Und er sprach zu der Frau: Dir sind deine Sünden vergeben. Dein Glaube hat dir geholfen; geh hin in Frieden!
Lukas 7, 48.50
Eine schöne Geschichte: Jesus ist zu Gast in dem Haus des Pharisäers Simon. Dieser nahm die Einhaltung aller religiösen Regeln sehr ernst. Währenddessen kommt eine fremde Frau zu Jesus, wäscht und küsst seine Füße und reibt sie mit einem wertvollen Salböl ein. Sie ist in der Stadt als Sünderin (Prostituierte?) bekannt. Simon denkt bei sich: Wenn Jesus wirklich ein Prophet wäre, dann wüsste er, wer die Frau ist und würde es sich nicht gefallen lassen. Jesus spürt dies und sagt Simon: „Stell dir vor, ein Schuldner erlässt jemanden wenig Schulden, einem anderen viele Schulden. Wer ist wohl dankbarer?“ „Simon antwortet: „Der, der mehr Schulden hatte.“ Und Jesus sagt ihm: „Genauso ist es mit dieser Frau.“
Wir sind es gewohnt, nach der Schwere der Schuld zu urteilen. Es gibt riesig dicke Gesetzesbücher und –texte, die für jeden auch noch so denkbaren Fall eine bestimmte Strafspanne vorsehen. Das geht von einer kleinen Geldbuße bis hin zu lebenslänglich mit anschließender Sicherheitsverwahrung. Jede(r) kriegt das, was er oder sie verdient.
Jesus stellt dieses Denken auf den Kopf. Für ihn zählt nicht die Schwere der Schuld. Für ihn zählt, ob jemand seine Schuld bereut. Für ihn zählt, ob sich jemand Gott zuwendet. Für ihn zählt die Gegenwart, nicht die Vergangenheit.
Mich macht das auf der einen Seite nachdenklich. In welchen Kategorien denke ich eigentlich? Haben alle Menschen wirklich eine Chance bei mir? Und auf der anderen Seite freue ich mich über die Vergebung, die der Sünderin zuteilwird. Sie lässt mich hoffen, dass Gott auch auf meine Fehler gnädig sieht, wenn ich voller Reue zu ihn zurückkehre.
Guter Vater!
Danke, dass du Schuld vergibst. Amen.
Erleichtert
Mahatma Gandhi erzählt aus seinem Leben:
„Ich war fünfzehn Jahre alt, als ich einen Diebstahl beging. Weil ich Schulden hatte, stahl ich meinem Vater ein goldenes Armband, um sie zu bezahlen. Aber ich konnte die Last meiner Schuld nicht ertragen. Als ich vor meinem Vater stand, brachte ich vor Scham den Mund nicht auf. Ich schrieb also mein Bekenntnis nieder. Als ich ihm den Zettel überreichte, zitterte ich am ganzen Körper. Mein Vater las den Zettel, schloss die Augen und dann - zerriss er ihn. ,Es ist gut', sagte er noch. Und dann nahm er mich in die Arme. Von da an hatte ich meinen Vater noch viel lieber."
Es gibt eine Seite mit den alten Losungsandachten:
https://evangelisch-neuss-sued.de/gottesdienste/beten-zuhause