Unsre Seele ist entronnen wie ein Vogel dem Netz des Vogelfängers; das Netz ist zerrissen, und wir sind frei.
Psalm 124,7
Vor einiger Zeit sah ich eine Dokumentation über das Vogelfangen in Südeuropa. Die Methode war ganz einfach. Die „Jäger“ klebten Leimruten in Bäume mit Klebstoff voll. Sobald die Vögel sich auf dem Baum niederließen und diese berührten, waren sie gefangen. Es waren keine schönen Bilder, wie sich die Vögel immer mehr mit Leim beschmierten und verzweifelt versuchten, freizukommen.
So wie die Vögel, so fühlen sich auch Menschen manchmal. Sie haben den Eindruck, dass ihre Seelen völlig verkleistert sind. Ganz egal, was sie machen, es wird scheinbar nur schlimmer. Und: Sie sehen keinen Ausweg aus ihrer Situation. Dabei gibt es unendlich viele Dinge, die Menschen gefangen nehmen können: Wirtschaftliche Not, Einsamkeit, Unglücklichsein, Krankheit, und … Das ganze Leben wird in Mitleidenschaft gezogen. Und die Frage steht vor Augen: Wie kann es weitergehen? Und oftmals sehen Menschen keinerlei Möglichkeit, keinen Ausweg, keine andere Chance.
Es ist dann schon ein Segen, wenn ich meine Aussichtslosigkeit und meine Ratlosigkeit auf Gott werfen kann. „Ich sehe keinen Weg. Zeige du mir Gott einen Weg, den ich gehen kann.“ Alleine das Abgeben, das Teilen ist eine Möglichkeit, selbst aktiv zu sein.
Auch wenn ich es abgebe und teile, heißt dies nicht, dass es immer gute neue Wege gibt. Zwar traue ich Gott alles zu, dennoch verändert sich nicht immer alles zum Guten. Manchmal bleibt dann nur, um Kraft und Geduld zu bitten – darum zu bitten, nicht alleine ausgeliefert zu sein. Auch so zerreißt das Netz, das mich gefangen hält.
Guter Vater!
Bitte lass mich nicht alleine. Amen.
Freiheit kommt nicht von selbst (Nikos Kazantzakis)
Zwei Vogelfänger gingen auf einen Berg hinauf, um ihre Netze auszulegen. Vorsichtig setzten sie die Fallen und gingen dann wieder nach Hause. Als sie wieder zurückkamen, waren ihre Netze voll mit Tauben. Ganz verzweifelt flogen die Vögel hin und zurück und versuchten, durch das engmaschige Netz zu entkommen. Zuerst waren die beiden Männer begeistert über die große Zahl der Vögel, die sie gefangen hatten. Doch als sie etwas näher hinsahen, waren sie nicht sehr zufrieden mit ihrem Fang.
„Für diese wird kein Markt dasein", sagte der erste, „denn niemand wird solch magere Tiere kaufen." - Der zweite Mann schüttelte den Kopf. „Wir müssen nur ein wenig Geld in Reis investieren, und in wenigen Tagen werden diese Vögel wohlgenährt und mollig sein." Täglich brachten die beiden Männer nun den Tauben Futter und Wasser, was sie immer sehr schnell verschlangen. Langsam wuchsen sie und wurden größer. Eine Taube jedoch weigerte sich zu fressen. Die anderen wurden immer fetter, aber dieses eine widerspenstige Tier wurde immer dünner und versuchte immer noch aus dem Netz zu entkommen. Eines Tages kamen die Jäger, um die Vögel mit auf den Markt zu nehmen. Die Taube, die das Fressen verweigert hatte, war so dünn und mager, daß sie es fertigbrachte, sich durch das Netz zu zwängen und wegzufliegen. Sie allein kam frei.
Es gibt eine Seite mit den alten Losungsandachten:
https://evangelisch-neuss-sued.de/gottesdienste/beten-zuhause