Tageslosung 22.8.2024
Wenn du dich zu mir hältst, so will ich mich zu dir halten. Jeremia 15,19
Das klingt auf den ersten Blick wie eine Bedingung Gottes: Wenn du mich liebst, DANN liebe ich dich auch! Das aber wäre bei der wankelmütigen Liebe der Menschen eine schlimme Bedrohung.
Erklärbar wird die Tageslosung durch das, was Jeremia vorher erzählt. Wie kein anderer Prophet muss er am eigenen Leib durchleiden, was eigentlich Israel erleiden müsste. Und so kommt er an seine Grenzen und klagt vor Gott: „Ich kann nicht mit anderen Leuten fröhlich zusammensitzen und mit ihnen lachen. Denn du hast deine Hand auf mich gelegt und mich einsam gemacht; dein Zorn über dieses Volk hat von mir Besitz ergriffen. Warum nimmt mein Leiden kein Ende? Warum will meine Wunde nicht heilen? Ich setze meine ganze Hoffnung auf dich; aber du lässt mich im Stich wie ein Bach, der im Sommer versiegt!«
Gott sagt mit dem Satz der Tageslosung quasi: „Halt durch. Was du jetzt leidest wird ein Ende haben. Hab keine Angst, ich bin an deiner Seite.“ Genau das brauchen wir Menschen manchmal, dass Gott zu uns sagt: „Halt durch, ich bin an deiner Seite.“
So begleiten wir im Moment vier Menschen, die ernsthaft an Krebs erkrankt sind und ihre Angehörigen. Alleine das Wort “Krebs“ ist schon mit viel Angst versehen. Chemos und Bestrahlungen sollen helfen, aber führen gleichzeitig an den Rand der Kräfte und darüber hinaus. Wenn dann die Kraft fehlt und der Mut klein wird, dann braucht es die Erfahrung des Propheten Jeremias, der neuen Mut und Kraft durch Gott bekommt und der erfahren darf, dass sich sein Leid in das Gute wandelt.
Das sagt Gott auch zu uns: „Halt durch. Ich bin an deiner Seite. Gib nicht auf! Ich schenke dir neuen Mut und neue Kraft.“
Guter Vater!
Auf dein Wort will ich meine Ängste werfen. Amen.
Niki und das Dreimeterbrett (Irina Korschuno)
Seitdem Niki schwimmen gelernt hatte, ging er oft mit den anderen Kindern in die Badeanstalt. Sie lag ganz in der Nähe und war das Schönste vom ganzen Sommer. Niki schwamm wie ein Fisch. Er tauchte, schlug Purzelbäume, plantschte und prustete. Am liebsten wäre er den ganzen Nachmittag im Wasser geblieben. Nur vor einem fürchtete er sich: Vor dem Sprungturm. Und deshalb bekam er einen gewaltigen Schreck, als der große Bernd sagte: »Los, heute springen wir alle vom Dreimeterbrett.«
Niki wollte schnell einen Haken schlagen und verschwinden. Aber Bernd rief: »Du auch, Niki! Oder bist du etwa feige?«
Und weil Niki das nicht zugeben wollte, kletterte er mit klopfendem Herzen die Leiter hinauf, bis er oben stand und tief unten das dunkle Wasser sah.
Nein, dachte er, ich tu's nicht. Ich warte, bis die anderen gesprungen sind, dann klettere ich wieder hinunter. Doch da sagte der große Bernd: »Niki soll als erster springen, damit wir sehen, daß er keine Angst hat. Los, Niki!«
Er wollte ihn nach vorn aufs Brett schieben, auf das schmale Brett hoch über dem Wasser. Und das war zu viel.
»Ich hab' Angst!« schrie Niki. »Ich will 'runter!« Er riss sich los und lief zur Leiter.
»Feigling!« lachten die anderen hinter ihm her. »Niki ist ein Feigling!«
Darüber ärgerte er sich so sehr, dass er nach Hause ging.
Dort saß der Großvater auf dem Balkon. »Na, Niki, Spaß gehabt beim Baden?« fragte er.
»Hm«, druckste Niki, »hm, ja, nein.« Und weil man dem Großvater sowieso nichts vormachen konnte, erzählte er ihm die ganze Geschichte.
Der Großvater hörte zu und nickte. »Soll ich dir mal etwas verraten, Niki? Das Dreimeterbrett ist gar nicht hoch. Es kommt dir bloß so vor, weil du Angst hast. Und Angst hast du nur, weil du noch nie hinuntergesprungen bist. Pass auf, wir versuchen es einmal zusammen. Ich springe zuerst ...«
»Du?« rief Niki. »Glaub' ich nicht.«
»Jawohl, ich«, sagte der Großvater. »Ich hab' nämlich keine Angst, weil ich weiß, dass es nicht hoch ist. Also, willst du?«
»Hm«, machte Niki misstrauisch.
Aber am Abend, als alle anderen Kinder längst zu Hause waren, ging er mit dem Großvater noch einmal in die Badeanstalt. Zusammen kletterten sie auf das Dreimeterbrett, und nachdem der Großvater gesprungen war, kniff Niki die Augen zu und sprang hinterher. Hilfe! wollte er schreien, aber dann - kaum zu glauben, dann war es gar nicht schlimm. Beim zweiten Mal kam ihm das Brett längst nicht mehr so hoch vor, und nach dem vierten Sprung hatte Niki seine Angst endgültig verloren.
Als der große Bernd am nächsten Tag grinsend sagte: »Spring mal vom Dreimeterbrett, du Feigling!«, da kletterte Niki seelenruhig hinauf. Es machte platsch, und bevor Bernd seinen Mund zugeklappt hatte, schwamm Niki schon unten im Wasser.
Es gibt eine Seite mit den alten Losungsandachten:
https://evangelisch-neuss-sued.de/gottesdienste/beten-zuhause