Er aber sprach: Selig sind, die das Wort Gottes hören und bewahren.
Lukas 11,28
Wer Vater oder Mutter eines oder einer Pubertierenden war, kennt diese Situation sehr genau: Man sagt etwas und das Gegenüber drückt mit der Körperhaltung, dem Gesichtsausdruck – einfach mit allem aus: Das geht rechts rein und kommt ohne Widerhall links wieder raus. Diese Fähigkeit von Jugendlichen ist wirklich enorm. Als Vater oder Mutter regt man sich darüber natürlich tierisch auf.
So ungefähr muss es Gott auch mit uns Menschen oft gehen. Wir hören Gottes Botschaft, aber sie geht bei uns rein und wieder raus, ohne wirklich aufgenommen zu werden.
Warum aber ist das so? Ich glaube, dafür gibt es mehrere Gründe: Zum einen meinen wir, selbst klug zu sein. Wer braucht da schon eine andere Meinung! Wer so klug ist, weiß alles (besser). Zum anderen ist Gottes Botschaft manchmal für uns unbequem. Wenn ich wirklich versuche, ganz nach Gottes Worten zu leben, dann fällt manches weg, was mein Leben anscheinend leichter macht. So brauche ich mich zum Beispiel weniger um andere zu kümmern. Und schlussendlich sind wir vielleicht so voll mit anderen Dingen, dass gar kein Platz mehr für Gottes Botschaft ist. Wie eine Tasse, die bis oben hin komplett gefüllt ist. Wenn noch etwas dazu kommt, dann läuft es einfach nicht rein, sondern daneben.
Wie schade, denn Gottes Wort ist kräftig und machtvoll. Im Gegensatz zu vielen menschlichen Worten will es uns nicht verletzen oder klein machen, sondern erbauen, kräftigen, stärken, ermutigen und vielleicht manchmal auch zurechtrücken. Öffnen wir also unsere Ohren.
Guter Vater!
Gib mir offene Ohren und ein offenes Herz. Amen.
Erst hören, dann reden
Ein Pastor berichtete nach einer Vortragsreise ins Ausland: Ich bewunderte die Dolmetscherin: Sie verarbeitete mehrere Gedanken zugleich. „Wie machen Sie das nur: Einen Satz übersetzen Sie noch, während Sie den nächsten schon wieder hören und einen dritten aussprechen?" So fragte ich sie. Das sei ganz einfach, erklärte sie. „Der Eingang muss eben stärker sein als der Ausgang. Ich darf mich nicht reden hören."
Das gab mir zu denken: Haben unsere Sätze oft so wenig Wert, weil wir zu wenig hören und zu viel reden? Finden wir deswegen so wenig Gehör, weil wir selber kaum hörende Menschen sind? Häufig unterbrechen wir den Gesprächspartner sogar. Und vielleicht überhören wir deshalb so vieles, weil wir nur das aufnehmen, was uns bestätigt und was wir bejahen.
Meistens haben wir auch schon eine Antwort „auf der Zunge", ehe der andere seinen Satz zu Ende spricht. Deshalb reden wir oft aneinander vorbei und verstehen uns nicht. „Ich darf mich selber nicht reden hören", meinte die Dolmetscherin. Das scheint das Geheimnis eines echten Dialogs zu sein. Martin Luther soll dazu einmal gesagt haben: „Der Mensch hat zwei Ohren und nur einen Mund, folglich soll er doppelt so viel hören als reden."
Es gibt eine Seite mit den alten Losungsandachten:
https://evangelisch-neuss-sued.de/gottesdienste/beten-zuhause