Und Jesus sprach zu ihm: Wahrlich, ich sage dir: Heute wirst du mit mir im Paradies sein.
Lukas 23,43
Mehrere Gedanken gehen mir durch den Kopf: Welch eine Vollmacht entdecke ich hier bei Jesus. Er hat die Vollmacht, dies vorherzusagen: Dir gebührt das Paradies. Ein anderer Gedanke: Selbst leidend und sterbend hat Jesus trotzdem einen Blick für seine Mitmenschen nebenan.
Die beiden Mitgekreuzigten verhalten sich völlig unterschiedlich. Es sind beide Verbrecher, die aufgrund begangener Verbrechen hingerichtet werden. Der eine lästert über Jesus. „Wenn du Christus bist, dann hilf dir selbst und uns.“ Der andere weist ihn zurecht. „Wir hängen hier beide aus gutem Grund, er aber ist unschuldig.“ Und er fährt fort: „Denke an mich, wenn du bei deinem Vater bist.“ Daraufhin verspricht ihm Jesus den Einzug ins Paradies.
Buchstäblich in der letzten Sekunde kriegt der eine Verbrecher die Kurve. Er erkennt Jesus als Sohn Gottes und es reuen ihn seine verbrecherischen Taten. Und so gelangt er zur Vergebung seiner Schuld. Für mich zeigt dies zweierlei: Zum einen das große Herz Gottes. Dieses vergebende Herz ist so viel größer als unsere begangene Schuld. Und zweitens: Wer seine Taten und sein Verhalten wirklich bereut, dem wird vergeben. Und es wird ihm die Chance auf einen Neuanfang gegeben.
Mich beruhigt dies sehr. Solange ich lebe gibt es bei Gott kein zu spät. Ich habe bei ihm immer die Möglichkeit, neu zu beginnen. Selbst wenn mich andere schon längst aufgegeben haben, dann gilt dies. Ja selbst, wenn ich mich eigentlich schon selbst aufgegeben habe. Selbst dann schenkt Gottes Gnade die Möglichkeit, doch zu hoffen. Für mein Leben ist dies ein großer Hoffnungsschimmer.
Guter Vater!
Danke für dein Erbarmen. Amen.
Franziskus und die Räuber (Anni Dyck)
Überall ist der Name des heiligen Franziskus bekannt. Man weiß, daß er in Assisi gelebt und den Orden der Minoritenbrüder gestiftet hat. Es lieben und verehren ihn noch heute alle Christen, ganz gleich, welcher Konfession sie angehören. Denn in Franz von Assisi begegnet uns ein Mensch, der nach seiner tiefgreifenden Bekehrung zur bedingungslosen Nachfolge Christi fand und in großer Liebe zu allen Geschöpfen Gottes lebte. In einer Zeit, in der die Kirche und ihre Diener die Welt mit Macht und Reichtum beherrschen wollten, wurde Franziskus von den Worten Jesu getroffen: „Ihr sollt nicht Gold noch Silber noch Kupfer in euren Gürteln haben, auch keine Tasche zur Wegfahrt, auch nicht zwei Röcke, keine Schuhe, auch keinen Stecken. Denn der Arbeiter ist seiner Speise wert (Matth. 9,9.10). Er löste sich von allem, was er besaß und war damit vollkommen frei geworden, Gottes Führung zu suchen und ihr zu folgen. Durch seine Hingabe an Gott wuchs in ihm die Liebe zu allem, was Gott geschaffen hatte, zu Sonne, Wind und Wolken, Wasser und Feuer, zu Fischen, Vögeln und wilden Tieren und zu den Menschen, wie immer sie auch gestaltet sein mochten. Er nannte sie alle seine Brüder und Schwestern.
