Denn bei dir ist die Quelle des Lebens, und in deinem Lichte sehen wir das Licht.
Psalm 36,10
In diesem Psalmwort wird die Bedeutung des Lichts noch einmal deutlich. Ohne Licht gibt es schlicht kein Leben. So gab es im Mittelalter einige dunkle Jahre, in denen durch heftige Vulkanausbrüche die Sonnenstrahlen blockiert wurden. Überliefert sind etliche tausende Tote, die an Hunger gestorben waren. Ohne Licht keine Pflanzen, ohne Pflanzen kein Leben. Dies gilt nicht nur für alles Leben auf der Erde, sondern auch im übertragenen Sinne.
Denn eine andere Übersetzung des Psalms lautet: „Deine Liebe ist die Sonne, von der wir leben“. Parallel könnte man also formulieren: Ohne deine Liebe, Gott, gibt es kein Leben. Ohne deine Liebe, Gott, kann ich nicht leben.
Aber stimmt das überhaupt? Ich kenne eine ganze Menge an Leuten, die ohne Gott gut leben können. Und ich kenne eine Menge an Leuten, die mit Gott leben und dennoch nicht glücklich sind.
Klar, Menschen können auch ohne Gott zufrieden und glücklich leben. Ich kann es nicht und ich will es nicht. Ich habe für mein Leben die Erfahrung gemacht, dass mich die Liebe Gottes trägt, mir Mut macht und mich beflügelt. Warum sollte ich darauf verzichten wollen?
Es ist ein bisschen so wie mit einem E-Bike. Solange man ein „Bio-Fahrrad“ fährt gefällt einem das großartig. Zudem kann man getrost über die E-Biker lästern. Man braucht keinen Antrieb von außen. Wer aber mal mit dem E-Bike den Berg hochgefahren ist, den Gegenwind angelacht hat, der oder die fragt sich sehr schnell: Warum sollte ich darauf verzichten? Die zusätzliche Kraft von außen macht mein Leben leichter. Also, es geht ohne Gott, aber warum sollte ich mich mehr quälen als nötig?
Guter Vater!
Danke, dass du mich begleiten willst. Amen.
Schwarze Tiefe in dunkler Nacht (Johannes Weidner)
Mitternacht war gerade vorüber, als die Mitarbeitersitzung beendet wurde. »Ich bin jetzt gut für ein kühles Bad«, sagte Reinhard, »kommst du mit?« Ich ließ mich überreden. Wir liefen zum Strand; es war Ebbe. Der Himmel war tiefschwarz über der Nordsee, nur der helle Dünensand gab einen schwachen Anhaltspunkt. Schnell hatten wir uns ausgezogen und liefen dem Wasser entgegen. Es war ein tolles Gefühl, nichts sehend, nur dem Rauschen der Brandung folgend, über das Watt zu rennen.
Wir waren weit gelaufen, bis wir uns endlich in die Wogen stürzen konnten. Wir schwammen hinaus. Das Wasser hatte an Tiefe gewonnen. Längst konnten unsere Füße den Boden nicht mehr berühren. Kraulen, tauchen, wälzen wie ein Fisch, ah, wie war das schön.
Es war nur der Bruchteil einer Sekunde, als wir plötzlich erfassten: Wir hatten die Richtung verloren. Das Element, das eben noch prickelnde Erfrischung war, wurde plötzlich zu schwarzer, eisiger Tiefe.
Vom Strand nichts zu sehen, mit den Füßen nichts zu tasten, auch durch die Brandung keine Richtung auszumachen; es schien, als hätte die tödliche Falle zugeschnappt.
Da nahmen wir in der Ferne den Leuchtturm wahr.
Gebieterisch schleuderte er seine Lichtbündel in die Finsternis hinaus. Zwar waren seine riesigen Scheinwerfer noch zu schwach, um zu uns herüberzudringen, unseren Platz zu erleuchten, aber er gab das Signal, wies die Richtung. Geradewegs auf ihn zusteuernd erreichten wir unser Ufer, erschöpft, aber glücklich.
Es gibt eine Seite mit den alten Losungsandachten:
https://evangelisch-neuss-sued.de/gottesdienste/beten-zuhause