Wenn ich dich anrufe, so erhörst du mich und gibst meiner Seele große Kraft.
Psalm 138,3
Vor einigen Tagen war ein Bericht in den Medien über zwei Israeli, die lange in der Gefangenschaft der Hamas waren. Beide wurden sehr unmenschlich behandelt. Beide waren unterernährt und berichteten von schlimmen Bedingungen, unter denen sie gelitten hätten. Der eine war danach ein psychisches Wrack. Er kämpfte mit dem Leben. Der andere war trotz der erlittenen Qualen eine Frohnatur geblieben. Sein Vater wurde zitiert mit den Worten: „So war mein Sohn schon immer. Und er ist der Gleiche geblieben.“ Heute nennt man die seelische Widerstandskraft „Resilienz“ von lateinisch resilire: zurückspringen, abprallen, nicht anhaften.
Der Psalmbeter sagt: Die Kraft meiner Seele kommt von Gott. Und er sagt das mit einer völligen Selbstverständlichkeit. Wenn ich mich an Gott wende, dann bekommt meine Seele Kraft. Für ihn scheint es außer Frage zu stehen, dass Gott Kraft gibt. Das ist für ihn klar. Auch ich glaube, dass Gott meiner Seele Kraft schenkt. Und ich glaube daran, dass meine Bitten nicht ungehört bleiben.
Dass unsere Seelen bei Gott Kraft tanken können, ist auch dringend notwendig. Denn es gibt so vieles, was an unseren Seelen nagt. Traurigkeit, Enttäuschungen, Verletzungen, Abschiede, Gemeinheiten, die vielen Belastungen, der Stress. Diese Liste wäre fast unendlich fortzusetzen. Und so ist es kein Wunder, dass unsere Seelen manchmal durchhängen. Und eine erschöpfte Seele lässt den ganzen Menschen erschöpft sein. Wenn die Seele nicht mehr kann, dann ist das ganze Leben beeinträchtigt. Umso wichtiger ist es, dass wir bei Gott neue Kraft und neuen Mut für unsere Seelen finden. Wie gut, dass es diese Möglichkeit gibt.
Guter Vater!
Lass auch meine Seele bei dir auftanken. Amen.
Der Ziegenbock
Zu einem alten Rabbi kam ein Mann und klagte: „Rabbi, mein Leben ist nicht mehr erträglich. Wir wohnen zu sechst in einem einzigen Raum. Was soll ich nur machen?" Der Rabbi antwortete: „Nimm deinen Ziegenbock mit ins Zimmer." Der Mann glaubte, nicht recht gehört zu haben. „Den Ziegenbock mit ins Zimmer?" „Tu, was ich dir gesagt habe", entgegnete der Rabbi, „und komm nach einer Woche wieder." Nach einer Woche kam der Mann wieder, total am Ende. „Wir können es nicht mehr aushaken, der Bock stinkt fürchterlich!" Der Rabbi . sagte zu ihm: „Geh nach Hause und stell den Bock wieder in den Stall. Dann komm nach einer Woche wieder." Die Woche verging. Als der Mann zurückkam, strahlte er über das ganze Gesicht: „Das Leben ist herrlich, Rabbi. Wir genießen jede Minute. Kein Ziegenbock - nur wir sechs."
Es gibt eine Seite mit den alten Losungsandachten:
https://evangelisch-neuss-sued.de/gottesdienste/beten-zuhause