Predigt über Matthäus 18, 1-4
(23.6.2024)
Lesung zu Beginn:
In jener Zeit kamen die Jünger zu Jesus und fragten: »Wer ist eigentlich der Größte im Himmelreich?«
Ein Kind steht in der Mitte, genau übersetzt ein Kleinkind.
So gefällt es Jesus. Er bleibt nicht stehen und schaut auf das Kind herunter, er geht in Hocke, wie eine Erzieherin das macht. Er wendet sich dem Kind zu und nimmt die Perspektive des Kindes ein. Jesus redet und spielt mit dem kleinen Kind. Er macht ein Fingerspiel, er singt und fragt. Das Kind redet und spielt und lacht mit Jesus.
Um Jesus herum stehen seine Jünger. Ungeduldig schauen sie zu. Was soll das denn? Sie haben eine Frage gestellt und Jesus hat nicht geantwortet. Wer ist der Größte im Himmelreich? Aber Jesus lässt sie stehen. Er geht in den Hof zu den spielenden Kindern. Das Kleinste spricht er an, das mit dem er jetzt bei ihnen spielt.
Jesus nimmt das Kind auf den Schoß und sieht seine Jünger an. „Ihr fragt mich, wer der Größte für Gott ist. Hier! Jemand, wie dieses Kind ist der Größte. Wie Kinder sollt ihr werden! Hört auf zu streiten! Hört auf damit, größer sein zu wollen als die anderen!“
Dirk
Kinder werden damals gering geachtet. Sie können nichts bewirken. Sie sind bedeutungslos, unfertig wie ein Werkstück, das man erst noch schleifen und formen muss. Den Jüngern gehen die Kinder wohl auf die Nerven.
Was aber gleich geblieben ist, die Frage nach dem Höchsten, nach dem Besten!
- Geld, Einkommen, Automarke, Erfolg der Kinder
- Statussymbole, Aussehen
Ja, die Jünger haben sich gestritten: Und ich könnte mir vorstellen, dass Johannes immer noch verärgert ist: „Wir sind nun mal keine Kinder mehr. Wir wissen, wie hart es in der Welt zugeht. Wir kennen das Leben. Und darum wollen wir Höchster sein, wir wollen bestimmen und für Gerechtigkeit sorgen.“
Und vielleicht wäre die Antwort Jesu gewesen:
Jesus antwortet: „Johannes, merkst du nicht, wie hart du selbst bist? Du hast deine Vorstellung, was gerecht und richtig ist, und das willst du um jeden Preis durchsetzen.
Das kenne ich gut von mir selber, das Gefühl und das Denken: Ich weiß, was richtig ist. Ich bin klug.
Doch ich spüre, Jesus würde mich jetzt wie Johannes anschauen und sagen:
Wie ein kleines Kind sollst du sein, so neugierig, begierig zu lernen, so ganz auf Gott angewiesen wie ein Kind, das seine Eltern braucht. Wie ein Kind sollst du offen sein und bereit zu vertrauen.
Ich glaube, das können wir von den Kindern lernen, offen zu sein, bereit zu vertrauen, vertrauen auf Gott, der uns hilft, gute Wege zu gehen und für andere da zu sein.
Diese offene Seele kommt auch in dem Lied von Katrin Grebing zum Ausdruck, das wir vorhin gehört haben. Ich zitiere einige Verse daraus:
Schrei nach dir (Katrin Grebing) i.A.
Also steh ich hier und bete Bitte hör mich an, ich bete.
Vater, ich schrei nach Dir, ich brauch Dich hier, ich brauch Dich lebendig, brauch Dein kraftvolles Wirken in mir. Erschütter mein Herz, damit ich es schlagen spür, wiege sanft meine Seele, dass sie Ruhe findet in Dir.
Ich halt mich Dir hin, so wie ich gerade bin, mit meinen Fehlern und Schwächen, meinen Sorgen und meinem Bemühn. Lass die Schutzmauern fallen, mein Gott, so steh ich hier, zeige Dir meine Seele, dass sie Ruhe findet in Dir. Amen.