zeit sieben der bisher zehn wärmsten Sommer. Der Meeresspiegel stieg seit Anfang des 20. Jahrhunderts um fast zwanzig Zentimeter und die mittlere Lufttemperatur erhöhte sich weltweit um ein halbes Grad."
„Ein halbes Grad, das ist doch kein Grund zur Panik." „Dieses halbe Grad verursacht, dass die Weltmeere jährlich um zwei Millimeter steigen und damit doppelt so schnell wie vor hundert Jahren." „Na, wenn schon!"
„Können Sie sich überhaupt vorstellen, was zwei Millimeter ausmachen? Wenn es wirklich dabei bleibt, wenn die CO2Konzentration der Erde nicht reduziert wird, so sagen Modellrechnungen voraus, wird im Jahre 2050 die Erdtemperatur um weitere zwei bis fünf Grad angestiegen sein und damit auch der Meeresspiegel sich um einen halben Meter gehoben haben. Der Grund dafür ist das Schmelzen der Eise an den Polen. Wenn Sie zwei Millimeter so hinnehmen, akzeptieren Sie den Tod von zahlreichen Menschen, die Vernichtung ganzer Landstriche. Bald wird es Inseln wie die Malediven, die Bahamas oder die Fidschis nicht mehr geben. Auch wenn wir glauben, die Malediven seien weit weg, das berühre uns nicht, irren wir gewaltig! Klimaforscher prognostizieren, dass im Laufe des nächsten Jahrzehnts der Meeresspiegel sich um zwanzig Zentimeter heben wird. Dann geht es auch uns an den Kragen. Dann wird einigen das Wasser bis zum Hals stehen. Dieser Anstieg betrifft Norddeutschland, Holland, Belgien, alle Staaten, die Zugang zum Meer haben. Dann werden endlich einige wach werden und merken, dass dieses Thema auch uns betrifft. Wir reden im Augenblick nicht von ein paar vertrockneten Ernten, einem sonntäglichen Fahrverbot oder ein paar stillgelegten Skiliften. Wir sprechen vom Untergang riesiger Landstriche." „Was soll man ändern?"
Die Frau zeigt auf ein vorbeifahrendes Auto. „Der kleine Auspuff dieses Wagens und die Milliarden anderer kleiner Auspuffe auf dieser Erde sind die Hauptverursacher einer globalen Katastrophe. Weltweit werden in elf Tagen 600 Millionen Tonnen CO2Gase in die Luft geblasen."
Die junge Frau unterbricht ihre leidenschaftliche Rede. Sie sieht ihr Gegenüber herausfordernd an: „Sie glauben, ein Katalysator regelt das?", fragt sie. „Wissen Sie, dass nur ein einziger Liter Benzin bei seiner Verbrennung 2,4 Kilo CO2 erzeugt. Kohlendioxid also, das zusammen mit anderen Spurengasen wie Methan, FCKW, Stickstoffoxid und Wasserdampf die Rückstrahlung der von der Sonne zugeführten Wärme erschwert, die so verursachen, dass sich die Erdatmosphäre aufheizt wie die Luft unter einem Glasdach. Jede Tonne Kohlendioxid, die heute nicht vermieden wird, trägt noch hundert Jahre lang zu diesem Treibhauseffekt und seinen Folgen bei." „Was wollen Sie unternehmen? Wollen Sie den Autoverkehr verbieten?"
„Es sind nicht die Autos allein, die diesen Planeten zerstören. Auch anderswo stinkt es zum Himmel. Klimakiller Nummer eins wird der Luftverkehr werden. Schuld ist sein sprunghafter Anstieg. Diese Maschinen tragen CO2 und Stickoxide in sensible Luftschichten, wo sie noch klimaschädlicher sind als am Boden. Das Ozonloch in der nördlichen Hemisphäre wächst genauso dramatisch wie über der Antarktis. Ozon schützt uns vor dem schädlichen UV-Licht. An manchen Tagen aber nimmt diese Schicht um ein Prozent ab. Die Folgen dieser Zerstörung kann man sich gar nicht vorstellen. Ich habe einmal einen Science-Fiction Film gesehen, der Menschen zeigte, die nur noch unter der Erde oder in künstlichen Räumen lebten. Ob sich das meine Enkelkinder wünschen? Ich kann bei diesem Gedanken nicht mehr schlafen." „Dramatisieren Sie nicht ein wenig?"
„Dramatisieren? Fragen Sie doch einmal Menschen, die schon in den vergangenen Jahren vom Wirbelsturm heimgesucht wurden. Und deren Zahl wird ansteigen. Allein der Hurrikan Andrew hat in den USA Tausende obdachlos gemacht, hat Tod und Verwüstung hinterlassen. Diese Menschen würden nicht mehr sagen, ich dramatisiere. Mit solchen Sturmkatastrophen müssen wir nun häufiger rechnen. Sie sind die Folge des veränderten Klimas. Und wundern brauchen wir uns nicht. Denn wer Wind sät, wird Sturm ernten."
Die Frau sieht die Journalistin mahnend an: „Wir können doch nicht leben nach dem Motto: Nach uns die Sintflut!" „Andere wohl!"
„Ja, andere können das. Dazu gehören leider auch viele Politiker, die nichts weiteres als fromme Lippenbekenntnisse abgeben. Sie lullen die Bürger ein anstatt ihnen reinen Wein einzuschenken. Sie raten abzuwarten. Wir brauchen nicht auf eine Klimakatastrophe zu warten. Wir stecken mitten drin." Wieder zeigt sie auf ein Kind und sagt: „Wenn es mich einmal fragt: ,Warum hast du nicht gehandelt, hast du nichts unternommen?' Dann möchte ich nicht beschämt schweigen müssen, dann möchte ich nicht wegschauen, weil mir die Schamröte ins Gesicht getreten ist. Dann will ich sagen können, ich habe gekämpft. Aber die Ohren so vieler Menschen sind taub gewesen. Ist es denn nicht entsetzlich, dass Sonntag für Sonntag junge Motorradfreaks sich aus purer Lust am Rasen mit ihren donnernden Maschinen auf die Straße begeben, um den Kitzel einer langgezogenen Kurve auszukosten, wenn ältere Menschen mit ihren Autos durch die Natur fahren, nur um der Langeweile zu entfliehen, wenn Menschen also die Zerstörung dieser Welt beschleunigen aus grenzenlosem Egoismus? Die meisten Bürger bekommen noch keine Gänsehaut, wenn sie lesen: ,Atmen gefährdet die Gesundheit.' Sie halten das für einen schlechten Witz."
Es gibt eine Seite mit den alten Losungsandachten:
https://evangelisch-neuss-sued.de/gottesdienste/beten-zuhause