Du schenkst eine reiche und gute Ernte – sie ist die Krönung des ganzen Jahres.
Psalm 65, 12
Wir waren vor einiger Zeit am Bodensee. Welch eine wunderschöne Landschaft. Welch eine fruchtbare Gegend. Äpfel, Birnen, Mirabellen, Zwetschgen, Renekloden, Trauben, und, und, und … Auch wenn ich am Freitag auf den kleinen Wochenmarkt im Ladenzentrum in Weckhoven gehe, dann gibt es ein kaum überschaubares Angebot an Gemüse und Obst. Welch eine grandiose Vielfalt. Und trotzdem ist sie nur ein winziger Ausschnitt dessen, was es alles an Früchten auf der Welt gibt. Es gibt eigens „Fruchtfinder“, die im Auftrag der Safthersteller um die Welt reisen und nach neuen Früchten = Geschmäckern suchen. Und sie werden immer wieder neu fündig.
Bald feiern wir Erntedank. Wir danken Gott für die reiche Ernte, die wir bzw. die Bäuerinnen und Bauern einfahren konnten. Wir sagen Danke für alles dies. Und wir werden uns bewusst, dass nicht immer alles selbstverständlich ist. Die Früchte, das Wachsen, die Ernte sind ein Geschenk Gottes.
Und hinzu kommt: Wir bedanken uns für alles, womit Gott uns in unserem Leben versorgt. Wir sagen Danke für alle Kraft, allen Mut, alles Durchhalten. Wir sagen Danke für Freunde, für unser Auskommen. Eigentlich sagen wir Danke, für alles, was unser Leben ausmacht.
Als der Psalmbeter die Worte sprach, da war das Leben der Menschen noch viel unsicherer als unser heute. Eine schlechte Ernte bedeutete schon eine Infragestellung des ganzen Lebens. Wir dagegen heute sind viel „sicherer“. Auch wenn nicht alles planbar ist, so gibt es doch viele verschiedene Möglichkeiten, das Leben zu gestalten, das Leben zu sichern. Und auch dafür gebührt Gott einfach ein großes Dankeschön.
Guter Vater!
Danke für alles, was du zum Leben schenkst. Amen.
Erntedank (Gisela Schütz)
Klaus trägt eine große Tüte. Man sieht, daß sie schwer ist.
„Was schleppst du denn da?" fragt Volker.
Klaus setzt die Tüte vorsichtig ab und antwortet: „Dreimal darfst du
raten."
„Hm, sieht aus wie ein großer Fußball", meint Volker. „Aber der ist ja nicht so schwer."
Klaus lacht. „Das ist es auch nicht. Es ist ein Kürbis." „Ein Kürbis?" ruft Volker überrascht. „Warum trägst du den denn spazieren?"
„Den bring ich in die Kirche." „Du heiliger Bimbam! Wohin?" „In die Kirche. Morgen ist doch Erntedankfest."
Ja, Volker erinnert sich. So etwas stand auf dem Kalender. Und ihm fällt ein, daß an diesem Tag viele Leute in die Kirche gehen. Aber was in aller Welt soll der Kürbis in der Kirche?"
Klaus versucht, es ihm zu erklären. „Am Erntedankfest danken wir doch Gott dafür, daß er uns eine gute Ernte geschenkt hat. Und als Dank dafür bringt jeder etwas davon mit.in die Kirche. Ich bringe eben den Kürbis. Warum nicht?"
„Was soll denn die Kirche damit? Die braucht doch keinen Kürbis." „Nein, die Kirche nicht. Aber alle Früchte, die am Erntedanktag den Altar geschmückt haben, werden nachher an Leute verteilt, die selber nichts haben und sich auch nicht so viel kaufen können." Das leuchtet Volker ein. Aber als Klaus weitererzählt, wie sie in der Kirche Gott loben, weil er alles hat wachsen lassen, und weil er Sonne und Regen geschickt hat, protestiert er: „Aber manchmal ist das Wetter ganz verkehrt. Dann ist es zu trocken. Und wenn wir dann im Garten nicht gießen, geht alles ein. Aber ich muss gießen oder Mama oder Papa, das macht Gott doch rückt. Oder hast du Gott schon mal mit der Gießkanne gesehen?" Klaus muss lachen. „Gott kann man doch nicht sehen. Aber wenn er nicht will, daß etwas wächst, dann könnt ihr so viel gießen wie ihr wollt. Es kommt trotzdem nichts."
„Wenn ich nicht will, daß etwas wächst, kommt auch nichts." „Wieso?" „Na, wenn ich deinen Kürbis ausgerissen hätte, als er noch ganz klein war, was dann? Der wäre nicht weitergewachsen. Da hätte Gott sonst was machen können."
„Rausreißen kannst du. Aber wachsenlassen nicht." „Na gut, das stimmt vielleicht", sagt Volker. „Aber trotzdem verstehe ich nicht, was Gott damit zu tun haben soll. Schließlich wächst alles von allein, wenn es nur die richtige Erde hat und schön begossen wird."
„Ich glaube aber, daß Gott dabei hilft. Und dafür bedanke ich mich
morgen."
„Naja, schließlich kann jeder glauben was er will." meint Volker. „Ich
gehe jedenfalls morgen nicht in die Kirche. Aber soll ich dir deinen Kürbis
tragen helfen?"
Es gibt eine Seite mit den alten Losungsandachten:
https://evangelisch-neuss-sued.de/gottesdienste/beten-zuhause