Ja, du bist hoch erhaben – trotzdem sorgst du für die Erniedrigten und durchschaust die Stolzen schon aus weiter Ferne!
Psalm 138,6
Ich erinnere mich an eine Begegnung, die nun schon einige Jahre her ist. Schützenfest in Weckhoven. Die Honoratioren gehen durch das Dorf. Bevor sie ins Schützenzelt hineingehen können, gibt es davor einen Stau. Ein stadtbekannter Obdachloser sitzt leicht angeschickert vor dem Zelt. „Guten Tag allerseits!“ Von all den „wichtigen“ Menschen antwortete nur einer: „Na, Herr XY, wie geht’s?“ „Muss ja!“ „Dann noch viel Spaß.“ Die anderen guckten betreten zur Seite.
Wir Menschen sortieren uns und andere gerne in Schubladen und Kästen. Gerade beim Schützenfest wird dies deutlich. Die verschiedenen Züge sind streng geordnet: Selbständige, gut Verdienende, der Rest. Nicht jeder kann überall hin. Dieses Schubladendenken macht das Leben bestimmt einfacher. Aber es nimmt uns auch die Chance auf ehrliche und überraschende Begegnungen.
Vor Gott gelten andere Maßstäbe. Der Geringe gilt ihm genauso viel wert wie der Großartige oder Reiche. Doch auch Gott sieht Unterschiede: Begegnen wir Menschen von oben herab? Sind wir so stolz auf uns selber, dass wir die anderen gar nicht wahrnehmen? Oder achten wir aufeinander, einer auf die andere? Das ist Gott viel mehr wert als alles gesellschaftliche Ansehen zusammen.
Es kommt wie es kommen muss: Wie hältst du es denn? Wie halten Sie es denn? Wie halte ich es denn? Begegne ich allen Menschen gleich? Trage ich auch meine Vorurteile mit mir herum und lasse sie ein Stück weit mein Leben beeinflussen? Ich bin sehr vorsichtig mit einer schnellen Antwort. Stattdessen nehme ich mir vor, mich in der nächsten Zeit einmal genauer selber zu beobachten. Mal sehen, ob ich mich dabei erwische etwas zu machen, was ich gar nicht will.
Guter Vater!
Hilf mir, allen Menschen ohne Vorurteile zu begegnen. Amen.
Gabi (Ingrid Bachér)
Im selben Haus wie Gabi wohnt eine Familie, die einen mongoloiden Jungen hat. Seinem Gesicht sieht man die Krankheit an, und viele Leute finden das abstoßend. Er kann nicht gut sprechen, und oft benimmt er sich wie ein dreijähriges Kind, obwohl er bereits acht Jahre alt ist. Der Junge heißt Klaus und spielt sehr gern mit anderen Kindern. Gabi geht oft zu ihm. Ihre Eltern sagen: „Man muss sich besonders um solche Kinder kümmern." Würde Gabi auch mit Klaus spielen, wenn ihre Eltern sagen: „Der hat doch 'nen Wasserkopf. Wer weiß, woher er das hat. Das liegt doch wohl in der Familie. Von nichts kommt nichts. Der ist doch nicht normal." ?
Hier sind alte Andachten zu finden:
https://evangelisch-neuss-sued.de/gottesdienste/beten-zuhause