Da kamen sie zu Mose und sprachen: Wir haben gesündigt, dass wir wider den HERRN und wider dich geredet haben. Bitte den HERRN, dass er die Schlangen von uns nehme. Und Mose bat für das Volk.
4. Mose 21,7
Die armen Israeliten konnten einem auch wirklich leidtun. Da waren sie 40 Jahre lang durch die Wüste gelaufen und hatten alle Entbehrungen ertragen. Hitze, Feinde, Durst, Hunger. Und nun standen sie vor dem gelobten Land und mussten nur noch durch das Gebiet der Edomiter. So schickte Mose Botschafter zum König der Edomiter und bat das Land durchziehen zu dürfen. Doch der König schickte seine Armee und diese jagte die Israeliten wieder in die Wüste, woher sie gerade gekommen waren. Und jetzt hatten sie die Nase voll. „Wären wir doch bloß in Ägypten geblieben. Gott hat was versprochen, was er nicht hält. Und Mose glauben wir auch nicht mehr.“ Auf einmal war das ganze Gebiet voller giftiger Schlangen, viele starben. Und so kamen sie zu Mose. Mose bittet für das Volk und Gott vergibt.
Das kennen wir auch aus unserem Leben: Große Enttäuschungen, die uns den Boden unter den Füssen wegziehen und uns verzweifeln lassen. Und wenn wir verzweifelt sind, dann passiert es auch häufig, dass wir zweifeln, auch zweifeln an Gott. Besondres dann, wenn wir unsere Hoffnung auch auf Gott gesetzt haben. Manchmal verwandelt sich dann die Enttäuschung auch in Bitterkeit. Und so sind die giftigen Schlangen vielleicht nur ein Symbol für Enttäuschung und Bitterkeit.
Und doch nimmt Gott den Zweifel und die Klage nicht krumm. Als Mose für das Volk bittet, lässt er diesen eine eiserne Schlange bauen. Wenn nun die Menschen gebissen werden, schauen sie auf die Schlange und leben weiter. Und so wird uns Gott auch unsere Zweifel nicht übelnehmen.
Guter Vater!
Sei bei mir in allem Zweifel. Amen.
Auf Gottes Gerechtigkeit bauen
„Sie fragen mich, ob ich an Gott glaube, Herr Pfarrer! Sie sind neu hier in der Gemeinde und noch nicht über alles informiert", sagt Frau Steinhofer und stemmt ihre dicken Hände in die breiten Hüften.
„Ich will Ihnen etwas erzählen und dann urteilen Sie selbst. Voriges Jahr hat der Gemeinderat beschlossen, ein Kreuz aufzustellen. Dort oben auf dem Dreitausender." Frau Steinhofer zeigt mit dem Finger zum Berg. Der Pfarrer blickt hinauf. „Und?", fragt er.
„Monate haben mein Mann, Josef Huber, der Schreiner, und Alfons Greiner, der Fleischer, an diesem Kreuz gearbeitet. Sie haben nicht ein Kreuz geschnitzt, wie es üblicherweise auf einem Berggipfel steht. Sie haben es schön verziert und an dieses Kreuz den Leib Christi gehängt. Seinen Körper fertigten sie aus einem einzigen Stück Holz. Das alles geschah zur Ehre Gottes."
„Eine gute Tat", sagt der Pfarrer.
„Sie wurde aber nicht entsprechend belohnt", fährt Frau Steinhofer fort. „Im letzten Jahr, Ende September, brachten diese drei Männer und der Gemeinderatsvorsitzende wie unser Organist das Kreuz den Berg hinauf. Die beiden anderen waren mitgegangen, weil man Wasser, Zement, Sand und Stahlseile mitschleppen musste. Dazu kam noch diverses Werkzeug. Die fünf brachen in der Frühe auf, denn sie wollten am Abend wieder zurück sein. Der Himmel war blau, kein Wölkchen zeigte sich. Der Wetterdienst hatte nur Sonnenschein vorausgesagt. Aber Sie wissen ja, wie es in den Bergen zugeht. Das Wetter kann schnell umschlagen. In einer Stunde kann es sich zuziehen." Frau Steinhofer macht eine Pause, holt tief Luft. „So geschah es auch. Als die Männer oben waren, kam ein Unwetter auf. Darum beeilten sie sich mit dem Aufstellen des Kreuzes. Mein Mann lief und holte Steine. Da zuckte ein Blitz vom Himmel und traf ihn. Er war auf der Stelle tot. Er wurde sozusagen erschlagen, als er Gott diente." „Ein tragischer Unfall!", meint der Pfarrer. „Mehr haben Sie dazu nicht zu sagen?", wettert Frau Steinhofer und schnappt nach Luft. „Glauben Sie wirklich, dass es einen Gott gibt, einen gütigen Gott, der zulässt, dass ein Mensch sterben muss, wenn er sich zu seiner Ehre abrackert?" Der Pfarrer schaut Frau Steinhofer verwundert an: „Ich verstehe nicht, was Sie mir sagen wollen", meint er nach einer Weile. „Sie verstehen das nicht? Ein gerechter Vater sieht zu, wie grausame und bestialische Untaten auf dieser Welt begangen werden und unternimmt nichts. Mein Mann aber, ein frommer Christ, muss sterben, als er ihn ehren wollte. Glauben Sie wirklich an einen liebenden Gott, der fair zu den Menschen ist?" „Ich glaube an einen gütigen Vater", antwortet der Pfarrer. „Aber Gott vergilt uns unsere Taten in einer anderen Welt."