Sei jeden Morgen unser Schutz, komm uns zu Hilfe in Zeiten der Not!
Jesaja 33,2
Wie oft wird Gott jeden Tag mit dieser Bitte konfrontiert. Ja, gerade in Zeiten der Not erinnern sich die Menschen daran, dass sie bei Gott Hilfe finden können. Dann kommen die Gebete zur Not mit der Bitte um Rettung oder und Hilfe.
Aber ist es nicht eigentlich unfair, dass wir uns dann an Gott erinnern, wenn wir in Not sind und ihn in unserem Alltag oft vergessen? Nun, mein Bild von Gott ist es, dass er sich jedes Mal freut, wenn Menschen sich ihm zuwenden. So freut er sich über jedes Gebet. Aber ich hoffe, dass Gott nicht nachtragend ist und es uns nicht übel nimmt, wenn wir uns nach einer längeren Pause wieder an ich wenden. Es ist einfach zutiefst menschlich, uns in Zeiten der Not erst wieder an Gott zu erinnern.
Ein anderer Gedanke kommt dazu: Wenn wir Gott um Hilfe oder Rettung bitten, gestehen wir uns gleichzeitig ein, dass wir uns selbst nicht helfen können. Und ganz ehrlich: Schön ist so ein Eingeständnis nicht gerade. Denn ich habe doch lieber von mir selbst das Bild eines gelingenden Lebens, das auch in der Lage ist, mit Schwierigkeiten selbst fertig zu werden. „Yes, we can“ war das Motto von Barak Obama oder das von Angela Merkel „Wir schaffen das!“ Beide hätten niemanden vom Hocker gerissen mit dem Slogan „Herr, wir brauchen deine Hilfe“.
Dabei ist allen klar, dass neben der Stärke und dem Können und Gelingen zum Leben genauso das Versagen, die Schwäche und das Misslingen gehören. Wir sind nun einmal nicht immer schön und stark und mutig, sondern manchmal auch schwach und ratlos. Und das ist okay!
Guter Vater!
Hilf auch du mir in Zeiten der Not. Amen.
Ich gebe mein Leben auf...
„Wie ein schwerer, dunkler Kloß aus Trauer und Einsamkeit, Erschöpfung und Übelkeit bin ich. Keine Kraft, keine Freude, kein Licht, keine Hand! Schmerzen machen mich dumpf, Trauer stumpf, Verletzungen wund und krank. Herr, erbarme dich! Ich bin krank, elend, erschöpft, leer und stumpf. Keiner merkt es. Es geht immer weiter. Keine Ruhe, keine Besinnung, keine Erholung. Wenn einer mal sagen würde: Ruh dich aus! Alle fordern, erwarten, beanspruchen. Herr, erbarme dich!
Ich bin nur noch betäubter Schmerz, weggeschobene Angst, überspielte Ohnmacht, verdrängte Kränkung, tiefe Einsamkeit. Herr, erbarme dich!
Alles in mir schreit. Die Seele schreit nach Geborgenheit. Die Nerven schreien nach Ruhe. Die Augen verlangen nach heilen Bildern. Das Herz möchte Frieden. Die Ohren lauschen auf gute Worte. Die Beine wollen Bewegung. Die Hände suchen einen festen Halt. Die Lunge schreit nach frischer Luft. Der Kopf möchte Klarheit. Der Leib sucht Wärme und Fürsorge. Mein ganzer Mensch schreit: Herr, erbarme dich! Ich gebe mein Leben auf- dich, Herr!"
(Aus mir überlassenen Tagebuchnotizen eines Verzweifelten)
Es gibt eine Seite mit den alten Losungsandachten:
https://evangelisch-neuss-sued.de/gottesdienste/beten-zuhause