HERR, wo sonst gibt es einen Gott wie dich? Allen, die von deinem Volk übrig geblieben sind, vergibst du ihre Schuld und gehst über ihre Verfehlungen hinweg. Du hältst nicht für immer an deinem Zorn fest; denn Güte und Liebe zu erweisen macht dir Freude.
Micha 7,18
Mir fällt der letzte Vers der Tageslosung ins Auge. Gott hält nicht an seinem Zorn fest. Güte und Liebe machen ihm Freude. Mein erster Gedanke: Gott sei Dank. Denn wenn Gott an seinem Zorn festhalten würde, dann hätten die, die sein Zorn trifft keine Chance mehr. Doch zum Glück ist es anders.
Meine Gedanken gehen zu dem, wie wir Menschen uns verhalten. Ich erinnere mich an ein Gespräch mit ehemaligen Freunden. Da sagte einer: „Es dauert lange bis ich sauer werde. Aber wenn ich sauer bin, dann hat derjenige, auf den ich sauer bin, verschissen bis in die Steinzeit. Der braucht einfach nicht wiederzukommen!“ Als ich damals den Satz gehört habe, fand ich ihn spontan falsch. Und ich bin auch mit viel Abstand immer noch nicht der Meinung, dass eine solche Haltung weiterführt.
Beziehungen zwischen Menschen sind schlicht nicht einfach. Natürlich machen wir Fehler und verletzen dadurch andere sehr. Und natürlich werden wir auch ab und zu selber verletzt. Na klar, kann man sich wehren und vielleicht sollte man sich wehren. Abe wenn immer sofort die Beziehung abgebrochen wird, dann werden wir oftmals sehr einsam.
Ich denke an einen Menschen, der sich mir gegenüber einmal wirklich doof verhalten hat. Nach einiger Zeit kam dieser Mensch auf mich zu und bat mich um Verzeihung. Ich habe lange überlegt und dann gedacht, dass eine zweite Chance gut wäre. Wenn wir uns heute sehen, dann freuen wir uns beide, dass wir diesen Neuanfang geschafft haben.
Guter Vater!
Gib mir den Mut, anderen eine zweite Chance zu geben. Amen.
Nimmst du mich noch einmal an? (Manfred Siebald)
Nimmst du mich noch einmal an? Herr, ich hab so viel getan
gegen deinen Willen, deinen Rat. Hat deine Liebe vielleicht
ihre Grenzen jetzt erreicht, und du kannst nicht mehr verzeihen,
was ich tat?
Ging ich auch zuerst nur kleine Schritte fort von dir,
so spür ich doch zwischen uns jetzt die Unendlichkeit.
Und um jede Stunde ohne dich, alle Tage fern von dir,
alle eignen Wege tut es mir heut leid.
Nimmst du mich noch einmal an? Ob es wieder werden kann,
so wie damals, als ich nahe bei dir war?
Was ich damals von mir stieß, als ich deine Hand verließ,
wird mir erst aus meiner Frage richtig klar.
Du sollst wieder meine erste Freude früh am Morgen sein
und der letzte der Gedanken vor der Nacht.
Und wenn einer von dir Gutes sagt, will ich mich wieder freun,
und es soll mir wehtun, wenn man dich verlacht.
Nimmst du mich noch einmal an? Herr, ich halte mich daran.
Ich darf kommen, und du stößt mich nicht hinaus.
Meine Flucht ist nun vorbei, ich gehör dir wieder neu.
Es ist gut, bei dir zu sein, bei dir zu Haus.
Es gibt eine Seite mit den alten Losungsandachten:
https://evangelisch-neuss-sued.de/gottesdienste/beten-zuhause