HERR, sei mein Halt, damit ich leben kann; ich nehme dich beim Wort, enttäusch mich nicht!
Psalm 119,116
Jemanden beim Wort nehmen – dies bedeutet zweierlei: Ich verhafte den oder die andere daran, was er oder sie gesagt hat. Ich erinnere daran. Und ich fordere auch ein Stück ein, dass jemand zu seinem Wort steht. Auf der anderen Seite verlasse ich mich auch darauf, was jemand anderes gesagt hat. Ich gebe also ein Stück Vertrauen von mir auf den oder die andere(n).
Und hier wird noch einmal deutlich, wie wichtig, das gesagte Wort ist. Wörter sind nicht einfach dahingesprochen. Worte transportieren eine Botschaft und in diesem Fall ein Versprechen. Worte sind wichtig. Früher war es z.B. üblich, sich beim Handeln auf das Wort des anderen zu verlassen. Ein Wort galt so viel wie ein Vertrag. Man konnte sich darauf verlassen. Heute habe ich eher den Eindruck als hätte die Wertigkeit von Worten nachgelassen. Kann ich mich noch genauso darauf verlassen?
Nun, wir alle haben schon die Erfahrung gemacht, dass jemand nicht zu seinem Wort gestanden ist. Und da, wo Versprechen gebrochen werden, wo Vertrauen enttäuscht wird, da ist die Fallhöhe besonders groß. Besonders bei nahen Menschen ist dann der Schmerz über nicht gehaltene Worte besonders groß.
Gott hält sein Wort. Ein Versprechen, das er einst gegeben hat, wird von ihm nicht gebrochen. Daran erinnert sich auch der Psalmbeter. „Durch dein Wort finde ich Halt.“ Und er hat sogar die Chuzpe, Gott an seine Treue zu erinnern „Ich nehme dich beim Wort. Enttäusch mich nicht!“
Die Erfahrung des Psalmbeters ist es: Du kannst dich auf Gottes Wort wirklich verlassen. Es gibt dir Halt. Und so wird seine positive Erfahrung, die er weitergibt zum Vorbild für uns.
Guter Vater!
Danke für deine Treue, die mir Halt gibt. Amen.
Das Süßeste und das Bitterste
Ein König befahl eines Tages seinem Wesir: „Lauf und besorge mir eine Speise, die auf Erden an Süße nicht ihresgleichen hat und auch in den Meeren nicht süßer zu finden ist!" Der Wesir ging los, bedachte alle möglichen Speisen und kaufte schließlich eine zarte Zunge. Zu Hause bereitete er sie als ein köstliches Mahl zu und trug sie dem König auf. Der König war zufrieden, denn die Zunge schmeckte ihm vorzüglich. Darauf befahl er dem Wesir: „Geh und besorge mir etwas, was so bitter ist, dass es auf der ganzen Welt nichts gibt, was bitterer ist!" Der Wesir machte sich auf und kaufte wieder eine Zunge, richtete sie und brachte sie dem König. Der König war überrascht: „Als das Süßeste brachtest du mir eine wunderbare Zunge. Nun verlange ich das Bitterste, und du bringst mir wieder eine Zunge!" Der Wesir fragte den König: „Mein Herr, gibt es etwas Süßeres auf Erden als eine Zunge? Und gibt es etwas auf der Welt, was bitterer ist als eine Zunge?"
Ein einziges Wort kann ein Leben retten und bewahren, einer Seele wohltun und Verletzungen heilen. Und ein anderes Wort kann töten und kränken, verderben und Bitternis säen. Unsere Zunge kann die Süße der Liebe und die Bitternis von Hass hervorbringen. Darum wollen wir unser Innerstes in die Liebe Gottes eintauchen, damit auch die Äußerungen des Lebens Worte der Liebe sind.
Es gibt eine Seite mit den alten Losungsandachten:
https://evangelisch-neuss-sued.de/gottesdienste/beten-zuhause