Ich sorge dafür, dass niemand dich umbringt. Du sollst mit dem Leben davonkommen, weil du auf mich, den HERRN, vertraut hast!
Jeremia 39,18
Jeremia soll im Auftrag Gottes einen Äthiopier beschützen, weil dieser auch als Ausländer Gott vertraut hat. Einer der seltenen Momente des Alten Testaments, in denen auch andere als nur die Menschen aus Israel zum Kontakt mit dem Gott Israels kommen.
Auf Gott vertrauen. Gar nicht so einfach. Und doch so schön. Vertrauen heißt ja immer auch: Ein Stück von seinem eigenen Weg abzugeben. Wenn ich jemandem vertraue, dann vertraue ich mich ihm auch an. Ich lasse ihm oder ihr auch ein Stück weit Entscheidungsfreiheit über mein eigenes Leben. Manchmal geschieht das ganz automatisch, wenn wir in einen Zug oder ein Flugzeug einsteigen. Manchmal geschieht das sehr bewusst beim Vertrauen auf die eigenen Kinder, Eltern, Geschwister und gute Freunde.
Und auch beim Vertrauen auf Gott geschieht das Übergeben der Handlungsfreiheit sehr bewusst. Ich lege mein Leben ein Stück weit in Gottes Hand. Ich tue dies, weil ich die Erfahrung gemacht habe, dass Gott mir Gutes tut. Und auch die Erfahrung seiner Liebe zu mir, lässt mein Vertrauen in ihn wachsen.
Alles Abgeben aber bedeutet nicht, nicht mehr verantwortlich für sich selbst zu sein. Wir bleiben bei allem Vertrauen selbstverständlich für unser Leben und Handeln selber verantwortlich. Wir lassen nur zu, das andere Wege vorschlagen können, Ideen einbringen können. Das ist auch bei Gott so. Wir können uns für seine Wege und gegen seine Wege entscheiden, genauso wie auch nicht alle Menschen, die Jesus begegnet sind, ihm gefolgt sind. Selbst die Verbrecher am Kreuz neben ihm hatten die Freiheit, sich für oder gegen ihn zu entscheiden.
Guter Vater!
Ich danke dir für mein Vertrauen zu dir. Amen.
Er wird's wohl machen
Paul Gerhardt (1607-1676) wurde 1667 nach zehn Jahren Pfarrertätigkeit an St. Nikolai in Berlin seines Amtes enthoben, weil er als überzeugter Lutheraner dem Toleranzedikt des Großen Kurfürsten nicht zustimmen konnte. Er verließ Berlin und reiste durchs Land, ohne zu wissen, wohin er sich wenden könnte. Seine Frau war untröstlich und völlig aufgelöst. Paul Gerhardt versuchte sie vergeblich mit guten Worten aufzumuntern.
Schließlich las er ihr sein berühmtes Lied „Befiehl du deine Wege" vor. Aber seine Frau war von Kummer und Sorge ganz krank. Da trafen sie in einem Gasthaus zwei Gesandte des Herzogs Christian zu Merseburg. Sie kamen ins Gespräch und mussten hören, dass die beiden nach Berlin unterwegs waren, um einen entlassenen Pfarrer Paul Gerhardt nach Merseburg einzuladen. Der Herzog von Merseburg unterhielt den entlassenen Pfarrer und verschaffte ihm 1669 das Archidiakonat zu Lübben in der Niederlausitz, wo Paul Gerhardt 1676 dann auch gestorben ist.
„Befiehl du deine Wege und was dein Herze kränkt
der allertreusten Pflege des, der den Himmel lenkt.
Der Wolken, Luft und Winden gibt Wege, Lauf und Bahn,
der wird auch Wege finden, da dein Fuß gehen kann!
Hoff, o du arme Seele, hoff und sei unverzagt!
Gott wird dich aus der Höhle, da dich der Kummer plagt,
mit großen Gnaden rücken; erwarte nur die Zeit,
so wirst du schon erblicken die Sonn der schönsten Freud!"
(Paul Gerhardt)
Es gibt eine Seite mit den alten Losungsandachten:
https://evangelisch-neuss-sued.de/gottesdienste/beten-zuhause