Der HERR, mein Gott, macht meine Finsternis licht.
Psalm 18,29
Manche Finsternis wirkt interessant, wie neulich als eine Sonnenfinsternis in Amerika beobachtet werden konnte. Aber die meisten Finsternisse machen Angst und rauben uns die Orientierung. Dies habe ich letztens in einem Feuerwehrmuseum erlebt. Dort war ein Raum völlig abgedunkelt. Man konnte sich in ihm nur vorsichtig tastend vorwärts bewegen. Man spürt sofort, wie man sehr unsicher wird.
Und diese Unsicherheit breitet sich auch aus in uns, wenn wir anderen Finsternissen des Lebens begegnen: Krankheiten, Einsamkeit, Sucht, Depressionen, andere Menschen, die uns nichts Gutes wollen. Es gibt so vieles, was das Leben wirklich verdunkeln kann. Und eine Seele, die zu lange in der Finsternis lebt, geht kaputt, nimmt Schaden. Die Finsternisse rauben einfach unendlich viel Kraft und Freude.
Wie gut da die kleine Tageslosung ist. Gott macht meine Finsternis licht. Selbst die schwärzeste Finsternis kann nichts ausrichten gegen Gottes Licht. Das feiern wir jedes Jahr von Neuem in der Osternacht. Das Osterfeuer durchbricht die schwarze Finsternis, die sich durch den Tod Jesu ausgebreitet hat. Und an diesem Feuer zünden wir unsere neue Osterkerze an.
Diese Osterkerze brennt bei jedem Gottesdienst. An ihr zünden wir die Taufkerzen, die Osterkerzen an. Diese Kerze erinnert uns immer wieder an das Licht Gottes. Und dies tun auch die Taufkerzen, die an Geburtstagen oder den Tauftagen angezündet werden. Sie sind Licht in der Finsternis.
Für mich ist dieses Licht Hoffnung. So heißt es in einem Lied: Gottes Wort ist wie Licht in der Nacht; es hat Hoffnung und Zukunft gebracht; es gibt Trost, es gibt Halt in Bedrängnis, Not und Ängsten, ist wie ein Stern in der Dunkelheit.
Guter Vater!
Bringe bitte Licht in meine Finsternisse. Amen.
Licht Gottes
Regina bindet mit feinem Draht die vier knorrigen Wurzeln zusammen, so dass sie ein Viereck bilden. Dann befestigt sie Tannengrün daran und wickelt darum rotes Schleifenband. „Das ist der originellste und schönste Adventskranz, den ich je gesehen habe", staunt die Mutter. „Jetzt müssen wir nur noch die vier dicken roten Kerzen darauf stellen." Als die erste Kerze brennt, fragt Regina nach dem Sinn des adventlichen und weihnachtlichen Lichterglanzes. „Licht", sagt die Mutter, „hat für alle Menschen eine besondere Bedeutung." Beide setzen sich, und die Mutter erzählt: „Am Fuße eines aktiven Vulkans auf Java, einer großen Insel im Indonesischen Archipel, liegen zwei Dörfer. Die Bewohner schauen mit Ehrfurcht und Angst auf den Vulkan in ihrer Nähe. Er bedeutet für sie Leben und Segen, aber auch Leid und Sorgen. Wenn dunkle Wolken aus seinem Inneren treten, dann sagen die Alten: ,Er spuckt bald wieder.' Und Alt und Jung bringen sich in Sicherheit. Die Menschen fliehen vor der glühenden Lava, die in den nächsten Tagen den Berg herunterrinnen wird. Erst wenn der Vulkan zur Ruhe gekommen ist, kehren sie in ihre Dörfer zurück. Jedesmal erleben sie dann einen Anblick des Grauens. Die Hütten sind zerstört, die Straßen verwüstet und die Brücken weggerissen. Der mühevolle Wiederaufbau beginnt. Und doch brauchen die Menschen den Vulkanausbruch. Die Lava schenkt dem Boden Minerale, wertvolle Minerale, die ihn fruchtbar und ergiebig machen. Einmal nun grollte der Vulkan wieder fürchterlich. Schwarzer Qualm stieg in den Himmel und senkte sich dann auf das Land, hi die Rauchschwaden zischelte Feuer wie Schlangenzungen. Und dann explodierte der Berg! Glut wurde in die Luft geschleudert, kilometerhoch, Sterne folgten, tonnenschwere. Lavamassen wälzten sich zu Tal, Bäume und Sträucher mit sich reißend. Die Menschen beobachteten aus respektvoller Entfernung das Inferno. Tagelang wütete der Vulkan.
Als die Menschen wieder in ihre Dörfer zurückkehren konnten, erlebten sie eine Überraschung. Ein Wunder war geschehen! Die Häuser, die Straßen und die Brücken waren gänzlich unzer-stört. Die Lavamassen hatten sich um die Dörfer herumgewälzt oder waren zwischen ihnen hindurchgeflossen. In ihrer Freude und Dankbarkeit beschlossen die Ältesten, eine kleine Kirche auf halbem Wege zwischen den Dörfern zu errichten, um Gott im Himmel für seine Güte zu danken. In beiden Dörfern lebten vornehmlich Muslime, die aber Gedankengut des Hinduismus in ihren Glauben mit aufgenommen hatten. Aber es gab auch Christen und Buddhisten dort. Darum überlegten die Ältesten, ob sie das Rad der Lehre oder das Kreuz der Erlösung, die Lotosblume als Symbol der Heiligkeit oder das gespaltene Tor als Zeichen der Gegensätze und Unvollkommenheit aufstellen sollten.
,Es ist besser', sagte ein Weiser, ,ein Symbol zu wählen, in dem alle Religionen sich wiederfinden.' ,Das gibt es nicht', argumentierten alle. Da holte der alte Mann eine Öllampe aus seinem Gewand hervor, stellte sie in die Mitte und zündete den Docht an. Dann sagte der Weise: ,Gott ist das Licht der Welt. Das Licht erinnert die Menschen aller Religionen an den Allmächtigen. Darum soll es Tag und Nacht in unserer Kirche brennen.'"
„Das Licht schenkt uns das Leben", denkt Regina, als sie die erste brennende Kerze auf ihrem Adventskranz betrachtet.
Es gibt eine Seite mit den alten Losungsandachten:
https://evangelisch-neuss-sued.de/gottesdienste/beten-zuhause