Wer kann sagen: »Ich habe mein Herz geläutert und bin rein von meiner Sünde«?
Sprüche 20,9
Das Buch der Sprüche ist eine Sammlung von Weisheitssprüchen, die oftmals bis heute aktuell sind, weil sie das Leben und Verhalten der Menschen kommentieren. Und auch dieser Spruch der Tageslosung hat von seiner Aktualität nichts verloren.
Das Wort „läutern“ beschreibt eine Technik, mit der Bestände gereinigt werden, z.B.: bei der Herstellung von Glas, Reinigung von Silber, Gold von anderen Metallen, wie zum Beispiel Blei, die Pflege einer Forstkultur, die Trennung von Maische und Bierwürze, die Pelzreinigung mit Holzmehl in der Kürschnerei. Es meint aber auch die innere Reinigung, z.B. die mittelalterliche Vorstellung eines Fegefeuers, durch das Menschen geläutert werden.
Nun weist das Buch der Sprüche darauf hin, dass der Mensch sich nicht selbst läutern kann. Er kann sich zwar ändern und das ist schon eine Menge. Aber er kann sich selbst von Schuld nicht freisprechen. Und das ist bis heute so geblieben.
Schuld kann nur von einem Gegenüber vergeben werden. Dies kann der- oder diejenige sein an der / dem ich schuldig geworden bin. Oder es kann jemand sein, der stellvertretend die Vergebung ausspricht. Was aber dazugehört, ist der Wunsch des Schuldigen von der Schuld befreit zu werden. Und was noch dazu gehört ist die Veränderung seines Verhaltens.
In der Technik wird eine Flüssigkeit sauber, ein Pelz rein, ein Wald kann wieder atmen. Im Leben der Menschen kann aufgeatmet werden, durchgeschnauft werden und dann das Leben wieder anders gelebt werden als die, die von Schuld befreit wurden.
Guter Vater!
Danke, dass du mir immer wieder eine neue Chance gibst. Amen.
Die Zeit heilt keine Wunden
Ein Mann hatte die schweren Kriegsjahre und die noch härteren Jahre der russischen Gefangenschaft glücklich überstanden. Voller Freude baute er sein Leben auf. Die Freiheit, die Anfänge des bescheidenen Wohlstands halfen ihm, die schrecklichen Erfahrungen der fast sieben Jahre Krieg und Gefangenschaft zu verarbeiten. Ein schönes Haus, eine gute Arbeit, dann eine intakte Familie halfen ihm, sein Leben wieder ohne die dunklen Erinnerungen und nächtlichen Träume zu genießen. Doch nach über vierzig Jahren wurde eine Last immer größer und eine Wunde immer schmerzlicher. Er hatte im Gefangenenlager, um überleben zu können, den Schwächeren die mageren Essensrationen weggenommen. Sie waren zu schwach, um sich dagegen wehren zu können, und er wollte, wenn die anderen ohnehin sterben würden, mit ihren Rationen überleben. Immer wieder hatte er gemeint, die Zeit würde diese Wunde heilen. Aber als er älter wurde, stand seine Schuld immer deutlicher vor seiner Seele und seine Last wurde immer unerträglicher. So kam er zur Beichte und brachte aus der Verborgenheit seines Herzens die Sünde in das Licht des Kreuzes Jesu. Dort hat er sie abgelegt und um Vergebung gebeten. Jesus hat ihm vergeben und die Schuld mit seinem Blut gesühnt. So wurde er frei und erleichtert. Wieder einmal musste er erkennen: wenn man die Sünde seines Lebens verbirgt und der Zeit überlässt, macht sie uns krank und kaputt. Wenn wir sie aber offenbaren und Gott die Wunden heilen lassen, werden wir wirklich heil!