Und Jesus stieg aus und sah die große Menge; und sie jammerten ihn, denn sie waren wie Schafe, die keinen Hirten haben.
Markus 6,34
Es gibt Momente im Leben, da ist es einfach gut, mal einen Gang zurückzuschalten, auszuspannen, 5 mal gerade sein zu lassen und vor allem sich darauf verlassen zu können, dass jemand anderes die Verantwortung übernimmt. Gerade bei der Erziehung habe ich es als wohltuend empfunden, dass wir zu zweit waren und man manchmal auch mal durchschnaufen konnte. Wie viel anstrengender hat es da ein allein erziehendes Elternteil. Es ist einfach gut, wenn man in einer Gemeinschaft ist und andere einen auch einmal tragen können.
Die Realität aber heute ist: Jede(r) fünfte in unserem Land ist einsam und fühlt sich einsam. Und wenn ich einsam bin, dann kann ich mich nicht zurücklehnen und darauf vertrauen, dass andere gut für mich und mit mir handeln. Ich finde das ausgesprochen anstrengend. Vielleicht gingen die Gedanken Jesu in diese Richtung, wenn er die Menschen wie Schafe ansah, denen der Hirte fehlte.
Spannend ist wie Jesus auf die Situation reagiert. Im nächsten Satz heißt es: „Und er fing eine lange Predigt an.“ Jesus erzählt den Menschen von Gott, seinem Vater. Er erzählt ihnen davon, dass es Gott ist, dem sie vertrauen können. Er erzählt davon, wie sehr er selbst seinem Vater vertraut. Er erzählt davon, dass es Gott ist, der den Menschen hilft, Orientierungen und Wege gibt. Und es ist Gott, der die Menschen beschützt wie ein Hirte seine Schafe beschützt, so dass sie zur Ruhe kommen.
Jesus lädt - auch uns - ein, sich fallenzulassen und loszulassen. Auf Gott vertrauen, abgeben und dann einfach durch zu schnaufen, sich hängen zu lassen, einmal nicht wachsam sein zu müssen. Gott hilft dabei, dass auch die Seele einmal Urlaub machen kann.
Guter Vater!
Schön, dass ich bei dir geborgen bin. Amen.
Der kleine Urlaubsabend (Elke Bräunling)
Es war einer dieser lauen Sommerabende, an denen der Tag an seinem Ende für eine Weile still zu stehen schien. Die Sonne war gerade untergegangen und die Menschen sollten sich längst wie sonst in ihre Häuser und Wohnungen zurückgezogen haben. Das aber wollte dieser gemütlich warme Abend nicht zulassen. Die Sommerluft duftete nach guter Laune, Rosenblüten, Holunder, Erdbeereis, Vanilleschokolade, Pfannkuchen und Grillwürsten. Sie verführte zum Draußenbleiben, zum Innehalten im gewohnten Trott und zur fröhlichen Heiterkeit. Und sie tat so gut. Die Bewohner der kleinen Stadt genossen diese köstliche Abendstimmung. Sie fühlte sich an wie ein besonders sorgloser Urlaubsmoment. Das Alltagsleben durfte gerne auch einmal etwas langsamer verlaufen an einem Abend wie diesem. Gestresst und gehetzt hatte man genug in der letzten Zeit und die kalten Monate würden sowieso bald wieder kommen. Jetzt fand das Leben statt. Es wollte gelebt werden und das sollte auch so sein.
Langsam nur leerten sich die Straßen. Bald würde es dunkel sein und die Kinder mussten in die Betten gebracht werden. Vor den Eisdielen, Bistros, Gaststätten und Cafés herrschte aber noch immer eine fröhliche Biergartenstimmung und am Marktplatz stand am Brunnen ein Geiger. Er spielte jene schwermütig nordischen Melodien, die vom Meer und von fernen Reisen, von Abschieden, hellen Nächten, Abendrot und weiten Wäldern, von Blaubeerkuchen und von der Liebe erzählten. Er war so tief in sein Spiel versunken, dass er die Zeit vergessen zu haben schien.
Die Leute, die ringsum auf Bänken, im Gras und auf den Stufen zum Stadtbrunnen saßen, lauschten den sehnsüchtigen Weisen. Ein Lächeln lag auf ihren Gesichtern. Manche hatten die Augen geschlossen, andere seufzten.Eine tiefe Ergriffenheit lag über dem kleinen Platz. Sie löste bei manch einem Zuhörer jene Gefühle aus, die man in der Kindheit an Geburtstagen oder in der Weihnachtszeit und auch jetzt manchmal noch auf Urlaubsreisen oder in Momenten fröhlicher Unbeschwertheit empfand. Jene leise Vorfreude auf die Erfüllung heimlich erträumter Wünsche. Jenes Wohlseinsgefühl, das allen Ärger, die Sorgen, den Stress für einen Moment, ein paar Stunden, einen Abend vergessen ließ. Er war wie Urlaub, dieser Sommerabend in der Stadt. Ein kleiner Urlaub für die Seele.
www. geschichtenseiten.de/2022/05/24/der-kleine-urlaubsabend/
Es gibt eine Seite mit den alten Losungsandachten:
https://evangelisch-neuss-sued.de/gottesdienste/beten-zuhause