Der neue Bund, den ich dann mit dem Volk Israel schließen will, wird völlig anders sein: Ich werde ihnen mein Gesetz nicht auf Steintafeln, sondern in Herz und Gewissen schreiben. Ich werde ihr Gott sein und sie werden mein Volk sein«, sagt der HERR.
Jeremia 31,33
Gesetze befolgen oder etwas aus ganzem Herzen tun ist ein himmelweiter Unterschied. Wenn ich mich z.B. an die 10 Gebote halte, dann belüge ich meinen Nächsten nicht, ich geh nicht fremd, ich beklaue ihn nicht, ich töte ihn nicht. Ich greife ihn nicht an. Diesen Raum des Lebens ermöglichen die 10 Gebote. Und das ist auch schlicht gut so.
Wenn ich aber aus ganzem Herzen handle, dann kommt noch etwas entscheidend Anderes hinzu. Ich lasse meinem Nächsten nicht nur das Leben, sondern ich schaue ganz genau nach, wie es ihm geht. Und ich handle, wenn ich merke, dass es ihm oder ihr nicht gut geht.
Daher ist Jesus auch nicht für die Aufhebung der Gesetze. „Es soll kein Jota (= kleines Häkchen) an den Gesetzen verändert werden.“ Aber darüber hinaus spricht Jesus von Dreifachgebot der Liebe. „Du sollst deinen Gott lieben, deinen Nächsten lieben wie dich selbst.“ So führt Jesus fort, was bei Jesaja schon angelegt ist. Die Beziehung zwischen Gott und den Menschen wird nicht nur durch die 10 Gebote festgelegt, sondern ins Herz hineingeschrieben.
Und noch etwas Anderes geschieht. Die 10 Gebote sind ein für alle Mal gültig. Sie sind unveränderlich. Wer aber mit dem Herzen schaut, der sieht auch die kleinen Dinge, die sich verändert haben. Wer mit dem Herzen schaut, der guckt jetzt im Moment genau hin. Und so kann er oder sie immer wieder neu entscheiden, der Situation angemessen. Vielleicht ist heute etwas Anderes dran als vorgestern. Vielleicht braucht dieser Mensch etwas Anderes als Andere.
Guter Vater!
Lass mich mit dem Herzen sehen. Amen.
Geld vom armen Mann (Ursula Wölfel)
Wo die Brücke anfängt, sitzt ein Mann auf dem Pflaster. Er trägt eine
gelbe Binde am Arm. Fünf schwarze Punkte sind darauf. Martin weiß
nicht, was das bedeutet. Neben dem Mann liegt ein Hut. Manche Leute
werfen Geldstücke hinein.
„Vielen Dank", sagt der Mann jedes Mal. Aber er schaut gar nicht hin.
Schnips beschnuppert zuerst den Hut und dann den Mann.
„Pfui!" ruft der. „Nehmen Sie den Hund weg!"
Martin hat Schnips schon zurückgezerrt. Jetzt lacht er.
„Ich bin doch ein Junge!" ruft er.
„Woher soll ich das wissen?" fragt der Mann. „Willst du dich über
mich lustig machen? Ich bin doch blind."
„Ach!" sagt Martin. „Das wusste ich nicht."
„Und ein lahmes Bein habe ich auch", sagt der Mann. „Deshalb sitze
ich hier. Das ist kein Vergnügen."
„Sind Sie ein armer Bettler?" fragt Martin.
„Frag nicht so dumm! Geh weiter", sagt der Mann.
Martin holt seine Geldbörse aus der Tasche und legt leise die beiden
Groschenstücke in den Hut. Schnell will er fortgehen.
Aber Schnips stemmt die Pfoten ein und rührt sich nicht von der Stelle.
Er will Martins Geld in dem Hut bewachen. „Komm doch!" flüstert Martin.
„Bist du immer noch da?" fragt der Mann.
„Der Schnips ist ungehorsam", sagt Martin. „Aber wir gehen jetzt.
Wir müssen noch in die Ludwigstraße."
„Das ist weit. Du kannst mit der Bahn fahren."
„Ich habe doch kein Geld mehr", sagt Martin. Und dann erzählt er dem
blinden Mann alles, was er heute erlebt hat. Irgendeinem Menschen
muss er jetzt alles erzählen.
Der Mann lacht. „Nimm dir sechzig Pfennig aus dem Hut!" sagt er.
„Nein, nein!" sagt Martin. „Wir gehen zu Fuß."
„Sofort" nimmst du das Geld!" ruft der Mann. „Sofort! Ich will doch
auch einmal jemandem etwas schenken!"
„Ja", sagt Martin. „Vielen Dank. Vielen, vielen Dank!"
„Lauf", sagt der Mann. „Die Bahn ist da. Sie setzt gerade um, das kann
ich hören. Ich wünsche dir schöne Ferien!"
Es gibt eine Seite mit den alten Losungsandachten:
https://evangelisch-neuss-sued.de/gottesdienste/beten-zuhause