Weh denen, die nachts wach liegen und Böses ausbrüten, um es früh am Morgen auszuführen, weil sie die Macht haben! Micha 2,1
Es gibt ein altes Sprichwort, das lautet: „Macht korrumpiert.“ Das bedeutet, dass oftmals die Machtfülle Menschen dazu verleitet, die Macht zu missbrauchen. So kämpfte der Prophet Micha mit Vehemenz gegen den Machtmissbrauch der herrschenden Schicht in Israel. Er kämpfte für die kleinen Leute und gegen z.B. Korruption.
So leben wir zum Glück in einer Demokratie. Sehr bewusst wird in unserem Land die Macht nur auf Zeit verliehen. Die einst so mächtige Kanzlerin Angela Merkel ist heute wieder eine ganz normale Bürgerin. Und zudem ist die Macht geteilt. Politik wird kontrolliert, z.B. durch die Gerichte. Wie wichtig dies ist, sehen wir gerade in den USA, wo Donald Trump mit aller Macht versucht, die Gewaltenteilung aufzuheben. Das Ergebnis ist schreiendes Unrecht in den USA und ein Präsident, der sich selbst schamlos bereichert.
Aber auch wir selbst sind gefragt, ob wir mit dem, was wir an Macht haben, gut umgehen. Ja, wir sind prinzipiell gefragt, wie wir mit unseren Mitmenschen umgehen. Wie behandeln wir unsere Nächsten?
Der Prophet plädiert für ein respektvolles Miteinander. Und dazu gehört es, den und die andere prinzipiell als Mensch zu achten, ihm denselben Wert beizumessen, den ich für mich selbst auch einfordere. Es gehört eine Freundlichkeit dazu und auch ein Stück Geduld. Wir müssen nicht bei allem sofort in die Luft gehen. Es gehört dazu, den und die andere wahrzunehmen, sie wirklich zu sehen. Und um es auf den Punkt zu bringen, hören wir die Worte Jesu: „Liebe deinen Nächsten, deinen Gott und dich selbst.“ Dann schaffen wir es, gut miteinander umzugehen.
Guter Vater!
Gut, dass du uns immer wieder an ein respektvolles Miteinander erinnerst. Amen.
Eingebläut
Karl hält tapfer dem Lehrer die Hand entgegen und beißt die Zähne zusammen. Dann spürt er die Hiebe des Rohrstockes. Fünfmal schlägt ihm der Lehrer auf die Fingerspitzen. Karl hat Tränen in den Augen, doch er gibt keinen Laut von sich, so sehr die Hand auch schmerzt.
Ohne Hausaufgaben ist er in die Schule gekommen und dies hat sein Lehrer bestraft. Karl hat keine Zeit gehabt, sie zu machen. Mit diesen Fingern, die jetzt anschwellen, hat er gestern den ganzen Nachmittag Kartoffeln ausgegraben und heute muss er trotz der Schmerzen das restliche Feld abernten. Am Abend hat er die Hausaufgaben auch nicht machen können, weil keine Kerze im Haus war. Mutter hatte vergessen, welche zu kaufen. Das alles hätte seinen Lehrer wenig bewogen, Gnade walten zu lassen. Dieser ist schon eine Bank weiter gegangen und hat Johann aufgerufen. Er soll einen Fuchs beschreiben. Johann hat noch nie einen gesehen und weil er denkt, dass dieser so ähnlich aussieht wie die Hauskatze, beschreibt er ihn auch so. Damit ist der Lehrer ganz und gar nicht einverstanden und zur Strafe muss Johann in der Ecke stehen. Auf den Rücken wird ihm ein Schild gehängt, auf dem mit leuchtender Schrift steht: „Ich bin ein Esel!"
Johann schämt sich und er weint still. Er geht nicht gern in die Schule, denn der Lehrer ist unfreundlich und streng zu den Kindern. Für jedes Vergehen gibt es Prügel. Er weiß genau, welche Schmerzen Karl heute Nacht erdulden muss. Als er so die Wand anstarrt, überlegt er: „Ob es wohl einmal eine Schule geben wird, in die Kinder gerne gehen? Ob es eine Schule geben wird, in der man den Fuchs auf Bildern zeigt oder eine Tiersammlung hat?"
Ihm fallen die Worte seines Vaters ein: „Einmal sehen ist besser als tausendmal hören."
Ganz leise fragt er sich auch: „Ob es eine Schule geben wird, in der die Kinder die Lehrer und die Lehrer die Kinder gern haben?"
So überlegt Johann, der mit vollständigem Namen Johann Heinrich Pestalozzi heißt.