Mit denen, die im Glauben unsicher geworden sind, habt Erbarmen und kümmert euch um sie.
Judas 22
„Im Glauben unsicher geworden sein“ – zweifeln. Ich finde es schön, dass der Judasbrief (das kleinste Buch der Bibel mit nur 25 Versen) die Gemeinde auffordert, sich gerade um die zu bemühen, die momentan Zweifel im und am Glauben haben.
Leider wurde diese christliche Haltung nicht immer befolgt. Gerade in meiner Arbeit als Sektenbeauftragter begegnen mir immer wieder Gruppen, die ihre Mitglieder ganz enorm unter Druck setzen. Allen voran sind da die Zeugen Jehovas zu nennen, bei denen ein ganz massiver Innendruck herrscht. Denn sie binden die Errettung beim Endkampf an die vorher gemachten Taten. Wenn ich also nicht genug glaube, dann bin ich verloren. Dies gilt sogar für andere Personen. Wenn jemand aus der Familie ausscheidet, dann kann ja mit der Festigkeit des eigenen Glaubens nicht alles in Ordnung sein. So wird aus der frohen Botschaft Jesu eine permanente Drohkulisse.
Dabei sind die Zweifel im Glauben etwas völlig Normales. Der Zweifel ist sozusagen der kleine Bruder des Glaubens. Es gibt keinen Glauben, der nicht auch Zweifeln unterworfen wird. Manchmal sind es Erlebnisse, die uns zweifeln lassen. Wenn z.B. ein gedachter Lebensweg in die Irre geführt hat, ein Schicksalsschlag uns getroffen hat. Dann können Zweifel kommen, ob Gott überhaupt existiert oder ob der Glauben mir generell etwas bringt.
Und manchmal bringen uns andere Menschen zum Zweifeln. „Glaubst du das wirklich?“ „Die Kirche ist doch auch nur menschengemacht!“ Und dann? Dann kann ich Gott um den Glauben bitten und auf verständnisvolle Menschen in der Gemeinde hoffen, die mich unterstützen.
Guter Vater!
Ich glaube, hilf meinem Unglauben. Amen.
Neuer Mut (Friderun Krautwurm)
„Du, Vati", sagt Markus am Sonntag morgen. „Warum gehst du immernoch in die Kirche, wo du doch all die Geschichten schon kennst?"
„Das, wo ich hingeh', heißt ja nicht ,Schule für Große'", meint Vater. „Man nennt es doch, Gottesdienst!"
„Ach ich weiß schon!" Markus guckt nicht sehr begeistert. „Da soll'n wir wohl Gott 'nen Gefallen tun? Ungefähr so wie das Danke-schön-sagen, wenn man von Oma Bonbons kriegt?"
Vater muss lachen. Dann sagt er auf einmal: „Ich glaub beinah, es gibt viele Leute, die ähnlich denken."
„Auch Große?" fragt Markus.
„Ja, leider!" sagt der Vater, .,und das ist sehr schade. In Wirklichkeit ist's nämlich umgekehrt: Im Gottesdienst kriegen wir was geschenkt." „Was denn?" fragt Markus. „Neuen Mut!" sagt der Vater. „Wieso?"
„Weil wir's sonst überall erst verdienen müssen, daß man uns gern hat: Durch gute Zensuren, durch lustig- und nettsein oder wenigstens dadurch, daß wir recht stark sind. Das ist auf die Dauer sehr anstrengend, finde ich. Nur in der Kirche höre ich anderes: Es ist einer da. Der mag mich so, wie ich bin. Der hilft mir auch, manches besser zu machen." „Ja, ja", sagt Markus. „Gott meinst du, nicht? Bloß warum musst du dann so weit laufen, wenn du das sowieso weißt? Du könntest es dir doch schnell selber erzählen..."
„Das habe ich auch schon versucht", sagt Vater. „Aber da habe ich bald Zweifel bekommen: Ob das auch wahr ist? Gibt es Gott wirklich? Und dann habe ich ein Geheimnis entdeckt: In den anderen Menschen, die an ihn glauben, in dem was sie singen und sagen und beten - da kann man Gott finden. Da hört man ihn reden. Dann geht man mit neuem Mut wieder fort." „Meinst du?" fragt Markus.
„Ja", sagt der Vater.
Es gibt eine Seite mit den alten Losungsandachten:
https://evangelisch-neuss-sued.de/gottesdienste/beten-zuhause