Singet dem HERRN ein neues Lied, denn er tut Wunder.
Psalm 98,1
Die Bibel erzählt von etlichen Wundern sowohl im Alten als auch im Neuen Testament. Da teilen sich Meere, verschlucken Fische Menschen und retten sie, lassen Posaunen eine Stadtmauer einstürzen, wird aus Wasser Wein und Gelähmte und Blinde wieder geheilt.
Und doch warten Menschen manchmal verzweifelt auf ein Wunder und haben den Eindruck es tut sich nichts. Es gehört wohl zum Wesen eines Wunders, dass man auf sie hoffen darf, aber sie nicht einplanen kann. Wunder sind Gottes Entscheidung – sie kommen oder bleiben aus – das liegt in Gottes Ratschluss.
Vielleicht aber erkennen wir viele Wunder gar nicht, weil wir sie einerseits gar nicht wahrnehmen oder weil wir sie gar nicht Gott und seinem Wirken zusprechen. Dabei geschehen Wunder einfach auch durch Menschen. Wenn z.B. ein kranker Mensch um Heilung bittet, dann kann es durchaus sein, dass Gott durch die Ärztin oder den Arzt handelt, ohne dass wir es ihm anrechnen.
Der Psalm aber ermutigt uns. Gott tut immer wieder Wunder. Du hast kein Recht auf ein Wunder, aber es ist schlicht sinnvoll, um ein Wunder zu bitten. Warum solltest nicht ausgerechnet du es sein dem ein Wunder Gottes gilt.
Aber auch wenn das Wunder ausbleibt, ist es gut, Gott davon zu erzählen. Denn Gott liebt es, wenn wir ihn an unserem Leben teilhaben lassen. Er freut sich, wenn wir uns ihm anvertrauen, mit dem, was uns umtreibt. Und zum anderen tut es einem einfach selbst gut, Gott von mir zu erzählen. Denn so komisch es auch klingen mag: Wenn ich davon erzähle, dann teile ich meine Sorgen. Und geteilte Sorgen sind halbe Sorgen. Sie sind dann zwar immer noch da, aber sie sind vielleicht etwas einfacher zu tragen. Und alles das ist doch unser Gesang wahrlich wert. Viel Freude beim Singen.
Guter Vater!
Ich bitte dich um ein Wunder für Menschen, die darauf dringend warten. Amen.
Wunderkerzen für Oma Schmittke (Elke Bräunling)
Kindergeschichte – Als einmal die Kerze in Oma Schmittkes Fenster nicht brannte
„Schaut bei Oma Schmittke! Das Licht ist aus.“
„Das Licht ist aus? Das kann nicht sein.“
„Ihr meint, da ist keine Kerze im Fenster?“
„Doch! Aber die leuchtet nicht.“
„Das war noch nie.“
„Da muss etwas passiert sein!“
„Oh!“
Aufgeregt riefen die Leute in der Siedlung durcheinander. Noch nie hatte es einen Abend ohne Kerzenlicht in Oma Schmittkes Küchenfenster gegeben. Das dunkle Fenster fühlte sich falsch an. Kerzenlicht gehörte zu diesem Haus und zu Oma Schmittke. Das war schon immer so.
„Das ist meine Wunderkerze“, sagte Oma Schmittke immer. „Irgendwann wird es vielleicht doch noch kommen, mein kleines großes Wunder. Und wenn nicht, so habe ich wenigstens alles dafür getan.“
Manchmal hatten die Leute in der Siedlung darüber gelacht. Wie konnte man so abergläubisch sein? Trotzdem fühlte es sich nun falsch an, dass das Fenster dunkel geblieben ist. Das Fenster und das ganze Haus.
„Wo steckt Oma Schmittke?“
„Alle Fenster sind dunkel.“
„Wer hat sie heute gesehen?“
„Ist etwas passiert?“
„Vielleicht ist sie gestürzt und liegt hilflos im Haus.“
„Wir müssen etwas unternehmen.“
Und gemeinsam gingen sie zur alten Lina, die den Schlüssel zu Oma Schmittkes Häuschen hatte und die dort auch gleich nach dem Rechten sah. Alles war in Ordnung. Nur Oma Schmittke fehlte.
„Da hilft nur ein Wunder!“, sagte die alte Lina und entzündete den Docht der Kerze.
Um dem Wunder ein bisschen mehr nachzuhelfen, holten die Nachbarn noch mehr Kerzen und stellten sie auf die Fensterbänke. Die Kinder hängten Wunderkerzen, die vom Weihnachtsfest übrig geblieben waren, in den Kirschbaum.
Schön sah das Haus nun aus. Wunderfunkelschön.
Das fand auch Oma Schmittke, als sie wenig später mit dem Taxi vorfuhr.
„Was ist hier los?“, rief sie. „Was feiert ihr hier?“
„Wir warten auf ein Wunder!“, riefen die Kinder.
„Wir haben uns Sorgen um dich gemacht, Oma Schmittke“, sagten die Erwachsenen. „Es ist dir doch hoffentlich nichts passiert?“
„Nein. Es ist nichts passiert“, antwortete Oma Schmittke. „Halt! Doch! Ein Wunder ist geschehen und das müssen wir feiern. Kommt, ich lade euch zu Zimtwaffeln mit Kirschsoße ein.“
Zimtwaffeln mit Kirschsoße? Dazu konnte keiner ‚nein‘ sagen und als alle um den großen Küchentisch saßen und Oma Schmittke mit der alten Lina die Waffeln buk, erzählte sie von dem Brief, den sie heute bekommen hatte. Der war von ihrem Sohn, von den sie wegen eines Streits vor mehr als fünfzig Jahren nichts mehr gehört hatte.
„Er lebt!“, sagte sie. „Oh, ich bin so glücklich. Und bald kommt er mich besuchen.“ Freudentränen stahlen sich in ihre Augenwinkel. „Es lohnt sich, auf Wunder zu warten. Oh, und wie es sich lohnt!“
Sie blickte auf und lächelte. „Auch ihr alle seid so etwas wie ein Wunder, denn ihr seid füreinander da. Gibt es Schöneres?“
Darauf sagte erst mal keiner mehr etwas, denn auf einmal hatten alle Tränen in den Augen. Nur die Kerzen, die brannten weiter.
www.elkeskindergeschichten.de/2017/01/22/wunderkerzen-fuer-oma-schmittke/
Es gibt eine Seite mit den alten Losungsandachten:
https://evangelisch-neuss-sued.de/gottesdienste/beten-zuhause