Es schien, als spräche er die Sprache aller Kreatur. Als er einmal in einem italienischen Dorf einer Menge predigte, ließ sich ein Schwärm Zugvögel in der Nähe nieder. Da wandte er sich an die Vögel und ermahnte sie, zum Dank für die herrlichen Gaben, die sie von ihrem Schöpfer empfangen hatten, Gott zu loben mit ihrem Gesang. Ein anderes Mal kam Franziskus auf einer seiner vielen Reisen nach Gubbio. Die ganze Stadt war in Aufruhr wegen eines Wolfes, der hatte Ziegen und sogar schon kleine Kinder angefallen und getötet. Franziskus schloß sich einer Gruppe an, die in die Berge zog, um den Wolf zu töten. Als sie dessen Schlupfwinkel ausfindig gemacht hatten, bat Franziskus die Männer, zurückzubleiben. Er trat unbewaffnet vor die Höhle des Wolfes und rief: „Bruder Wolf, komm heraus. Was hast du getan? Weißt du nicht, daß Gott dich dazu nicht erschaffen hat? Du sollst dein Leben ändern." Der Wolf kam aus der Höhle, legte sich vor Franziskus nieder und reichte ihm die Pfote. Dann folgte er ihm hinunter in die Stadt. Von dieser Zeit an setzten ihm die Bewohner von Gubbio täglich Nahrung vor. Er tat keinem Menschen mehr ein Leid an.
Seine Nachfolger lehrte Franziskus, alle Menschen zu lieben, besonders die Armen und Unterdrückten, die Unglücklichen und Verzagten, die Diebe und Räuber. In seiner Ordensregel schrieb er: „Jeder, der zu den Brüdern kommt, Freund oder Feind, Dieb oder Räuber, soll mit Güte empfangen werden." Aber sogar seinen nächsten Jüngern fiel es schwer, ihm in diesem Stück zu folgen. Vielleicht dachten sie, wie wir heute noch denken, das hieße, den Bösen seiner gerechten Strafe zu entziehen und ihn mit einer Güte zu belohnen, die er nicht verdient habe und die er nicht zu schätzen wisse. In einer sehr alten Schrift ist darüber folgende Begebenheit verzeichnet: In einer Einsiedelei auf dem Monte Casale geschah es, daß Räuber, die sich sonst in den Wäldern aufhielten und Reisende überfielen, an die Tür kamen und um Brot baten. Einige Brüder aber sagten, es sei nicht recht, ihnen Almosen zu geben.
Als Franziskus diese Einsiedelei besuchte, legten die Brüder ihm die Frage vor, ob man Räubern Almosen geben müsse. Da antwortete Franziskus ihnen: „Geht und beschafft gutes Brot und guten Wein und tragt es ihnen in den Wald hinaus. Sucht sie, bis ihr sie findet und ruft sie: „Brüder Räuber, kommt hervor. Wir sind die Brüder und wir bringen euch gutes Brot und guten Wein!' Sie werden bestimmt kommen. Ihr sollt dann ein Tischtuch auf der Erde ausbreiten und ihnen den Tisch decken und sie freundlich und demütig bedienen, während sie essen. Wenn sie aber gegessen haben, sollt ihr ihnen das Wort Gottes sagen. Zuletzt bittet sie, euch ein Versprechen zu geben: daß sie nämlich niemanden töten und niemandem etwas leiblich Böses mehr zufügen.
Am folgenden Tag sollt ihr dann als Belohnung für ihr gutes Versprechen mit Brot und Wein, Eiern und Käse zu ihnen hinausgehen und sie wieder bedienen, während sie essen. Und wenn sie gegessen haben, sollt ihr sie fragen: ,Warum haust ihr hier in den Wäldern, leidet Hunger und erduldet manches andere und begeht viele Sünden in Gedanken und Werken und setzt dazu eure Seele aufs Spiel? Es ist viel besser, dem Herrn zu dienen; er wird euch auch verleihen, was ihr hier auf Erden nötig habt, und ihr errettet zugleich eure Seele.' Dann wird der Herr ihnen eingeben, daß sie sich um eurer Demut und Geduld willen bekehren."
Die Brüder taten alles, wie ihnen Franziskus geraten hatte. Und es kam so, wie er ihnen vorausgesagt hatte. Aus Dankbarkeit und durch Gottes Barmherzigkeit hielten sie Punkt für Punkt alles, worum die Brüder sie baten. Ja,um der Demut und des Vertrauens der Brüder willen fingen sie an, ihnen zu helfen und trugen ihnen Holz in die Einsiedelei. Endlich traten einige von ihnen in den Orden ein. Andere beichteten ihre Sünden und taten Buße und gelobten den Brüdern feierlich, in Zukunft von ihrer Hände Arbeit zu leben und von ihrem bösen Leben zu lassen.
Es gibt eine Seite mit den alten Losungsandachten:
https://evangelisch-neuss-sued.de/gottesdienste/beten-zuhause