Aber so spricht der HERR: Lass dein Schreien und Weinen und die Tränen deiner Augen; denn deine Mühe wird belohnt werden, spricht der HERR.
Jeremia 31,16
Israel weint im Exil. Rahel weint, weil ihre Kinder die Heimat noch gar nicht gesehen haben bzw. kennen. Da verkündet der Prophet im Auftrag Gottes: „Deine Kinder werden deine Heimat kennenlernen, Rahel. Es geht zurück nach Hause.“
Schreien, Weinen und Tränen – sie sind ein fester Bestandteil unseres Lebens. Traurige Momente, Zeiten mit Verzweiflung, nassgeweinte Kopfkissen, sie sind Begleiter des Lebens. Abschiede, Scheitern, Trennung, Krankheit – es gibt so unendlich viele Anlässe, um traurig zu sein.
Jeremia ruft uns heute ins Gedächtnis, dass wir in den dunklen Momenten des Lebens nicht alleine sind. Gott sieht unsere Traurigkeit, er hört unsere Schreie, auch wenn sie stumm bleiben. Gott weiß wie es mir geht und es ist ihm nicht egal. Jesus sagte einmal: „Kommt her zu mir alle die ihr mühselig und beladen seid, ich will euch erquicken.“ Alleine dies zu wissen, tröstet schon ein wenig. Ich bin Gott wichtig und er lässt mich nicht im Stich.
Und noch ein Gedanke: Dadurch, dass ich auch traurige und dunkle Momente erlebe, kann ich überhaupt erst den Wert der schönen Momente, der Glücksinseln im Alltag richtig erfassen. Sie strahlen vor dem dunklen Hintergrund viel heller. Wer z.B. in Florida lebt und fast immer Sonne hat, wird sie irgendwann für selbstverständlich halten und nichts Besonderes daran entdecken. Wer aber nach dem dunklen und verregneten November einen strahlenden Sonnentag erlebt, wird sich darüber sicherlich freuen.
Und so ist es auch im Leben, es bleibt nicht immer dunkel, irgendwann bricht ein Sonnenstrahl ins Leben.
Guter Vater!
Danke, dass du mich in der Traurigkeit nicht alleine lässt. Amen.
Tiefes Leid und höchste Seligkeit
Ehe die Bastille in Paris 1789 dem Erdboden gleichgemacht wurde, war sie Staatsgefängnis. Schuldige und Unschuldige starben hinter ihren Mauern, unter ihnen der evangelische Pfarrer Julian. In einen Stein seiner Zelle hatte eine feste Hand eingeritzt: „Hie iacet anima mea." („Hier ruht meine Seele.") Es zeigte sich, dass dieser Stein locker war. Julian zog ihn heraus. In der Mauervertiefung lag die Bibel eines Hugenottenpfarrers, versehen mit vielen handschriftlichen Eintragungen: dem Tag seiner Hochzeit, seiner Ordination, der Aufhebung des Edikts von Nantes 1685; dann die lange Leidensgeschichte im Kerker, die Versuchungen zum Schwachwerden und Verleugnen, aber auch die Tröstungen aus Gottes Wort: Nach achtunddreißigjähriger Haft steht unter dem Datum Mai 1725: „Ich kann fast nicht mehr sehen. Aber ich wünsche doch nicht, dass ich nicht hier gewesen wäre, wo Gott mir Gelegenheit gab, mich stündlich auf seine Ankunft vorzubereiten. Wer meine Bibel findet, sei gegrüßt und gesegnet von unserem Heiland Jesus Christus. Ich kann nicht mehr im Worte Gottes lesen. Ich höre es bald aus Gottes eigenem Munde ..."
Es gibt eine Seite mit den alten Losungsandachten:
https://evangelisch-neuss-sued.de/gottesdienste/beten-zuhause