Es war ein reicher Mensch, dessen Land hatte gut getragen. Und er dachte bei sich selbst und sprach: Liebe Seele, du hast einen großen Vorrat für viele Jahre; habe nun Ruhe, iss, trink und habe guten Mut! Aber Gott sprach zu ihm: Du Narr!
Lukas 12, 16+17+19+20
Und es geht weiter: „Diese Nacht wird man deine Seele von dir fordern. Und wem wird dann gehören, was du bereitet hast? So geht es dem, der sich Schätze sammelt und ist nicht reich bei Gott.“
Man soll nicht glauben, dass dieses Gleichnis 2000 Jahre alt ist, so aktuell ist es. Auch heute noch steht bei vielen Menschen das Materielle im Vordergrund. Wir wollen es gut haben und wir wollen uns in vielfacher Hinsicht absichern. Das alles ist mit Sicherheit sinnvoll. So ist es z.B. gut, sich rechtzeitig Gedanken um das Alter zu machen, um sein Auskommen im Alter.
Allerdings sollte man das Leben nicht auf ein Später verschieben. „Wenn ich mal in Rente bin …“ Wie viele Menschen habe ich schon beerdigt, die das gedacht hatten und dann nicht mehr dazu kamen. Ein Unfall, eine Krankheit, ein Schicksalsschlag kamen dazwischen.
Aber wie kann ich dann „richtig“ leben? Meine Frau und ich nennen es „abschiedlich leben“ – lebe so, dass wenn du jetzt gehen müsstest auch auf ein gutes und erfülltes Leben zurückblicken kannst. Also nicht alles auf ein Später verschieben, sondern jetzt leben. Für den Rektor meiner Schule bedeutete dies z.B. ein Sabbatjahr zu machen. Das heißt, man verzichtet jahrelang auf ein Gehalt und kann dann ein Jahr machen, was man möchte. Er hat eine Reise rund um die Welt gemacht. Aber es muss vielleicht nicht immer so etwas Großes sein. Es gibt viele kleine Freuden, die man auch jetzt recht einfach genießen kann. Viel Freude dabei. Und dann noch mit Gott an meiner Seite, wie schön!
Guter Vater!
Gib mir die Weisheit, klug zu leben. Amen.
Der größte Narr
Von einem König wird erzählt, dass er sich nach der Sitte seiner Zeit einen Hofnarren hielt, dem er zugestand, immer die Wahrheit zu sagen, auch wenn sie bitter war. Eines Tages schenkte der König dem Narren einen silbernen Narrenstab als Zeichen der Wertschätzung. Diesen sollte er niemals abgeben, außer er fände einen Menschen, der noch närrischer sei als er. Nach Jahren lag der König im Sterben. Der Narr trat in sein Krankenzimmer und sagte: „König, ich höre, du willst eine große Reise antreten.“ „Ich will nicht, ich muss!“, war die Antwort. „Gibt es jemanden, der dich dazu zwingen kann? Aber du wirst doch bald zurückkommen?“ „Nein“, schluchzte der König, „von dem Land kehrt keiner mehr zurück.“ „Aber dann wirst du dich sicher gut darauf vorbereitet haben und königlich empfangen werden.“ „Nein, ich hatte nie Zeit, mich darauf vorzubereiten.“ Der Narr meinte: „Dann hast du sicher nicht gewusst, dass du einmal diese Reise antreten musst.“ „Gewusst schon, aber ich fand nie Zeit, mich darum zu kümmern.“ Da legte der Narr seinen Stab auf das Bett des Königs: „Nimm diesen Stab. Du hast gewusst, dass du in ein Land musst, aus dem du nicht zurückkommst. Und doch hast du nicht dafür gesorgt, dass du dort empfangen wirst und willkommen bist. Du bist der größte Narr!“
Es gibt eine Seite mit den alten Losungsandachten:
https://evangelisch-neuss-sued.de/gottesdienste/beten-zuhause