Den Demütigen wird der HERR Gnade geben.
Sprüche 3,34
„Demut“, welch ein wunderschönes altes Wort. Demut scheint gar nicht mehr in unsere Zeit zu passen. Demut bezeichnet ursprünglich die Haltung eines Dieners gegenüber seinem Herren. Demut bedeutet also ursprünglich Dienst. Und in der christlichen Tradition ist eine Dimension dazugekommen: Demut bedeutet auch, sich seiner eigenen Kleinheit angesichts von Gottes Größe bewusst zu werden.
Für mich beinhaltet dann die Demut noch mehr. Demut ist für mich auch ein Stück mit Dankbarkeit verbunden. Demut bedeutet, sich darüber im Klaren zu werden, dass nicht alles Gelingen nur an meiner Kraft gelegen hat, sondern dass auch Gott seine Kraft und seinen Segen dazugetan hat.
Der Demütige, die Demütige steht also nicht prahlerisch in der Mitte, schlägt sich stolz auf die Brust und sagt: Ich bin der Größte. Sondern sie sagen: Danke für die Kraft, das Können und die Geduld, mit denen ich Aufgaben bewältigen konnte.
Das schließt überhaupt nicht aus, dass wir auf Geschaffenes und Geleistetes stolz sein können. Das können wir sehr wohl, denn wir haben ja das unsere dazugetan, damit es gelungen ist. Aber es beugt der Hybris vor. Und die Hybris, die Überheblichkeit zu meinen, alles schaffen zu können, ist heute ein mehr als verbreitetes Phänomen. Die Überheblichkeit, die dazu führt, nur noch sich selber in den Mittelpunkt allen Denkens und Handelns zu stellen. Und dann laufe ich Gefahr, die Menschen neben mir zu übersehen. Und ich laufe auch Gefahr, darüber Gott zu vergessen. Und wenn ich dann an einen Punkt komme, an dem ich nicht mehr weiterweiß, was mache ich dann mit meiner vermeintlichen Alleskönnerei?
Guter Vater!
Hilf mir, demütig zu bleiben. Amen.
Zwischen Kleinmut und Übermut
Die griechische Sage erzählt von Ikarus, dem Sohn des Daidalos. Aul' der Insel Kreta gefangen, wollten sich Vater und Sohn nicht kleinmütig mit dem Kerker abfinden. Und so ersannen sie die berühmte List, um vor Minos zu fliehen. Aus Federn fertigten sie sich Flügel, die sie mit Wachs an den Schultern befestigt hatten. So flog Ikarus aus dem Gefängnis heraus der Sonne entgegen. Doch weil er auf seinem Höhenflug der Sonne zu nah kam, schmolz das Wachs, die Schwingen lösten sich, und Ikarus stürzte unweit Samos ins Meer. Wer kleinmütig aufgibt, bleibt gefangen. Wer übermütig zu hoch fliegt, stürzt ab. Wer mutig aufsteht und demütig in den Grenzen bleibt, kann sich befreien, ohne abzustürzen.
Es gibt eine Seite mit den alten Losungsandachten:
https://evangelisch-neuss-sued.de/gottesdienste/beten-zuhause