So seid nun geduldig, Brüder und Schwestern, bis zum Kommen des Herrn. Siehe, der Bauer wartet auf die kostbare Frucht der Erde und ist dabei geduldig, bis sie empfange den Frühregen und Spätregen.
Jakobus 5,7
Kurz nach dem Tod Jesu Christi und auch noch zur Zeit des Jakobusbriefes war unter den Christinnen und Christen ein tiefer Glaube daran vorhanden, dass die Wiederkunft Christi und das Anbrechen des Reiches Gottes bald bevorstände. Wie wir heute wissen war dies nicht der Fall. Wann es soweit sein wird, liegt alleine in der Hand und dem Wissen Gottes.
Und doch hat das Bild des Bauern uns auch für heute etwas zu sagen. Der Bauer wartet nicht nur geduldig auf das Wachsen der Pflanzen und Tiere. Er legt nicht zwischendurch die Hände in den Schoß, sondern tut das Seine, damit Pflanzen und Tiere gedeihen. Bei den Tieren ist dies eh klar, aber auch die Pflanzen brauchen Pflege: Saat, Bodenvorbereitung, Dünger, Wasser, Ablenkungsfütterung, und, und, und …
Ein schönes Bild für ein gelingendes Leben. Denn damit auch unser Leben reich und erfüllt sein kann, braucht es Arbeit: Ausbildung und Beruf, Pflege der Freunde und der Familie, Sinnsuche, Hobbies, Ehrenamt, und, und, und … Es ist gut, sich ab und zu fragen: Ist mein Leben so wie ich es möchte? Gibt es Dinge, die mich stören oder behindern? Will ich etwas ändern?
Klar, kann man einfach auch in den Tag hineinleben. Man kann alle Dinge auf sich zukommen lassen und denken: Es wird sich irgendwie schon alles regeln. Aber wahrscheinlich werden wir dann viele wertvolle Momente nicht erleben. Und wie schade wäre es, wenn wir tolle Chancen vergeben würden. Auch ein Bauer, der sich nicht um seine Pflanzen und Tiere ausreichend kümmert, wird mit kleineren Erträgen leben müssen.
Guter Vater!
Gib mir die Klugheit, mich um mein Leben zu kümmern. Amen.
Apfeljahr (Hermann Claudius)
Der Apfel ist nicht gleich am Baum.
Da war erst lauter Blüte.
Da war erst lauter Blütenschaum.
Da war erst lauter Frühlingstraum
aus lauter Lieb und Güte.
Dann waren Blätter, grün an grün
und grün an grün nur Blätter.
Die Amsel nach des Tages Mühn,
sie sang ihr Abendlied gar kühn.
Und auch bei Regenwetter.
Der Herbst, der macht die Blätter steif.
Der Sommer muss sich packen.
Hei, dass ich auf dem Finger pfeif:
da sind die ersten Äpfel reif
und haben rote Backen.
Und haben Backen rund und rot.
Und hängen da und nicken.
Und sind das lichte Himmelsbrot.
Wir haben unsre liebe Not,
dass wir sie alle pflücken.
Und was bei Sonn und Himmel war,
erquickt nun Mund und Magen und macht die Augen hell und klar.
So rundet sich das Apfeljahr.
Und mehr ist nicht zu sagen.