Dennoch bleibe ich stets an dir; denn du hältst mich bei meiner rechten Hand.
Psalm 73,23
Ein Mensch klagt vehement. Er sieht die Gottlosen und sieht wie gut es ihnen in jeglicher Hinsicht geht. Sie sind gesund, er aber ist krank. Sie sind reich, er ist arm. Sie prahlen mit ihrem Leben und leben in Saus und Braus. Und er empfindet sein Leben als eine einzige Qual. Und so stellt sich für ihn die Frage: Ist das Leben ohne Gott ein besseres Leben? Doch er gibt sich dann schnell selbst die Antwort: Ich bleibe bei dir, denn du hältst mich ja an der Hand.
Dieses Gefühl von Ungerechtigkeit kennen wir alle. Ganz oft begegnet es mir bei Beerdigungsgesprächen: „Das ist doch ungerecht / unfair. Er hat niemandem was Böses getan und musste doch so früh sterben. Und andere sind richtige Verbrecher und werden steinalt.“ Automatisch vergleicht sich der Mensch mit anderen und überlegt, wo man selbst steht. Das machen wir übrigens bei vielen Dingen: Gehalt, Reichtum, Autos, Schönheit, und, und, und … Und wenn sich jemand ungerecht behandelt fühlt, dann hat das heftige Konsequenzen für das Leben. Denn dieses Gefühl macht auf Dauer krank. Es lässt Menschen verbittert zurück.
Vielleicht aber kann man versuchen, die Perspektive zu wechseln. Wenn ich nur mein eigenes Leben betrachte und dann überlege, wie es verlaufen wäre, wenn es Gott nicht gegeben hätte. Dann nämlich merke ich auf einmal, was ich alles verloren hätte. Und ich spüre vielleicht dann auch, dass ich mich gar nicht vergleichen muss. Denn durch die geänderte Perspektive kann ich spüren, wofür ich alles dankbar sein kann. Und dieses Gefühl baut das Leben auf, macht es hell und fröhlich – ganz anders als das Gefühl von Neid und erlittener Ungerechtigkeit.
Guter Vater!
Lass mich an deiner Hand bleiben. Amen.
Was wir zum Leben brauchen
Wir brauchen zum Leben einen Leib, der uns trägt, einen Schoß, der uns gebiert, Brüste, die uns stillen, Hände, die uns halten, Worte, die uns gut zureden, Augen, die uns mit Liebe ansehen, Eltern, die uns versorgen, Lehrer, die uns schulen, Erzieher, die uns bilden, Freunde, die uns begleiten, Partner, die uns lieben, Politiker, die uns regieren, Ärzte, die uns behandeln, Weise, die uns raten, Nachbarn, die uns helfen, und Glaubende, die uns den Weg zu Gott zeigen. Denn Gott brauchen wir mit allen anderen, in allen anderen, vor allen anderen, nach allen anderen, über allen anderen. „Gott und Vater, allmächtiger Schöpfer des Himmels und der Erde! Ich setze mein Vertrauen auf keinen Menschen der Erde, auch nicht auf mich selbst, meine Macht, meine Kunst, mein Gut, meine Frömmigkeit oder was ich haben mag; auch auf keine andere Kreatur. Ich wage und setze mein Vertrauen allein auf dich, den unsichtbaren, unbegreiflichen und einzigen Gott, der Himmel und Erde geschaffen hat!" (Martin Luther)
Es gibt eine Seite mit den alten Losungsandachten:
https://evangelisch-neuss-sued.de/gottesdienste/beten-zuhause